Arams Sündenbabel
sitzen und starren.
Der Kopf stank.
Ekliger Leichengeruch wehte gegen Janines Nase. Sie blickte in den offenen Mund hinein und sah dort die Zunge wie einen grauen Stein im Unterkiefer liegen.
Ihre Lippen zucken. Es war die erste Bewegung. Die Gedanken funktionierten wieder. Jetzt war ihr richtig klar geworden, in welch einer Situation sie sich befand.
Es hatte sich alles gedreht. Die Toten waren bereit, in diesem Sündenbabel ihre Party zu beginnen. Und die Lebenden sollten dabei ihre Opfer werden.
Es wäre am besten gewesen, den Kopf einfach fallen zu lassen. Selbst das gelang ihr nicht. Das Ding klebte zwischen ihren Händen wie festgeleimt.
Sie hörte sich stöhnen. Oder war es eine andere Person, die das Stöhnen ausstieß?
Janine schaute hoch. Es war wohl mehr ein Instinkt gewesen, der sie dazu trieb. Und sie hatte es genau im richtigen Moment getan, denn der Mann mit der Gorillamaske hatte sich bewegt und seine Machete in beide Hände genommen.
Er schwang sie bereits hoch. Sie war zum Schlag bereit. Wenn er einen Schritt vorging und mit der Waffe nach unten drosch, würde er Janines Kopf treffen.
Die Zeit lief normal ab. Nur für Janine nicht. Jetzt ging alles langsamer. Sie erlebte es doppelt so schlimm.
Jemand schrie!
Die heisere Stimme kam Janine fremd vor. So dauerte es eine kleine Weile, bis ihr klar wurde, dass sie selbst den Schrei ausgestoßen hatte. Aber er sorgte nicht dafür, dass der Maskenmann mit der Machete seine Aktion stoppte.
Dann gab es noch etwas anderes.
Zuerst der Krach und danach der Schuss!
Janine Helder fiel nach hinten. Der Kopf rutschte ihr aus den Händen und prallte auf ihren Bauch, wo er liegenblieb...
***
Ich war so schnell gegangen, dass Aram de Fries Mühe hatte, mir zu folgen. Er hatte es auch versucht, mich jedoch nicht eingeholt, und so war ich als erster an der Tür gewesen. Ich hatte sie normal öffnen wollen, als ich den Schrei hörte.
Innerhalb eines Augenblicks verwandelte ich mich in eine regelrechte Kampfmaschine. Ich öffnete die Tür nicht mehr normal, sondern rammte sie auf. Mit ihr zusammen fegte ich in das Zimmer hinein und sah sofort, in welcher Gefahr Janine schwebte.
Es blieb keine Zeit mehr. Ich konnte nur noch eines tun.
Die Waffe ziehen und schießen.
Das Ziel war der nackte Rücken einer Gestalt, die eine Machete mit beiden Händen festhielt und zum Schlag ausholte. Diese Gestalt hatte keinen normalen Kopf. Was es war, sah ich noch nicht, weil ich auf die Rückseite schaute.
Die Kugel traf.
Sie schlug zwischen den beiden Schulterblättern ein. Damit war es nicht getan. Auch ein tödlich Getroffener ist noch in der Lage, seinen Vorsatz reflexartig in die Tat umzusetzen.
Deshalb war ich der Kugel gefolgt und wuchtete den Körper des Getroffenen mit einem heftigen Stoß nach links. Er geriet ins Trudeln und brachte es nicht mehr fertig, seine Tat zu vollenden. Zwar schlug er noch zu, aber die Machete rutschte ihm dabei aus den Händen und verfehlte auch ihr ursprüngliches Ziel.
Sie hackte in das Bett hinein, aber mehr als eine Armlänge von Janine Helder entfernt.
Erst jetzt konnte ich mich um sie kümmern. Es bot sich mir eine Szene, in die sich Janine sicherlich nicht freiwillig begeben hatte. Sie lag auf dem Rücken, und von ihrem Bauch hob sich ein Kopf ab. Ein abgetrennter menschlicher Schädel. Janine war nicht in der Lage gewesen, in von ihrem Leib zu stoßen.
Auch Aram war inzwischen eingetroffen. Von der Tür her hörte ich seinen Schrei. Es war ein Laut, der mir durch Mark und Bein ging und mich für einen Moment erstarren ließ.
Ich musste mich um den Angeschossenen kümmern. Er gehörte zur gleichen Kategorie wie die Nackte zwei Etagen höher. Er war einer der Bewohner des Hotels, der nicht hatte sterben können. Selbst jetzt tat er sich schwer damit.
Er bewegte sich. Wollte sich hochstemmen.
So weit kam es nicht. Meine Kugel hatte ihn geschwächt. Die Wunde in seinem Rücken war nicht nur groß, sondern auch tief. Und darin arbeitete es.
Es sah aus, als hätten Maden ihr Nest gefunden. Kleine Würmer, die sehr hungrig waren und sich immer weiter fraßen. Der Leib zuckte, die Hände ebenfalls, und der Angeschossene brachte es noch fertig, seine Maske vom Gesicht zu reißen.
Er trug eine Glatze. Es gab keine Haare. Die Gorilla-Maske schleuderte er fort und nutzte die Bewegung aus, um sich auf die Seite zu drehen.
Ich sah das Gesicht im Profil. Wenn er ebenfalls Schauspieler gewesen war, dann hatte er bei seinem
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