Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ARALORN - Der Verrat (German Edition)

ARALORN - Der Verrat (German Edition)

Titel: ARALORN - Der Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
Vom Netzwerk:
von Bösem und all seinen Inkarnationen. Wie eine einzige übermächtige Welle spülten sie über Aralorn hinweg, die von Angst und Entsetzen erfüllt nur dakauern konnte.
    Dann ertönte von irgendwoher ein gedämpftes Geräusch, diesmal so menschlich, wie das Heulen des Jaulers unmenschlich war.
    Wolf , schoss es ihr durch den Kopf. Allein der Gedanke an ihn verlieh ihr genug Kraft, die Hände auf die Ohren zu pressen, und mit wohltuender Abruptheit verstummten die Stimmen. Ihre bewusste Wahrnehmung kehrte zurück, und sie hob ihren Blick zu Wolf in seiner menschlichen Gestalt. Er stand mit dem Rücken zu ihr, stellte sich dem Jauler entgegen.
    Trotz des Blutes, das von seinem Hemd tropfte und den Schnee zu seinen Füßen schmolz, schwang er seinen schwarzen Stab mit kaltblütiger Anmut. Die Kristalle am einen Ende des Stabes funkelten wie die Augen des Jaulers, während von den fingerlangen, scharfen Metallkrallen am anderen Ende Blut hinuntertroff.
    Die Krallen waren eine Art Waffe. Gegen menschliche Gegner konnten sie tödlich sein – gegen das dicke Fell und die darunterliegende Fettschicht eines Jaulers jedoch waren sie so gut wie nutzlos. Es sah ihm überhaupt nicht ähnlich, sich für eine so ungeeignete Art des Angriffs zu entscheiden – solange er nicht die Erfahrung gemacht hatte, dass der Gegner gegen Magie immun war. Seine Ausbildung war in dieser Hinsicht ein wenig planlos verlaufen – fußte mehr auf Bücher als auf persönliche Unterweisung. Gegen ein natürliches Geschöpf wie einen Bären oder ein Wildschwein wäre seine Magie eine vortreffliche Waffe gewesen, aber bei einem Jauler half sie ihm nicht im Geringsten.
    Ohne ihre Hände zu Hilfe zu nehmen (mit denen sie sich nach wie vor die Ohren zuhielt, um die Myriaden von Stimmen auszusperren, die unmöglich existent sein konnten), kam Aralorn unsicher wieder auf die Beine. In dem Moment bemerkte sie, dass auch mit ihrem Sehvermögen etwas nicht stimmte. Einige Dinge waren verschwommen, während andere unglaublich detailliert wirkten.
    Sie richtete ihre ganze Aufmerksamkeit auf den Kampf, nahm die Hände von den Ohren und streifte hektisch den hinderlichen Umhang ab, bevor die Stimmen wieder von ihr Besitz ergreifen konnten. Sie hatte ihr Schwert auf Lammfeste zurückgelassen, um die Gestaltwandler durch eine so mächtige Waffe nicht unnötig zu reizen; jetzt allerdings bereute sie diese Entscheidung.
    Aralorn zückte ihre Messer, mit jeder Hand eines, und beobachtete den Rhythmus des Kampfes, um zu sehen, wo sie am besten angreifen konnte.
    Komm schon, konzentrier dich , dachte sie. Die Anstrengung, die es sie kostete, die raunenden Stimmen zu ignorieren, trieb ihr trotz Eis und Wind den Schweiß auf die Stirn.
    Wolf stieß mit dem Klauenende seines Stabs zu, der Jauler drehte sich zur Seite und heulte wütend auf, als die scharfen Spitzen seine Flanke ritzten. Knurrend schnappte er nach dem Stab und handelte sich einen weiteren Hieb ein. Hatten sich die Krallen an Wolfs Stab bewegt, oder war es lediglich eine Auswirkung dessen, was der Jauler mit ihren Augen gemacht hatte?
    Aralorn schüttelte den Kopf in dem Versuch, sowohl den Gedanken wie auch die Stimmen zu vertreiben. Sie musste herausfinden, welche Richtung dieser Kampf nahm, nicht, was Wolfs Stab für Possen trieb. Es war schwierig, den Sinn und Zweck von Wolfs Angriffsmuster zu erkennen. Wie es aussah, lauerte er gar nicht auf eine Gelegenheit zu einem tödlichen Schlag, sondern benutzt seinen Stab nur dazu, die Kreatur in die Seiten zu pieksen und zu stoßen. Auch legte er es offenbar nicht darauf an, in den dichten Wald zurückzuweichen, wo die Größe des Jaulers gegen das Biest arbeiten würde. Es schien so, als … natürlich. Wolf versuchte den Jauler von ihr wegzutreiben – geradeso wie einer von diesen schwachsinnigen, zum Ausderhautfahren dämlichen Helden in ihren Bardengeschichten. Er hätte sich wahrscheinlich in eine bessere Position bringen und mit seinem pockenzerfressenen Stab etwas Sinnvolleres anstellen können, hätte er sich nicht zuallererst um ihre Sicherheit gekümmert.
    Wolfs nächste Attacke würde aller Voraussicht nach von dort erfolgen, und der Jauler würde dann von rechts nachrücken. So wie er in all den Jahren Schmerz, Kälte und Angst abgehalten hatte, so ließ der Kampfgeruch auch die Stimmen in den Hintergrund treten.
    Ebenso schweigend wie Wolf selbst schlich sie sich um das Kampfgeschehen herum, bis sie sich hinter dem Jauler befand. Im gleichen

Weitere Kostenlose Bücher