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Arams Sündenbabel

Arams Sündenbabel

Titel: Arams Sündenbabel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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diese Personen, wie wir sie gesehen haben?«
    »Möglicherweise werden wir beides erleben«, sagte ich.
    Daraufhin schaute sich Aram scheu im Zimmer um. Ich kümmerte mich nicht um ihn. Der Flur war jetzt wichtig. Dort blieb ich stehen und ließ meinen Blick durch das schwache gelbe Licht gleiten. Eine Bewegung hätte ich gesehen, aber außer mir hielt sich niemand in sichtbarer Nähe auf.
    Trotzdem war das Haus nicht unbelebt. Irgendwo lauerten diejenigen, für die es keine Grenzen gab wie für uns Menschen. Da brauchte ich nur an die plötzlich erschienene Schrift zu denken, in der die Sünde verherrlicht worden war.
    Ich winkte Janine und Aram ebenfalls hinaus. Zu dritt gingen wir durch den Flur auf die Treppe zu. Diesmal würde ich nicht nach oben gehen. Nach wie vor hingen die Bilder der ehemaligen Gäste an den Wänden. Keines von ihnen hatte sich verändert, auch wenn es mir so vorkam. Zumindest bei einigen. Da schienen sich die Lippen zu einem spöttischen Lächeln verzogen zu haben, aber das war nur Einbildung.
    Die Stimmen waren es nicht.
    Und auch nicht das Lachen!
    Die Geräusche waren so laut und deutlich, dass wir alle drei sie gehört hatten. Keiner ging mehr weiter. Drei Augenpaare schauten sich um, ohne etwas sehen zu können.
    Dafür hörten wir einen gedämpften Partylärm. Er hatte früher ebenso geklungen wie in der heutigen Zeit. Das Klingen der Gläser, wenn angestoßen wurde. Das Lachen der Gäste. Manchmal laut, auch schrill, mal das Quietschen einer Frau und im Hintergrund eine Musik, die vor sechzig und mehr Jahren gespielt wurde.
    Manchmal Jazzklänge. Auch Swing war zu hören. Zwischendurch jagte ein Trompetenstoß über alle anderen Melodien hinweg.
    Aram stieß mich an. »Sie feiern schon!«, flüsterte er.
    »Ich weiß. Sollte uns das stören?«
    Er blickte sich furchtsam um. »Mann, Sinclair, Sie haben vielleicht Nerven.«
    »Solange sie feiern, töten sie nicht. Von diesem Gedanken sollten wir ausgehen.«
    »Ja, verdammt, und wo feiern sie?«
    »Ich habe keine Ahnung, rechne jedoch damit, dass sie im gesamten Haus unterwegs sind.«
    »Und kein Schwein sieht sie.« Er raufte sich die Haare. »Ich... ich... werde noch irre!«
    »Wir sollten den Weg trotzdem fortsetzen«, schlug Janine vor und hatte mir damit aus der Seele gesprochen. Dieser Flur war noch recht weit vom Eingang entfernt. Sollte es wirklich hart auf hart kommen, mussten wir so nahe wie möglich bei einer Fluchtmöglichkeit sein. Ich drückte die beiden zurück und bewegte mich als erster auf die Treppe zu. Das Kreuz ließ ich nicht mehr vor der Brust hängen. Ich steckte es in die Jackentasche.
    Janine und Aram blieben noch zurück im Gang, als ich bereits einen ersten Blick in das Treppenhaus warf. Es war nichts zu sehen. Es huschten keine geisterhaften Gestalten oder Schatten durch die Luft, aber sie waren da. Das hörten wir an den Stimmen, die immer wieder an uns vorbei wehten.
    »Tanzen?«
    »Ja, tanzen.«
    Die Musik war besser zu hören. Das Gelächter nahm zu. Man spielte einen Tango. Die recht lauten Stimmen verwandelten sich in ein Flüstern.
    Ich war noch nicht auf die erste Stufe getreten, denn zuvor wollte ich den Test mit dem Kreuz durchführen. Dass es sich erwärmt hatte, war mir schon beim Abnehmen aufgefallen. Jetzt, als es wieder in meiner Faust lag, merkte ich sehr deutlich, wie es mir die entsprechenden Signale in kleinen Wärmestößen zuschickte.
    Janine, die über die Funktion meines Kreuzes informiert war, drängelte sich neben mich. »Macht es sich bemerkbar?«
    »Ja, aber nicht sehr stark.«
    »Dann sind sie wohl noch weit weg – oder?«
    »Das kann ich nicht sagen. Es ist auch möglich, dass sie sich gar nicht mehr zeigen. Sie werden gemerkt haben, wer wir sind und dass wir zwei ihrer Artgenossen zur Hölle geschickt haben. Das könnte sie vorsichtiger gemacht haben.«
    »Wie du meinst.«
    Leider war es uns auf diesem Treppenabsatz nicht möglich, einen Blick bis hinab ins Foyer zu erhaschen. Da mussten wir schon den nächsten Absatz erreichen, und ich ging wieder vor. Ich hielt mich dabei an der Wand. Manchmal streifte ich mit der Schulter an den Bildern entlang, die dann ins Schaukeln gerieten und über die Tapete schabten.
    Ich ging leise. Auch die beiden anderen hinter mir dämpften so gut wie möglich ihre Schritte. Aber völlig lautlos konnten wir uns leider nicht bewegen.
    Auf dem ersten Absatz blieb ich stehen. Die Musik war noch immer zu hören, und auch unten im Foyer würde sie

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