ARALORN - Der Verrat (German Edition)
vor einem Wesen versteckt, das sie Safarent nannten – was übersetzt so viel heißt wie: großer gelber Magiepervertierer.« Sie wartete auf seine Reaktion.
»Großer gelber … Magiepervertierer?«, wiederholte er mit ruhiger Stimme, was den Namen nur noch lächerlicher klingen ließ.
»Ungefähr so, wie dein Name in verschiedenen Anthran-Dialekten mit ›Haariger wilder Fleischfresser, der heult‹ übersetzt werden würde«, erwiderte sie. »Oder wäre dir ›Großer Goldener Magiebesudeler‹ lieber?«
»Nicht wirklich«, sagte er trocken.
»Na ja, egal«, fuhr sie fort, erfreut, dass ihr Versuch, ihn zu erheitern, geglückt war, »jedenfalls haben sich die Gestaltwandler bereits versteckt, als die Menschen hier ankamen. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum sie nur hier überlebt haben.«
»Und was ist jetzt diesem … Safarent passiert?«, fragte Wolf, als Aralorn nicht weitererzählte.
»Vermutlich die Magierkriege«, sagte sie. »Aber hier sind die Geschichten ziemlich vage.« Sie schloss die Augen und umschlang seinen Arm, um ihre Ängste zu vertreiben. »Ich werde meinen Onkel morgen bitten, sich den Löwen anzusehen.«
Wolf grunzte und begann an der weichen Stelle hinter ihrem Ohr zu knabbern, doch sie machte sich viel zu große Sorgen um ihren Vater, um seiner Stimmung zu folgen.
Wolf«, sagte sie, »meinst du, ich sollte es mal mit meinem Schwert versuchen? Vielleicht ist es in der Lage, uns dieses Schattenetwas vom Hals zu schaffen oder den Bannzauber, unter dem mein Vater steht, sogar zu brechen.«
Ein verzaubertes Schwert zu tragen war für Aralorn nicht unbedingt ein beruhigender Gedanke. Genau genommen flößte es ihr solche Angst ein, dass sie die meiste Zeit über versuchte, es zu ignorieren. Seit sie es gegen Wolfs Vater eingesetzt hatte, hatte sie nicht einmal damit trainiert – obwohl sie es immer bei sich hatte, damit es sich niemand anders aneignen konnte.
Wolf biss ihr ins Ohr und zog sie auf sich, hielt sie so, dass er ihr ins Gesicht sehen konnte.
»Ambris, einstmals Atryx Iblis genannt«, sagte er nachdenklich.
»Magiefresser«, übersetzte sie.
»Verschlinger klingt viel beeindruckender«, meinte er, »sofern wir immer noch die passende Übersetzung erörtern. Dieser Name ist im Grunde das Einzige, was wir wirklich über das Ding wissen, richtig?«
»Worauf willst du hinaus? Es gibt jede Menge Geschichten, zugegebenermaßen nicht über das Schwert, aber die Waffen des Schmieds …«
»… können gegen Menschen nicht benutzt werden«, fiel er ihr ins Wort. »Sie wurden geschaffen, um die Götter selbst zu bezwingen: der schwarze Streitkolben, die bronzene Lanze, das rosenrote Schwert. ›Nur Menschenhand sei es gewährt sie zu führen …‹«
»› … wider die Scheusale der Nacht‹«, beendete sie das Zitat. »Ich weiß, ich weiß.« Dann dachte sie einen Augenblick über das, was er gesagt hatte, nach. »Oh, ich verstehe, was du meinst. Du denkst, die Geschichten könnten sich vielleicht irren.«
»Mein Vater war ein Scheusal, gleichwohl aber ein menschliches Scheusal. Und du, meine Süße, bist kein Mensch.«
»Zur Hälfte«, korrigierte sie ihn abwesend, »und hinsichtlich deines Vaters bin ich mir nicht so sicher. Abgesehen von deinem Geoffrey und ein paar Uriah hab ich, soweit ich mich erinnern kann, nie jemanden mit Ambris auch nur verwundet. Ich benutze es nur selten, und dann auch nur beim Kampftraining, wo es nicht darum geht, den Gegner aufzuschlitzen. Im richtigen Kampf nehme ich Waffen, mit denen ich besser umgehen kann. Wolf, wenn dein Vater ein Mensch gewesen wäre, hätte Ambris gegen ihn nichts ausrichten dürfen.«
Grübelnd trommelte Wolf im Rhythmus seiner Gedanken mit den Fingern auf ihren Hüften. »Möglicherweise hat der Schmied den Begriff Mensch etwas großzügiger gefasst als wir. Wär doch denkbar, dass er Mischlingsgestaltwandler mit eingeschlossen hat. Und mein Vater hat versucht, so unsterblich zu werden wie die Götter – vielleicht hatte er sich diesem Ziel ja schon weit genug genähert, dass das Schwert gegen ihn etwas ausrichten konnte.«
»Bei dem Bannzauber, der meinen Vater im Griff hält, spielt das doch alles keine Rolle, oder sehe ich das falsch? Ich will ja niemanden damit töten – nur einen Zauber brechen. Die magische Abwehr des ae’Magi hat es jedenfalls durchbrochen …«
»Nein, hat es nicht.«
Sie setzte sich aufrecht, sodass sie ihn ansehen konnte. »Was willst du damit sagen.«
»Äh«, sagte er. »Das
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