ARALORN - Der Verrat (German Edition)
erschienen?«
»Um den Bund der Ehe zu schließen«, antworteten beide wie aus einem Mund.
»Wollt ihr zusammenbleiben für alle Zeiten, seien sie nun gut oder schlecht, und leben in beständiger Treue?«
»Ja«, sagte Wolf.
»Ja«, sagte Aralorn.
Tilda zog ein kleines kupfernes Messer hervor und stach sich damit in den Daumen, sodass ein Blutstropfen hervorquoll. Diesen presste sie sodann in die Kuhle an Aralorns Hals; dann tat sie das gleiche bei Wolf.
»Leben zu Leben verschlungen, so ist es der Wunsch der Göttin. Ihr dürft euch nun küssen, und damit wird der Bund besiegelt sein.«
Wolf beugte sich herab, zart berührten seine Lippen die von Aralorn.
»Es ist vollbracht!« Die Worte der Priesterin schallten durch die Halle in einer Lautstärke, die nichts mit Magie zu tun hatte.
»Somit wird bezeugt«, sagte Tilda, »dass Wolf von Sianim am heutigen Tage vor Tilda, der Priesterin von Ridane, den Bund der Ehe einging mit Aralorn von Sianim.«
»Danke.« Wolf verbeugte sich leicht.
Von ihrem erhöhten Platz auf der Stufe aus beugte sich Tilda ebenfalls vor und küsste ihn auf den Scheitel. »Wir wünschen euch nur das Beste.«
Wolf machte überrascht einen Schritt zurück. Er wollte etwas sagen, doch dann schüttelte er nur den Kopf. Wortlos und ohne viel magisches Aufhebens kehrte er zurück in seine wölfische Form.
Aralorn sah Tilda direkt in die Augen und fragte: »Wollt Ihr immer noch, dass ich für Euch meine Gestalt wechsle?«
Tilda schüttelte den Kopf. »Nicht nötig. Ich habe nicht gemerkt, dass er in Wahrheit kein Wolf ist.«
Aralorn lachte. »Ja, das hat mein Onkel, der Gestaltwandler, auch nicht. Und dabei erkennen wir einander für gewöhnlich auf den ersten Blick. Wartet einen Moment …« Sie wusste, ihre Verwandlung war nicht halb so beeindruckend wie die von Wolf, aber sie ging flink vonstatten. Sie entschied sich für den Eisluchs, weil sie an dieser Form schon länger gearbeitet hatte und weil sie sich vielleicht eines Tages eine Weile im Tempel aufhalten musste. In dem Fall war mit Rücksicht auf Tilda ein Luchs bestimmt die bessere Wahl als ein seltsames Mäuschen.
Sie machte einen Buckel und streckte sich, um das letzte Kribbeln der Transformation aus ihrem Tierkörper zu vertreiben. Die Schatten bargen in dieser Form weniger Geheimnisse, aber es gab auch weniger Farben. Als sie die Priesterin ansah, entdeckte Aralorn einen Anflug von Befriedigung auf ihrem Gesicht.
Nun , dachte Aralorn, dies sollte eine faire Gegenleistung darstellen . Sie legte sich flach auf den Boden und nahm ihre ganzen Eisluchsinstinkte zusammen, um sich praktisch unsichtbar zu machen. In Mausform gelang ihr dies besser, und es war in der Nagergestalt auch weniger riskant, doch sie vertraute darauf, dass Wolf intervenieren würde, falls sie die Kontrolle über ihre Kreation verlieren sollte. Als sie sich nach bestem Vermögen getarnt hatte, wartete sie ganze zehn Herzschläge ab, bevor sie wieder erschien.
Sich so gut zu tarnen, hatte mörderische Kopfschmerzen zur Folge, die sie auch diesmal daran erinnerten, warum sie nur selten ins Extrem ging. Sie erhob sich, schüttelte sich heftig und wechselte dann wieder in ihre menschliche Form zurück.
»Also«, fragte Aralorn, während sie sich die Arme rieb, »konntet Ihr den Unterschied zum echten Tier erkennen?«
Tilda holte tief Luft und entspannte sich. »Kurz nach Eurer Verwandlung, ja, aber nachdem Ihr Euch reglos hingelegt habt, nein.«
»Ich denke, dann müsst Ihr Euch keine Sorgen machen. Die meisten Gestaltwandler vertiefen sich nur selten so sehr in ihre Geschöpfe«, meinte Aralorn. »Es besteht nämlich immer die Gefahr, dass sich der Wandler in einer seiner Formen verliert.«
»Danke«, sagte Tilda. »Ich fand das wirklich sehr … erhellend.«
Ich auch , dachte Aralorn, die heute gelernt hatte, dass es einem Gestaltwandler wohl schwerer fiel, einen Klerikermagier zu überlisten als einen Menschenmagier – und doch war es nicht unmöglich.
Correy trieb sein Pferd an, bis er auf Höhe von Schimmer war, und wartete, bis Aralorn den Augenkontakt zu ihm herstellte. »Wir haben also zwei Wochen, um diesen Zauber zu brechen.«
Aralorn nickte. »Ich denke, es ist an der Zeit, mit dem ae’Magi zu sprechen. Es könnte sein, dass ich ein, zwei Dinge weiß, von denen er keine Ahnung hat. Vielleicht fällt uns ja gemeinsam was ein.«
»Warum hast du sie nach dem Träumer gefragt?«, wollte Gerem wissen. Er zog an Aralorn vorbei, bis er neben
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