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Aratani

Aratani

Titel: Aratani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Preuss
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einer kurzen Bewusstlosigkeit wieder zu sich. Die
Anstrengungen des Erzählens und die Erleichterung ihres Gewissens hatten ihr
sehr zugesetzt. Sie schaffte noch ganze zwei Sätze:
    "Es tut mir inzwischen unendlich leid, welches Unglück ich über so
viele Menschen gebracht habe und hoffe, dass nun doch noch alles gut wird. Ich
bin bereit, meine Strafe dafür entgegenzunehmen."
    Mit diesen Worten fiel ihr Kopf zur Seite und sie hatte ihren letzten
Atemzug getan. Die Königin hatte ihr Gewissen erleichtert, wogegen die Sorgen
für Rincipea jetzt erst richtig begannen. Viele Antworten hatte sie erhalten,
aber noch waren längst nicht alle ihrer Fragen geklärt.
    Scheu blickte Hiobes in Rincipeas Gesicht. Stotternd brachte er heraus:
    "Du… bist… genauso… schön, wie Deine Mutter. Ich habe sofort
erkannt, als ich den Raum betreten habe, dass Du ihre Tochter bist. Nur…, nur…,
dass Du mein Kind bist, habe ich die
ganze Zeit über nicht gewusst! Das musst Du mir glauben! Und hätte ich gewusst,
wozu Begona fähig ist, hätte ich sie aus dem Königreich verjagt, das schwöre
ich Dir!"
    Er streckte die Arme aus und Rincipea trat ihm erst zögerlich, dann
jedoch mit festem Schritt entgegen und ließ sich von ihm umarmen.
    Nachdem sie eine ganze Weile so dagestanden hatten und Hiobes' Gesicht
ebenso tränenüberströmt wie das von Rincipea zu Aran blickte, stand Aran auf
und musste erst einmal vor die Tür. Niemand war zu sehen. Hiobes hatte die
Wache vorhin weggeschickt und Aran sank mit dem Rücken an der Wand entlang auf
den Boden. Das musste erst einmal verdaut werden! Bei all den Neuigkeiten, die
sie erfahren hatten, vergaß er nicht, dass davon seine Eltern auch nicht wieder
lebendig wurden. Nur dieser selbstverliebten, hasserfüllten Frau hatten sie es
zu verdanken, dass sie ihr Leben lassen mussten. Als Dank für die Liebe, die
sie einem fremden Kind schenkten.
    Aran war übel geworden. Er hatte heute früh nichts gegessen, weil sie so
schnell wie möglich in den Palast wollten. Jetzt war er froh darüber. Denn als
er sich in eine riesige Bodenvase, die auf dem Gang an der Wand stand,
übergeben musste, gab sein Körper nichts als Speichel und bittere Galle von
sich. Er wischte sich gerade über die Lippen, als die Tür zum Gemach der
Königin geöffnet wurde und Hiobes mit Rincipea hinaustrat. Beide hatten etwas
ihrer Farbe zurückgewonnen und lächelten sich an.
    Rincipea reichte dem König die Hand und umarmte ihn noch einmal und
sagte zu Aran: "Lass uns gehen!"
    Aran verabschiedete sich gebührend von seinem König und ging mit
Rincipea schnellen Schrittes durch die vielen Zimmer und verschlungenen Gänge
hinaus aus dem Palast. Als sie die Palasttreppe hinunterstiegen atmete Aran
hörbar aus.
    Rincipea meinte: "Er wollte, dass wir mit ihm speisen. Aber ich
kann erst wieder etwas essen, wenn ich einen klaren Kopf bekommen habe. Die
anderen werden schon ungeduldig sein und staunen, wenn wir ihnen die
Neuigkeiten erzählen."
    In wenigen Schritten kamen sie im Gasthaus an. In der Schankstube warteten
Tilgrem und Uralab bereits neugierig auf ihre Rückkehr. Aran griff sich
Tilgrems Bierkrug und nahm einen tiefen Zug, bevor er sich auf die hölzerne
Bank an dem großen, klobigen Tisch allen ließ.
    "Tut mir leid, ich bestell gleich ein neues für Dich", sage
er.
    Tilgrem hatte seinen Freund noch nie so bleich gesehen und schob den
Krug in Arans Richtung. "Behalt es nur, Du brauchst es jetzt
nötiger."
    Uralab bestellte eine neue Runde Getränke und Essen für alle, bevor sie
sich von Rincipea berichten ließen.
    Erst etwas abgehackt, aber dann immer flüssiger, erzählte Rincipea was
sie erfahren hatten. Immer wieder musste sie ihre Rede unterbrechen und nahm
ein kleines Taschentuch zur Hand. Ihr Gesicht, zwar noch etwas aufgequollen,
war inzwischen aber wieder rosig und erhitzt. Aran saß immer noch bleich wie
eine Wand am Tisch und stocherte während Rincipeas Erzählung im Essen herum,
ohne ein Wort hervorzubringen. Tilgrem und Uralab hatten ihr aufmerksam
zugehört. Jetzt wollten sie beide zur gleichen Zeit beginnen zu sprechen.
Tilgrem streckte die Hand in Richtung Uralab aus und bat ihn, zuerst zu reden.
    "Danke, Tilgrem. Ich finde, nachdem wir zwar schlauer sind als
vorher, sollten wir trotzdem so schnell wie möglich in das 'Vierte Land' reisen
und klären, was es mit Reginata auf sich hat. Auch muss Rincipea ihre Ansprüche
auf den Thron geltend machen, falls Reginata wirklich nicht mehr am Leben

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