ARALORN - Der Verrat (German Edition)
Striegeln des Hengstes Zeit, ebenso wie Correy bei seinem Pferd. Falhart und Gerem hatten scheinbar anderes zu tun, und sobald die beiden die Ställe verlassen hatten, lehnte sich Correy gleich neben seiner Schwester gegen die Stallwand. Aralorn rieb gerade Schimmers Hinterbacken mit einem weichen Tuch ab.
»Erzähl mir vom letzten ae’Magi«, sagte er. Er kniete sich hin, um Wolf zu streicheln.
Bevor sie antwortete, schaute sie sich rasch um, aber keiner der Stallknechte war nah genug, um sie zu belauschen. »Warum fragst du?«
»Weil du recht hast. Nie hat irgendjemand etwas Schlechtes über ihn geäußert, und das ist doch einfach nicht normal.« Er erhob sich wieder. »Ich hab ihn einige Male bei Gericht gesehen und mochte ihn sehr. Hab zwar nie mit ihm gesprochen, doch ich hatte jedes Mal das Gefühl, er müsse ein ganz wunderbarer Mensch sein, obwohl ich ihn, wie gesagt, ja gar nicht kannte. Das Ganze ist mir auch nie seltsam vorgekommen, bis ich heute darüber nachdachte. Und Hart …«
»Ja?«, fragte Aralorn lächelnd.
»Hart hat aus seiner Verachtung für die Höflinge nie einen Hehl gemacht, ausgenommen diejenigen, die mit ihm blutsverwandt sind. Ja, er respektiert Myr nur, weil der König ein herausragender Schwertkämpfer ist. Dazu kommt, dass er Magie im Grunde nicht mag – allein bei dir und seiner Frau macht er diesbezüglich eine Ausnahme. Er zieht Dinge vor, denen er mit dem Breitschwert oder Kampfstab gegenübertreten kann. Diese Einstellung erstreckt sich bei ihm auch auf Magieanwender. Gut, er ist dabei vielleicht nicht ganz so kompromisslos wie zum Beispiel Nevyn, aber ich hab nie vernommen, dass er irgendwen oder irgendwas in dieser Richtung gebilligt hätte. Und doch ist der letzte Erzmagier für ihn plötzlich so etwas wie ein Vorbild in Sachen Integrität und Großherzigkeit? Hart hat nie etwas erwähnt, das seine heute zur Schau gestellte Begeisterung für den Mann in irgendeiner Weise erklären könnte.«
»Geoffrey war Darraner«, sagte Aralorn leise. »Wusstest du das?«
»Nein«, flüsterte Correy, und er wirkte dabei genauso überrascht, wie Aralorn es gewesen war, als sie zum ersten Mal davon gehört hatte.
»Das hat ihn irgendwie verbogen, schätze ich. Du hast ja selbst erlebt, was die Tatsache, ein darranischer Zauberer zu sein, aus Nevyn gemacht hat. Nevyn verleugnet sein Magiertum; Geoffrey musste der größte sein. Also suchte er umso stärker nach Macht, als ein weniger getriebener Mann es tun würde.«
Wolf knurrte sie an.
Sie lächelte auf ihn herab. »Schon gut, vielleicht war er ja auch einfach nur böse.« Sie wandte sich wieder Correy zu. »Es spielt keine Rolle, warum er so war, wie er war, es zählt allein, dass er ein Schwarzmagier gewesen ist, wie ihn die Welt seit den Magierkriegen nicht mehr gesehen hat.«
»Der ae’Magi war ein Schwarzmagier? Wieso hat das nie jemand bemerkt?«, fragte Correy.
»Hmm.« Aralorn fuhr fort, ihr Pferd zu striegeln. »Das Erste, was wir über die Magie lernen, ist, dass ein Magier nicht den Geist eines anderen Menschen übernehmen kann, dass der freie Wille stärker ist. Das mag im Falle der grünen Magie, also meiner, auch stimmen, wie auch bei Menschenmagie – aber es trifft nun mal ganz und gar nicht auf schwarze Magie zu. Ich sah, wie der ae’Magi einem Mann die Haut vom Rücken peitschte, während der Mann ihn darum anflehte, weiterzumachen. Der ae’Magi hat einen Zauber gewirkt, der aus jedermann seinen willfährigen Sklaven machte. Er schützte ihn und verschaffte ihm gleichzeitig mühelos Zugang zu seinen Opfern. Mit zunehmender Macht wuchs auch die Stärke seines Zaubers. Und selbst heute ist seine Magie noch nicht restlos verblasst – wie man ja an Falhart gesehen hat.«
»Und warum hat sie keinen Einfluss mehr auf dich oder mich?«
Sie schüttelte den Kopf. »Was dich betrifft, so kann ich’s nicht mit Sicherheit sagen. Einige Leute schienen weniger empfänglich für seine schwarze Kunst zu sein, die meisten von ihnen waren jedoch Magiebegabte. Du hast eine Priesterin von Ridane zur Geliebten, und das mag ein Grund dafür sein. Oder aber es liegt ganz einfach daran, dass der Zauber immer weiter abflaut.«
»Und du bist durch dein Gestaltwandlerblut dagegen gefeit?«
Sie nickte. »Ja.« Sie zögerte, entschied dann aber, dass es dem Löwen nur helfen konnte, überall dort dienliche Informationen weiterzugeben, wo es gefahrlos möglich war. »Es könnte allerdings auch damit zu tun haben, dass ich einem
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