ARALORN - Der Verrat (German Edition)
Liebkosung gewesen denn ein Schlag.
»Ihr habt nicht sie angegriffen«, sagte Halven ungeduldig. »Der Einzige, der in diesem Raum Grund hatte, sich Sorgen zu machen, wart Ihr.«
Wolf wandte seinen Blick von beiden ab. Er hob die Hand, um sich an seine Maske zu greifen, etwas, das er immer tat, wenn er sich unbehaglich fühlte. Aber seine Maske war nicht da, und er zuckte zusammen, als seine Finger die Narben berührten. Aralorn war nicht die Einzige, die es sah.
»Falls Ihr das Andenken loswerden möchtet«, sagte Halven, »kommt zu mir, und ich zeige Euch, wie man sich heilt. Ihr habt die Kräfte, und ich bringe Euch die Fertigkeit bei.« Er schaute hinunter auf den Boden, wo der Verderbnisschatten gewesen war. »Es war sowieso das Beste, den Verderbnisschatten zu töten. Er schien es auf Aralorn abgesehen zu haben, und die Biester können recht gefährlich sein an einem so alten Ort wie dem hier.«
»Pest und Verdammnis«, stieß Aralorn leise hervor, als ihr auf einmal siedendheiß etwas einfiel. »Kisrah ist auf dem Weg hierher. Möglicherweise haben wir ein Problem.«
»Und zwar?« Wolf versteifte sich wie ein Beute witterndes Raubtier; die Erschöpfung, die seine Bewegungen weniger fließend gemacht hatte als sonst, schien gänzlich von ihm abzufallen.
»In der Nacht, als dein Vater starb … war Lord Kisrah auch in der Burg des ae’Magi.«
»Hat er dich erkannt?«, fragte Wolf angespannt. »Als die Tochter des Löwen?«
»Auch wenn ich mich aus den Angelegenheiten der Menschen meistens heraushalte«, unterbrach Halven sie mit sanfter Stimme, »ahne ich doch, dass dies eine gefährliche Unterhaltung wird. Ich will über Geoffrey ae’Magis Tod nichts wissen.« Er zögerte. »Falls Ihr dies alles überleben solltet, Wolf … kommt zu mir und wir reden über Eure widerspenstige Magie. Viel Glück.« Er wuchtete den Riegel an der gegenüberliegenden Ausgangstür empor und verließ die Kammer.
Aralorn schloss die Tür hinter ihm und legte den Riegel wieder vor. »Ehrlich gesagt hat mich Kisrah ziemlich deutlich gesehen – ich hatte damals nicht damit gerechnet, auf irgendjemanden zu stoßen, und hatte deshalb mein Gesicht nicht verändert. Aber ich glaube nicht, dass er mich in Verbindung zu meinem Vater gebracht hat – wir hätten sonst schon längst etwas in dieser Richtung gehört. Kisrah war vollkommen von Geoffreys Zaubern eingewickelt. Hätte er mich erkannt, wär er mir schon längst auf den Fersen. Aber wenn er hierherkommt, kann er mich kaum übersehen.«
»Mit Kisrah werd ich schon fertig, falls er zu einem Problem werden sollte«, sagte Wolf mit einer Stimme, die sanft genug war, um Aralorn Angst zu machen.
»Danke«, sagte sie. »Aber ich glaube nicht, dass wir die Ermordung noch eines ae’Magi überleben würden.«
»Wir könnten das jedes Jahr machen, zum Todestag meines Vaters«, schlug Wolf vor. »Wenngleich Kisrah eigentlich unser erster wäre, da mein Vater, nachdem du ihn seiner Magie beraubt hattest, von den Uriah umgebracht wurde.«
Er machte Witze, dachte sie, obwohl man das bei ihm bisweilen nicht wusste. Und genau das fand er gut.
»Ich hab Kisrah das Leben gerettet«, sagte sie, wieder zum Thema zurückkehrend. »Die junge Dame, mit der er sein Bett teilte, hatte die Neigung, ihre Liebhaber zu verspeisen. Bedauerlicherweise war er ohne Bewusstsein, er weiß also nicht, dass er mir eigentlich was schuldig ist.« Sie strich mit den Fingern über die Hand ihres Vaters. Sie fühlte sich kalt an. Nachdenklich fuhr sie fort. »Offensichtlich hat er mich damals nicht erkannt, aber er hat die richtigen Beziehungen, verstehst du? Wenn er hätte herausfinden wollen, wer ich bin, dann hätte er das ganz ohne Zweifel gekonnt. Als ae’Magi besitzt er zudem Zugriff auf alles Wissen über schwarze Magie, das er sich wünscht.«
»Vor allem mit dem größten Teil der Bibliothek meines Vaters zu seiner Verfügung«, stimmt ihr Wolf zu, während er einen Schritt zurück trat und sich gegen die Wand lehnte. Nicht weil es sich so bequemer stand, wie Aralorn besorgt registrierte, sondern um sich überhaupt auf den Beinen zu halten. Vor Erschöpfung gerieten seine Konsonanten immer weicher, waren seine Worte immer schwieriger zu verstehen. »Es stimmt, dass er meinem Vater sehr nahegestanden hat, auf jeden Fall nahe genug, um auf Rache zu sinnen. Aber ich kenne Kisrah, er würde sich nie der schwarzen Künste bedienen.«
»Und Nevyn auch nicht«, sagte Aralorn düster.
Wolf seufzte. »Ich
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