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ARALORN - Der Verrat (German Edition)

ARALORN - Der Verrat (German Edition)

Titel: ARALORN - Der Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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Öffentlichkeit versteckte. Einen Moment lang sah sie in seinen Augen sowohl Scham wie auch Furcht. Interessant.
    »Warum nehmt Ihr Euch nicht etwas zu essen, Lord Kisrah«, sagte Irrenna.
    »Ja, gute Idee«, stimmte Aralorn zu. Sie wollte Wolf gern etwas Zeit geben, sich ein bisschen zu erholen, bevor sie sich mit Kisrah wieder in die Aufbahrungskammer begaben. »Mein Bruder hat mir zwei seiner Teufelsbraten auf den Hals gehetzt, um mich dazu zu überreden, ein oder zwei Geschichten zu erzählen, und ich hab ihnen versprochen, ihnen nach dem Essen den Gefallen zu tun.«
    Irrenna lachte. »Das solltet Ihr Euch auf keinen Fall entgehen lassen, Lord Kisrah. Aralorn ist eine Geschichtenerzählerin allerersten Ranges.«
    »Ich hörte davon«, erwiderte der Magier lächelnd.
    Wenig später saß Aralorn mit überkreuzten Beinen auf der alten Sitzbank beim Kamin, wo sie vor Jahren so viele lange Winter mit Geschichtenerzählen zugebracht hatte. Die Kinder, die sich um sie versammelt hatten, waren andere als die, an die sie sich erinnerte, doch es waren auch viele ihrer ehemaligen Zuhörer da. Falhart saß, ein paar Knirpse auf dem Schoß, auf dem Boden. Correy stand an die Wand gelehnt neben Irrenna und Kisrah, der sein Essen mitgenommen hatte, um nicht so weit abseits zu sitzen und alles mitzubekommen.
    »Also schön«, begann Aralorn, »was für eine Art von Geschichte möchtet ihr hören?«
    »Irgendwas über die Magierkriege«, kam die prompte Antwort von einem der Kinder.
    »Ja«, sagte Gerem leise, als er sich aus den Schatten heraus der Gruppe näherte. »Erzähl uns eine Geschichte von den Magierkriegen.«
    Überrascht schaute Aralorn auf und sah Gerem an. Sein Blick war keine Spur freundlicher als früher an diesem Tag.
    »Erzähl uns«, sprach er weiter, während er auf dem Boden Platz nahm und einen der kleinen Wichte auf den Schoß nahm, »die Geschichte von der Träne von Hornsmar, der in den Bergen ein Stück nördlich von hier durch die Hände der Gestaltwandler starb.«
    Sie musste ihren Bruder bei Gelegenheit unbedingt zu ein wenig mehr Feingefühl ermahnen, aber mit seinem Vorschlag konnte sie arbeiten. Sie brauchte eine lange Geschichte, um Wolf so viel Zeit wie möglich für seine Erholung zu geben. Da plötzlich fiel ihr eine ein, entfaltete sich jäh in ihrer Erinnerung, als hätte sie nur darauf gewartet, von Aralorn erzählt zu werden.
    »Na gut, also was aus den Magierkriegen, aber die Geschichte von der Träne ist schon so oft erzählt worden, ich hab eine andere für euch. Hört gut zu, denn es ist eine Mahnung an die Kinder eurer Kindeskinder darin enthalten.«
    Nachdem sie nun, nach solcher Ankündigung, die Aufmerksamkeit aller hatte, holte Aralorn tief Luft und suchte nach dem Anfang ihrer Geschichte. Sie benötigte einen Augenblick, denn sie gehörte nicht zu denen, die sie schon allzu oft erzählt hatte.
    »Es war einmal vor langer, langer Zeit, da wurde der Sohn eines Müllers geboren. Damals war das kein besonderes oder bedeutsames Ereignis, denn so lange es Müller gegeben hatte, gab es auch Müllerskinder. Es war nicht einmal für diesen einen Müller ein ungewöhnlicher Vorfall, da er bereits drei andere Söhne und eine Tochter besaß – doch nicht so einen Sohn wie diesen. Niemand im Dorf hatte jemals einen Sohn wie diesen.« Sie sah in einigen Gesichtern ein Lächeln. In der Halle war es mucksmäuschenstill.
    Sie erzählte weiter, unterstrich dabei ihre Geschichte mit ausschweifenden Gesten. »Wenn Tam lachte, erblühten die Blumen und tanzten die Stühle. Weinte er, so erbebte die Erde und schossen mit beunruhigender Abruptheit Flammen empor. Besorgt, dass das Kind die Mühle selbst in Brand setzen und seine Familie ruinieren könnte, trug der Müller sein Problem dem Dorfpriester vor.
    Ihr müsst wissen, dass in jenen Tagen noch die alten Götter auf Erden wandelten und ihre Priester, so es den Göttern gefiel, Wunder wirken konnten, also war diese Entscheidung wohl die weiseste, die der Müller zu treffen vermochte.
    Und so kam es, dass der Junge bei dem Dorfpriester aufwuchs, der sich an die Feuer und die Erdbeben gewöhnte und an den blühenden Blumen von Herzen erfreute. Der Müller indessen war so erleichtert, dass er, als eines Tages wegen des Trotzanfalls eines kleinen Hosenmatzes der Tempel niederbrannte, nicht einmal darüber murrte, dass er zum Wiederaufbau sein Scherflein beitragen sollte – und er murrte sonst über alles.
    Nun, es war in diesen Tagen, da braute sich

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