ARALORN - Der Verrat (German Edition)
Priesterin. »Ja … ich hatte ihren Namen vergessen …«
»Ist sie erwacht?«
Die Priesterin zögerte. »Davon würde ich nichts erfahren, es sei denn, sie tötet – und das entspräche nicht ihrer Art. Sie verleitet vielmehr andere dazu, an ihrer Stelle zu töten.«
Falhart meldete sich zu Wort. »Wisst Ihr etwas über den Hof, der bis auf die Grundmauern abgebrannt ist?«
»Ja. Der Tod wurde dorthin gerufen und … eingefangen … um den Preis zu zahlen für den Schlaf des Löwen.«
»Ihr meint«, sagte Gerem mit einer Schärfe, die Aralorn überrascht aufblicken ließ, »dort wurde jemand getötet? Und dass der Tod für jene Magie verwendet wurde, die meinen Vater dann verzauberte?«
Die Priesterin nickte. »Wie ich sagte.«
»Ist Geoffrey ae’Magi tot, oder weilt sein Geist noch unter den Lebenden?«, fragte Aralorn.
»Er ist tot«, erwiderte Tilda. »Doch wie es bei Männern seines Schlages üblich ist: Viel von ihm lebt weiter in den Herzen jener, die ihn einst liebten.«
Plötzlich begann die Priesterin bedenklich zu schwanken, drohte gar zu stürzen. Ungeachtet allen erforderlichen Respekts für die Göttin sprang Correy die wenigen Stufen zur Plattform hinauf und schlang einen rettenden Arm um Tildas Taille.
»Kommt«, sagte er und half ihr dabei, sich auf den Boden zu setzen.
»Habt ihr die Antworten bekommen, die ihr wolltet?«, fragte sie. »Sie verließ mich ohne Vorankündigung. Normalerweise spüre ich beizeiten, wenn Sie beabsichtigt, wieder zu gehen, sodass ich den, der mich aufsucht, auf die letzte Frage hinweisen kann. Andernfalls mag es passieren, dass das Wichtigste unbeantwortet bleibt.«
»Keine Sorge«, beruhigte Aralorn die Frau. Zwar hätte sie ein einfaches Ja oder Nein vorgezogen, aber sie hatte nicht damit gerechnet, so viel Hilfe zu bekommen, wie Tilda ihnen zuteil werden ließ. Normalerweise waren Priester und Priesterinnen nicht halb so zuvorkommend wie sie und gaben sich auch bei weitem rätselhafter in der Übermittlung ihrer Botschaften.
»Aralorn –« Tilda kam wieder auf die Beine und klopfte energisch ihre Robe aus, gleichermaßen als ob sie den kurzen Schwächeanfall, den ihr der Besuch der Göttin beschert hatte, abschütteln wollte. »Wäre es wohl möglich, dass wir uns kurz unter vier Augen unterhalten?«
Nachdem sich Aralorn den Kopf darüber zerbrochen hatte, wie sie Tilda gegenüber genau diesen Wunsch angemessen äußern könnte, nickte sie sofort. »Natürlich.« Erst letzte Nacht war ihr noch etwas eingefallen, bei dem ihr Ridane vielleicht helfen konnte.
Tilda huschte fast die Stufen hinab und sagte: »Geht, meine Lords, und wartet im Haus auf uns. Auf dem Tisch steht frisches Gebäck, bedient euch.«
Aralorns Brüder verließen den Tempel ohne Widerrede. Als er sich noch einmal umdrehte, um die Tür hinter sich zu schließen, warf Gerem seiner Schwester einen eindringlichen Blick zu. Als sie lächelte und ihm zuwinkte, zog er stirnrunzelnd und so heftig die Tür hinter sich zu, dass das Geräusch in dem Gebäude widerhallte.
»Er traut mir nicht«, bemerkte Aralorn kopfschüttelnd.
»Solange Nevyn da ist, könnte Ihr von Glück sagen, dass es überhaupt jemand tut«, erwiderte Tilda.
»Für jemanden, der mehrere Stunden Ritt entfernt von der Feste lebt, wisst Ihr eine ganze Menge über meine Familie«, bemerkte Aralorn und kraulte dabei die empfindliche Stelle hinter Wolfs Ohren.
Die Priesterin der Todesgöttin grinste verschwörerisch. »Nachrichten erreichen mich fast im Handumdrehen … Correys neues Pferd ist wirklich schnell.«
Jetzt grinste auch Aralorn. »Ihr wolltet mich unter vier Augen sprechen?«
»Hmmm.« Tilda sah zu Boden und schlug mit dem Fuß einen unbeständigen Takt. »Die Göttin hat mich angewiesen, Euch zu fragen, ob Ihr für mich Eure Gestalt verändern könnt.«
Von allen Fragen, die Tilda ihr hätte stellen können, war dies die Letzte, die sie erwartet hatte. »Warum?«
»Ihr seid ein Gestaltwandler«, sagte Tilda. »Vor ein paar Wochen sah ich in den Wäldern ein Tier, das dort nicht hingehört. Als Erklärung kam nur ein Gestaltwandler in Frage. Obwohl das Tier mir nicht unnatürlich erschien, wenngleich man von einem Jauler hier in der Gegend seit Generationen nichts mehr gehört hatte. Ich fragte Ridane, ob ich imstande wäre, den Unterschied zwischen einem Gestaltwandler und einem natürlichen Tier festzustellen. Sie sagte mir, ich solle Euch fragen.« Die Priesterin lächelte. »Nachdem Ihr schon so lange
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