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ARALORN - Der Verrat (German Edition)

ARALORN - Der Verrat (German Edition)

Titel: ARALORN - Der Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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persönlichen Erfahrungen zu tun zu haben. In diesem einen aber ging es um nichts, was ich jemals erlebt hatte.«
    »Er betraf meine Mutter?«
    Aralorn nickte. »Teilweise, ja. Es war mehr eine Folge von Träumen. In allen ging es um dich – um Dinge, die du getan hattest.«
    »Was für Dinge?«
    »Unschöne Dinge. Wie zum Beispiel, als deine Mutter starb. Jemand, der dich nicht so gut gekannt hätte wie ich, hätte denken können, du fühlst überhaupt nichts.«
    »Hab ich auch nicht.«
    Zweifelnd sah sie ihn an, dachte an das erstarrte Gesicht des Jungen und schüttelte dann den Kopf. »Ja, genau«, erwiderte sie trocken. »Jedenfalls war das der erste Teil. In einem anderen Traum war ich gefesselt, und du warst im Begriff, mich zu töten. Aber ich wusste, dass da etwas nicht richtig war und kämpfte gegen den Traum an. Und plötzlich … veränderte er sich. Ich sah wieder alles von außen, und es war der ae’Magi, der den Dolch in der Hand hielt. Er bot ihn dir an, aber du lehntest ab.«
    »Das tat ich nicht immer«, sagte Wolf leise – er lag da, steif wie ein Brett.
    Aralorn drückte kurz seinen Arm. »Ich weiß. Aber du hättest nicht gelächelt beim Töten – und auch keine Reden geschwungen. Wie dem auch sei, der letzte Teil war jedenfalls, wie du den Turm zerstört hast. Was ich anfänglich gesehen hatte, hatte dich als einen machtbesessenen Magier gezeigt, doch diesmal war es leichter, den Traum auf das zurückzuverlagern, was wirklich passiert war. Ich kann mir dich als von Wut und Schmerz oder von kaltblütigem Zorn getrieben vorstellen, aber nackte Gier? Das passt einfach nicht.«
    »Die Geschichte, die du gestern Abend erzählt hast, lässt dich glauben, dass dir irgendetwas Träume schickt so wie … der Träumer?«, fasste Wolf vorsichtig zusammen.
    »Wenn du das sagst, hört es sich noch seltsamer an, als wenn ich es denke«, konstatierte sie. Nichtsdestotrotz kuschelte sie sich wieder unter die Decken und schmiegte sich an seinen wärmenden Körper. Wie sollte sie ihm das eigenartige Gefühl, das diese Träume ihr vermittelten, erklären, ohne noch verrückter zu klingen? »Ich hab nicht gewusst, welche Haarfarbe deine Mutter hatte oder dass du versucht hast, zusammen mit dem Turm auch dich selbst zu zerstören. Wir leben in merkwürdigen Zeiten.«
    Zeiten, die durch den Abstecher des ehemaligen ae’Magi ins Reich der schwarzen Magie nur noch merkwürdiger geworden waren – aber das musste sie Wolf nicht erst sagen. Wolf war sich völlig darüber im Klaren, dass sein Vater in gewissem Sinne verantwortlich für die Veränderungen war, die sich allenthalben vollzogen.
    »Drachen, die am Himmel über den Nordlanden fliegen, Jauler, die sich bis nach Reth hineinwagen.«
    Ohne eine Pause redete sie weiter. »Sogar die Anhänger der alten Götter sind in den letzten paar Jahren wieder aus der Versenkung gekommen. Nimm zum Beispiel den Tempel hier. Seit Jahrhunderten war dort keine Priesterin ansässig, aber jetzt ist eine da. Und die Pelzjäger werden mit einem Mal von üblen Viechern wie Jaulern und anderen Biestern dezimiert, die man seit Generationen nicht mehr gesehen hat. Ist es so ausgeschlossen, dass … dass da möglicherweise etwas anderes aufgewacht ist?«
    Wolf unterbrach ihren Wortschwall. »Du meinst, dass die schwarze Magie, mit der mein Vater herumhantiert hat, vielleicht den Träumer, von dem du uns gestern Abend erzählt hast, genährt hat?«
    »Ja.« Sie schluckte. »Dieser Jauler gestern. Er wurde geschickt, Wolf.«
    »Geschickt?«
    »Hm-hm.« Sie nickte. »Als ich seinem Blick begegnet bin, hat er zu mir gesprochen. Irgendetwas Böses hat ihn ausgesandt, um nach uns zu suchen – er sollte dich töten.« Sie zögerte einen Moment, dann fuhr sie fort: »Und dann war da noch dieser Wind … Wolf, ich glaube, dass hier irgendetwas Schlimmes im Gange ist.«
    Eine Weile herrschte Schweigen, während Wolf über das, was sie gesagt hatte, nachdachte.
    »Na ja«, sagte er schließlich, »wo wir schon einmal dabei sind, abenteuerliche Theorien zu entwickeln – ich hab da auch eine, ganz allein für dich. Sie hat sogar was mit Träumen zu tun.«
    »Du hast nicht über meine gelacht, dann lache ich auch nicht über deine«, versprach sie ihm.
    »Na gut«, erwiderte er. »Als für mich offensichtlich wurde, dass Kisrah den Zauber gewirkt hat, hab ich mir mal ein paar Gedanken gemacht, was genau es wohl bedurft haben könnte, um ihn dazu zu bewegen. Mir ist nur eins eingefallen – und

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