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ARALORN - Der Verrat (German Edition)

ARALORN - Der Verrat (German Edition)

Titel: ARALORN - Der Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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gähnte.
    Stille kehrte ein in dem Raum, und sie nahm an, dass Wolf eingeschlafen war. Sie tätschelte ihn sacht.
    Ihr Onkel hatte behauptet, dass Wolf einen Todeswunsch hegte.
    Sie hatte gewusst, dass er eine Neigung zur Waghalsigkeit besaß, auch wenn das etwas war, das sie teilten. In ihren Träumen (und sie war davon überzeugt, dass die Erinnerungen an Wolfs Erfahrungen Träume von wahrem Gehalt waren, wer immer sie auch geschickt haben mochte) hatte sie gesehen, dass er auf den Tod gefasst gewesen war, als er den Turm vernichtet hatte. Nein, er hatte auf den Tod gehofft. Offenbar tat er das noch immer.
    Tief atmete sie seinen vertrauten Geruch ein und barg ihn an ihrem Herzen. Sie würde nicht von ihm lassen.
    »Vielleicht sollten wir der Priesterin von Ridane heute mal einen Besuch abstatten«, sagte sie. Er war eingedöst, denn ihre Stimme riss ihn aus dem Schlaf. »Wenn da draußen ein Gespenst oder ein Träumer ist, dann sollte die Todesgöttin das doch eigentlich wissen – meinst du nicht auch?«
    »Schon möglich«, grummelte Wolf müde. »Schlaf jetzt, Aralorn.«

8
    »Hätte nicht gedacht, dass das Ganze zu einer Gruppenexpedition ausartet«, murmelte Aralorn leise zu Schimmer, als sie während des forschen Schritttempos, das ihr Pferd zurücklegte, im Sattel vor und zurück geworfen wurde. Schimmer wirkte frisch nach der Rast, und er bewegte sich kraftvoll und zügig voran. Wolf, der lautlos neben dem grauen Schlachtross dahineilte, warf ihr einen spöttischen Blick zu, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder dem verschneiten Pfad vor ihnen zuwandte.
    Sie schüttelte den Kopf und rief den Begleitern in ihrem Schlepptau zu: »Ist ja schließlich nicht so, als ob’s in Lammfeste vor Gesetzlosen nur so wimmeln würde. Und selbst wenn, so weiß ich mir schon sehr gut selbst zu helfen.«
    »Siehst du, Correy«, dröhnte Falhart hinter ihr. »Hab ich nicht gesagt, dass sie gegen ein bisschen Gesellschaft nichts einzuwenden hätte?«
    »Sie ist schon lange nicht mehr hier gewesen. Hat vermutlich längst vergessen, wo der Tempel ist«, erklärte Correy nicht ohne Pathos. »Toter Jauler hin oder her, so ein kleiner Kümmerling wie sie braucht einfach seine großen Brüder an seiner Seite.«
    Aralorn bewegte Schimmer so ruckartig herum, dass der Hengst schnaufte, und suchte den Feind. Hätte sie geahnt, dass der Jauler eine solche Fürsorglichkeit zur Folge haben würde, sie hätte Correy nie darüber informiert, dass er da war. Sollten doch seine dummen Schafe gefressen werden. Stattdessen stand sie jetzt unter ungebetenem Schutz, andererseits …
    Sie deutete anklagend auf Correy. »Du hast versprochen, keine Witze mehr über meine Größe zu machen.«
    »Beziehungsweise über deine fehlende Größe«, fügte Falhart süffisant hinzu.
    »Nein«, meinte Correy. »Falhart war derjenige, der’s versprochen hat. Davon abgesehen hatte ich mich eigentlich auf unsere Größe bezogen, nicht wahr, Gerem. Nur weil dein dreizehnjähriger Bruder anderthalb Handbreit größer ist, heißt das ja nicht, dass du klein bist, Aralorn. Wir sind einfach höher gewachsen als andere Menschen.«
    »… oder kleine Kümmerlinge wie du«, ergänzte Falhart zuvorkommend.
    Aralorn sah die drei an und schüttelte abermals den Kopf. Hart war mitgekommen, weil er gern einen Ausritt unternehmen wollte. Correy, so dachte sie, hatte sie aus dem ehrlichen Wunsch heraus begleitet, sie zu beschützen. Gerem, der Unruhestifter, hatte sich ihnen angeschlossen, um die arglosen Brüder vor ihrer bösartigen Gestaltwandler-Schwester zu beschützen – kleiner Kümmerling hin oder her.
    »Männer«, stieß sie abfällig aus.
    Sie wendete Schimmer, bis er wieder in der ursprünglichen Richtung stand, und jagte dann über den in der Sonne glitzernden Schnee davon. Sie musste lächeln, als ihre Brüder ihr entrüstet nachriefen, bevor sie sich dem Wettrennen anschlossen.
    Ridanes Heiligtum war eine große Anlage inmitten eines einsamen Tals. Aralorn hatte den »neuen« Tempel als eine von Efeu überwucherte Ruine in Erinnerung. Doch selbst unter der Schneedecke war zu erkennen, dass dies nicht mehr der Fall war. Hier hatte sich jemand eine Menge Arbeit gemacht, und das Ergebnis war sowohl elegant als auch beeindruckend. Das schnuckelige kleine Häuschen, das recht unauffällig zu einer Seite des Tempels errichtet worden war, schien ebenfalls neu hinzugekommen zu sein.
    Correy deutete auf die Behausung. »Als Vater erfuhr, dass der Tempel eine neue

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