ARALORN - Der Verrat (German Edition)
draußen vor dem Dorf Ärger zusammen. Magier sind, wie ihr alles wisst, im besten Falle recht launisch, und im schlimmsten …« Aralorn erschauderte und freute sich, dass mehrere Angehörige ihrer Zuhörerschaft teilnehmend mitschauderten. Zu ihren Füßen gab Wolf ein leises Geräusch von sich, das ein Lachen gewesen sein mochte. Kisrah lächelte, aber in dem schummrigen Licht in der Halle konnte sie nicht erkennen, ob es echt war oder nicht.
»Die Königreiche damals waren noch kleiner als Lammfeste, und jeder König hielt sich seinen eigenen Hofmagier. Die mächtigsten Magier allerdings arbeiteten nur für sich selbst, denn keines der kleinen Länder konnte es sich leisten, ihre Dienste länger in Anspruch zu nehmen, als es dauerte, ein oder zwei Schlachten zu gewinnen. Und die allermächtigsten von ihnen waren die Schwarzmagier, die ihre Magie mithilfe von Blut und Tod wirkten.«
Gerem reckte sich etwas in die Höhe und sagte: »Ich wusste gar nicht, dass schwarze Magie mächtiger ist als irgendeine andere.«
Aralorn nickte. »Bei schwarzer Magie braucht der Zauberer die freigesetzte Magie nur zu kontrollieren. Bei allen anderen Arten muss er die Kräfte zuerst auch noch sammeln. Die Magie aufzufangen, die beim Eintritt eines Todes frei wird, verlangt dem Magier gar nichts ab … abgesehen von einem Stück seiner Seele.«
»Das klingt, als hättest du damit eigene Erfahrungen gemacht«, entgegnete Gerem herausfordernd.
Aralorn schüttelte den Kopf. »Ich nicht.«
Als Gerem ihrem Blick auswich, fuhr sie mit ihrer Geschichte fort. »Das Gleichgewicht der Kräfte hat über Jahrhunderte hinweg funktioniert – bis zur Ankunft des großen Kriegers Fargus und der Entdeckung von Gold in den Bergen von Berronay.« Sie rollte die Namen mit großem Pathos hervor, wie ein königlicher Ausrufer, sprach dann jedoch wieder weniger feierlich weiter. »Niemand weiß heute, wo sich Berronay oder seine Minen befanden. Niemand weiß über Fargus viel mehr als seinen Namen. Und doch waren es seine Taten, die die Welt fast zerstörten. Denn er herrschte in Berronay, bald nachdem man die reichen Minen in den Bergen entdeckte und bevor jemand anderes erfuhr, wie reich dieser Fund war. Er stellte eine große Armee auf, in der Absicht, die Welt zu erobern – und er nahm die vierzehn weltweit mächtigsten Magier in seine Dienste, um sicherzustellen, dass ihm dies auch gelang.
Tams Dorf war die kleinste der drei Ortschaften im Königreich Halenthal – was in der alten Sprache so viel wie das ›grüne Tal‹ bedeutet. Es lag in den üppigen Ackerlanden in den sanften Hügeln nordwestlich des Großen Sumpfs.« Aralorn machte eine Pause und nippte an dem Zinnbecher mit Wasser, den ihr jemand hingestellt hatte.
»Aber da gibt es doch gar kein Ackerland«, redete ein etwa zehnjähriges Mädchen mit fuchsrotem Haarschopf dazwischen.
»Nein«, stimmte Aralorn sanft zu, alles andere als böse darum, dass die Kleine die Dramatik ihrer Geschichte noch verstärkte. »Heute nicht mehr. Heute ist da nur noch ein endloses Meer aus schwarzem Glas, wo früher fruchtbares Ackerland war.«
Sie schwieg und ließ die Kinder ein Weilchen darüber nachdenken. »Wie ich schon sagte, wuchs Tam in dem kleinen Bauerndorf bei dem Priester auf. Als der Junge zwölf Jahre alt war – ein gutes Alter, um in die Lehre zu gehen –, wurde er zur Ausbildung zum königlichen Hofzauberer geschickt. Und als er achtzehn war, war Tam der mächtigste Magier weit und breit – abgesehen von denen, die schwarze Magie wirkten.«
Aralorn ließ den Blick über ihr Publikum schweifen. »Und das waren nicht wenige. Schwarze Magie war damals weit verbreitet, und die meisten Leute fanden nichts dabei.«
» So gar nichts? «, fragte Gerem.
»So gar nichts.« Aralorn nickte. »Der Großteil der Magier benutzte das Blut und den Tod von Tieren – und falls sie sich Menschen bedienten, so behielten sie es für sich. Wenn man ein Schwein schlachtet, dann setzt sein Tod Magie frei. Ist es denn nicht Verschwendung, wenn man eine Schweinehinterbacke nimmt und sie auf den Misthaufen wirft? Warum ist es dann keine Verschwendung, seine Todesmagie ungenutzt sich in alle Winde zerstreuen zu lassen?« Sie ließ einige Augenblicke verstreichen. »So dachten sie damals. Aber unser Tam, wisst ihr, der war ganz anders. Er war bei einem Priester der Frühlingsgöttin aufgewachsen – einer Göttin des Lebens. Er besudelte sich aus Achtung vor ihr nicht mit dem Tod.«
Zufrieden, dass sie
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