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ARALORN - Der Verrat (German Edition)

ARALORN - Der Verrat (German Edition)

Titel: ARALORN - Der Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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Magie, die er nicht zu kontrollieren vermochte; sie war sich sogar ziemlich sicher, dass er auch niemanden sonst verletzen würde, der es nicht verdient gehabt hätte – und sie nahm an, dass er, wenn er nur Gelegenheit hatte, in Ruhe darüber nachzudenken, zu den gleichen Schlüssen kam.
    Was ihm wirklich zu schaffen machte, war das Wesen der grünen Magie. Man konnte ihr gut zureden, man konnte sie bitten, doch zwingen konnte man sie nie, genau das zu tun, was man wollte – aber er war schon mit Schlimmerem fertig geworden. Sie war zuversichtlich, dass er es auch diesmal schaffen würde; sie musste nur etwas Geduld haben, bis er von selbst dahinterkam.
    Vielleicht war es am vernünftigsten, ihn eine Weile alleine zu lassen. Er reagierte im Allgemeinen nicht gut darauf, wenn man ihn drängte.
    Aber da Vernunft nicht zu ihren herausragendsten Eigenschaften zählte, sagte sie: »Selbstmitleid bringt einen selten weiter, aber manchmal tut es ganz gut, ein Weilchen darin zu schwelgen. Obwohl du dich ranhalten solltest – ich krieg langsam Hunger.« Sie wies mit dem Kopf auf den Vorhang, auf dessen anderer Seite schon die ersten Leute zu hören waren, die sich zum Essen in der Halle einfanden. »Ich bin die kalte Küche gründlich leid.«
    Wolf schloss die Augen. Dehnte seinen Nacken zuerst nach links und anschließend nach rechts. Erst dann sah er sie an. Ein unheilvolles Funkeln glitzerte in ihrer bernsteinfarbenen Tiefe, als er seine Hände sanft, ganz sanft um Aralorns Hals schlang und sie an sich zog, sodass sie ihr Kinn heben und ihn ansehen musste.
    »Eines Tages«, flüsterte er, sich zu ihr herunterbeugend, bis seine Lippen ganz nah an ihrem Ohr waren, »wirst du ins Feuer treten und herausfinden, dass es tatsächlich heiß ist.«
    »Verbrenn mich«, hauchte sie ebenso leise, und ein paar Augenblicke lang tat er es auch – ohne einen einzigen Magierzauber.
    Als er sich wieder von ihr löste, lag in seinen Augen Ruhe und Frieden. »Gehen wir essen?«
    Im Gehen streifte ihr Blick ihren Vater. Ihr Lächeln verblasste. Aralorn trat an ihn heran und legte ihm die Hand auf die Wange.
    »Den Gruselkriecher sind wir losgeworden, Löwe von Lammfeste, doch mit dem Bannzauber hatten wir noch kein Glück«, murmelte sie. »Aber morgen ist ja auch noch ein Tag.«
    Wolfs warme Hand senkte sich auf ihre Schulter. »Komm.«

7
    Wolf verwandelte sich wieder in seine Tiergestalt und wankte. Aralorn legte ihm eine Hand an die Schulter, um ihm Halt zu geben, und mit einem Seufzen und einem entschuldigenden Blick lehnte Wolf sich dagegen.
    »Tut mir leid«, sagte er.
    »Du brauchst was in den Magen«, erwiderte sie und zog den Vorhang zurück, nur um festzustellen, dass die große Halle nicht bloß voller essender Menschen war, sondern dass sich zudem alle Köpfe nach ihr umdrehten. Den gespannten Blicken nach zu schließen hatte die Wache offensichtlich nichts Eiligeres zu tun gehabt, als die ganze Burg davon in Kenntnis zu setzen, dass Aralorn ihren Onkel hergebracht hatte, um sich den Löwen anzusehen.
    Sie verbeugte sich leicht und verkündete: »Wir haben ein paar Fortschritte gemacht, aber der Löwe schläft noch immer.«
    Sie zog den Vorhang hinter sich zu und errichtete ihre eigenen Schutzzauber gegen zufällige Eindringlinge, da Wolf sich nicht in der Verfassung befand, Magie heraufzubeschwören. Als sie damit fertig war, waren die meisten Tischgäste bereits wieder mit ihrer Mahlzeit beschäftigt.
    Aralorn schnappte sich einen sauberen Holzteller von dem Stoß, den ein vorbeikommender Küchendiener vor sich hertrug und setzte sich an den nächstbesten Tisch. Wolf sackte neben ihr auf den Boden. Mit ihren Messern säbelte sie sich von den Servierplatten auf dem Tisch ein bisschen hiervon und ein bisschen davon herunter und warf Wolf ein großes Stück gebratene Gänsebrust zu, das er mühelos auffing und ein wenig hastiger verschlang, als es die guten Manieren geboten.
    Dann nahm sie eine Scheibe Brot von ihrem Teller und packte eine ordentliche Portion aufgeschnittenes Fleisch obendrauf. Dies behielt sie für sich und stellte den Teller mitsamt allem, was sich sonst noch darauf befand, auf den Boden für Wolf.
    »Da ist sie! Ich seh sie.«
    Eine laute Stimme lenkte ihre Aufmerksamkeit von ihrer Mahlzeit ab. Sie hob den Blick und sah zwei flachsblonde Kinder auf sich zustürmen.
    »Tante Aralorn. Hey, Tante Aralorn. Vater sagt, du würdest uns eine Geschichte erzählen, wenn wir dich ganz artig bitten.«
    Sie schätzte

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