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ARALORN - Der Verrat (German Edition)

ARALORN - Der Verrat (German Edition)

Titel: ARALORN - Der Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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Moment, als all seine Aufmerksamkeit auf Wolf gerichtet war, stürmte sie los und stieß sich vom Boden ab, sprang dem Jauler auf den Rücken, als wäre er ein Pferd und sie ein junger Heißsporn, der vor seinen Freunden Eindruck schinden wollte. Fest klammerte sie ihre Beine knapp unterhalb seiner Schulterblätter zusammen und bohrte ihm links und rechts ihre scharfen Klingen ins Genick, dort, wo die Fettschicht nicht so dick war.
    Wütend bäumte der Jauler sich auf und hob zu einem hohen, durchdringenden Todesgesang an, der sich im Wind verfing und im Wald widerhallte. Das Gesicht in das raue, nach Moschus riechende Fell gepresst, hielt Aralorn sich mit aller Kraft fest, während das warme Blut der Kreatur ihr die kalten Hände wärmte und die Griffe ihrer Messer glitschig werden ließ.
    Abermals erhob sich der Jauler auf die Hinterhufe, als Wolfs Stab ihn an der Kehle traf und seine Krallen sich tief in sein Fleisch versenkten. Im nächsten Moment packte Wolf seinen Stab mit beiden Händen fest in der Mitte und stemmte sich mit ganzem Gewicht dagegen, um das sterbende Untier zur Seite zu drängen.
    Hätte Wolf nicht so geistesgegenwärtig reagiert, wäre der Jauler hintenüber gestürzt und hätte Aralorn unter sich begraben. So jedoch löste sie ohne Zögern ihren Griff von den Messern, sprang von dem Scheusal herab und brachte sich mit wenigen raschen Schritten außer Reichweite der mächtigen, wild um sich dreschenden Pranken.
    Von entgegengesetzten Seiten aus sahen sie und Wolf dem Todesringen der Bestie zu. Sie wehrte sich noch eine kleine Weile und lag dann reglos da. Aralorn erschauerte und holte sich ihren Umhang von dort wieder, wo sie ihn fallengelassen hatte.
    »Einer von deinen Verwandten?«, fragte Wolf, während er das Ende seines Stabs im Schnee säuberte.
    Aralorn schüttelte den Kopf. Sie schlang den Wollumhang um sich und versuchte das von der Kälte wie vom Kampfrausch herrührende Zittern in den Griff zu bekommen. »Nein, es ist ein Jauler.«
    Nun, da die Schlacht geschlagen war, kämpften die raunenden Stimmen wieder um ihre Aufmerksamkeit, obschon sie jetzt viel leiser waren als zuvor. Sie wusste, dass sie irgendetwas tun sollte, doch ihr wollte nicht einfallen, was.
    Wolf beendete die Reinigung seines Stabs und rammte ihn in den Schnee, damit er sich die Hände unter den Achseln wärmen konnte. Er ging zu der toten Bestie hinüber und stieß sie sacht mit dem Fuß an. »Was macht ein Jauler so weit im Süden?«
    »Jagen«, erwiderte Aralorn leise. Sie bemerkte, dass der Wind schwächer wurde.
    Wolf hörte auf, das verendete Untier zu untersuchen. »Aralorn?«
    »Ich schätze, er wurde geschickt, um dich aufzustöbern und zu töten. Ich …« Der Wind klang gänzlich ab und mit ihm die Stimmen. Zögerlich entspannte sie sich ein wenig.
    »Alles in Ordnung mit dir, Aralorn?«
    Sie lächelte, versuchte ihn zu beruhigen. »Frag mich das morgen noch mal. Was ist mit deiner Schulter?«
    Er schüttelte den Kopf. »Bloß ein Kratzer. Sollte wohl gesäubert werden, wenn wir wieder in der Feste sind, aber nichts, weswegen man sich Sorgen machen müsste.«
    Nichtsdestotrotz bestand sie darauf, sich die Wunde anzusehen, und er hatte recht. Erst jetzt, nachdem sie sicher sein konnte, dass er keine ernsthaften Verletzungen davongetragen hatte, ließ ihre Anspannung wirklich nach.
    Wolf nahm einen Zipfel seines schwarzsamtenen Umhangs und wischte ihr die Baumharzschlieren und das Jaulerblut aus dem Gesicht. Während er sich ihre Nase vornahm, zog er ein paar Zweige aus ihrem Haar und strich ihr eine Strähne aus den Augen.
    »Ich weiß gar nicht, wieso du dir die Mühe machst«, sagte Aralorn. »Zehn Schritte durch die Bäume, und meine Frisur sieht wieder genauso aus.«
    Wolfs bernsteinfarbene Augen funkelten amüsiert. Er hob eine Hand an seine Maske, als ob er sie abnehmen wollte, doch dann plötzlich, als sein Blick an ihr vorbeiging, verharrte er in der Bewegung. Alarmiert fuhr Aralorn herum, und ihr Blick fiel auf den Rotschwanzbussard, der sich auf dem toten Jauler niedergelassen hatte.
    »Wo zum Henker hast du einen Gestaltwandler aufgetrieben, der tatsächlich imstande ist, mir weiszumachen, er wäre bloß ein folgsamer Wolf?« Ihr Onkel redete wie gehabt in seiner Heimatsprache zu ihr.
    Ohne darauf einzugehen, übersetzte Aralorn seine Worte für Wolf ins Rethische. Für irgendwelche Verbalschlachten fehlte ihr im Augenblick einfach die Kraft – obwohl Übersetzen auch nicht viel besser

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