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ARALORN - Der Verrat (German Edition)

ARALORN - Der Verrat (German Edition)

Titel: ARALORN - Der Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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werd auch erst mal drüber schlafen.«
    Sie rechnete nicht wirklich damit, im Schlaf irgendwelche Einblicke zu gewinnen, aber es war einige Stunden vor Morgengrauen, als sie mit pochendem Herzen erwachte.
    »Wolf«, sagte sie eindringlich.
    »Umpf«, gab er ungalant zurück.
    Sie setzte sich aufrecht, ließ die kühle Nachtluft unter die warmen Bettdecken sickern. »Es ist mir ernst, Wolf, wach auf. Ich brauche deine Meinung.«
    »Schon gut, schon gut. Ich bin wach.« Er zog sich die mollige Decke um den Hals.
    Beinahe zaghaft fragte sie: »Hat Kisrah für dich müde ausgesehen? Ich hatte den Eindruck, aber ich kenne ihn nicht so gut.«
    »Ja. Hier gibt’s so einige Leute, die in letzter Zeit nicht genug Schlaf bekommen haben.« In seinem schlaftrunkenen Zustand waren seine Worte fast kaum zu verstehen.
    Aralorn zupfte die Bettdecken wieder glatt. Sie war sich nicht recht sicher, ob ihre nächste Frage wichtig genug war, um die schmerzliche Erinnerung zu rechtfertigen, die sie zwangsläufig bei ihm auslösen würde. »Als du sie dieses eine Mal gesehen hast, hatte deine Mutter da rotes Haar?«
    Er zog sich augenblicklich zurück, ohne sich überhaupt zu bewegen.
    »Das ist keine müßige Frage«, erklärte sie ihm. »Mir ist was in den Sinn gekommen, als ich gestern Abend Geschichten erzählt hab. Ich hielt es in dem Moment für albern, aber jetzt …«
    »Ja«, erwiderte er schroff, »sie hatte rotes Haar.«
    »War es lang oder kurz?«
    »Lang«, presste er nach einem leichten Zögern hervor, »lang und voll. Es roch nach Exkrementen und Tod.«
    »Wolf«, setzte Aralorn leise nach, den Blick auf die Ausbeulung ihrer Zehen unter den Daunendecken gerichtet, »als du den Turm zerstört hast, hast du da versucht, dich selbst umzubringen?«
    Sie spürte, wie er sein Gewicht verlagerte.
    Diese Frage schien ihm weniger auszumachen als die nach seiner Mutter. Der harsche Ton war aus seiner rauen Stimme verschwunden, und er klang … neugierig. »Ja. Warum fragst du?«
    Sie strich sich mit den Fingern durchs Haar. »Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll, ohne mich wie eine Verrückte anzuhören. Hab einfach ein bisschen Nachsicht mit mir.«
    »Jederzeit.« In seiner Antwort schwang ein leidgeprüfter Unterton mit.
    Sie lehnte sich an ihn und lächelte schief. »Seitdem du mich dieses letzte Mal allein gelassen hast, werde ich von Albträumen geplagt. Zuerst haben sie sich nicht so sehr von denen unterschieden, die ich hatte, nachdem du mich aus dem Verlies des ae’Magi befreit hast, und ich hab mir nicht viel dabei gedacht. Aber seit ungefähr einer Woche sind sie irgendwie, wie soll ich sagen … schärfer umrissen.«
    Sie dachte nach, versuchte sich zu erinnern. »Die erste Serie schien ein gemeinsames Thema zu haben. Ich hab geträumt, ich wäre noch ein Kind und würde etwas, das ich verloren hatte, suchen – dich. In einem anderen Traum befand ich mich wieder in dem Verlies, geblendet, und der ae’Magi fragte mich, wo du seist – genau wie damals, als er mich in der Burg gefangen hielt. Es war so real, dass ich sogar die Schrammen auf meinen Armen und die Atemnot spüren konnte. Ich hatte noch niemals einen Traum, der sich so echt angefühlt hat.«
    Sie streckte eine Hand aus, um sie auf Wolfs Arm zu legen. Seine Nähe gab ihr Kraft und Trost. »Ich hab wieder Talor gesehen und seinen Zwilling. Diesmal waren sie beide Uriah, obwohl Kai, bevor er sich verwandeln konnte, starb.«
    Sie machte eine Pause, um ihre Stimme zu festigen, und scheiterte kläglich. »Sie wollten von mir wissen, wo du bist.«
    »Du glaubst, es waren mehr als nur Träume?« Seine Stimme verriet nichts von dem, was er dachte.
    »Anfangs hab ich das nicht, obwohl ich es schon seltsam fand, dass sie mich in meinen Träumen nie fragten, wo ›Wolf‹ ist – ich denke von dir nicht sehr häufig als ›Cain‹. Aber genau das hat mich auch mein Vater gefragt. Er sagte: ›Erzähl mir nicht, du hättest vergessen, wo du Cain gelassen hast.‹« Sie lachte leise und schüttelte den Kopf. »Als wärst du ein Spielzeug, dass ich verlegt hätte.« Sie grinste ihn an. »Ich nahm an, dass ich diesen einen Traum nur deshalb hatte, weil du dich so sang- und klanglos aus dem Staub gemacht hast.«
    Ihr Grinsen verflüchtigte sich. »Und da kommt jetzt die Haarfarbe deiner Mutter ins Spiel. Der letzte Traum, der, den ich auf dem Weg hierher in der Herberge hatte, war sogar noch eigenartiger als die anderen. Zumindest schienen die was mit meinen

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