Aratani
seine Gewalt und blickte zu
seiner Gemahlin. "Du hast mich rufen lassen?"
Begona schien es jetzt eilig zu haben. Ohne weitere Worte zeigte sie auf
das Fußende ihres Bettes und Hiobes setzte sich.
"Was ich zu sagen habe, wird Euch alle drei erschüttern, aber es
ist wichtig, dass Ihr die Wahrheit erfahrt, besonders jetzt, nachdem unser
einziger Sohn bei der letzten Schlacht um das 'Vierte Land' gefallen ist und
unser Königreich keinen Erben mehr hat."
Nun waren es Aran und Rincipea, die verblüfft waren. Von dem Tod des
Prinzen hatten sie noch nichts gehört, aber in der Wüste traf man nicht allzu
viele Leute. Die Barden in Basab hatten auch kein Wörtchen davon in ihren
Weisen verlauten lassen. Sie ließen die Überraschung an sich vorübergehen und
konzentrierten sich wieder auf die Worte von Begona:
"Alles fing an mit einem Besuch der Königin des 'Vierten Landes' in
unserem Palast. Ihr Name war Reginata. Mein Gemahl - sie blickte Hiobes in die
Augen, der dem Blick auswich und zu befürchten schien, was nun kommen würde - hat
Reginata zu der Zeit, als sie unser Gast war, in ihren Gemächern
verführt."
Hiobes erbleichte. "Ich ahnte ja nicht, dass Du wusstest…"
"Sei still! Und höre mir zu!"
"Wie gesagt, er hat sie verführt! Und…, er hat sie geschwängert!
Ich hab es irgendwann von meiner Zofe erfahren, die wiederum eine Schwester an
der Grenze zu Reginatas Reich hatte. Dort machten allerlei Gerüchte die Runde.
Er ahnte nicht einmal, dass seine Untreue Folgen gehabt hatte. Und ich, ich
hatte Angst um den Thron, den dieses Kind unserem Heradin hätte streitig machen
können, wenn es erst einmal erwachsen geworden wäre. Ich beauftragte also einen
Mann, Reginata, die ihr Kind bereits geboren haben musste, und auch das Kind zu
beseitigen. Es war für ihn nicht einfach, an Reginata heranzukommen. Sie hatte
ihre Schwangerschaft geschickt verbergen können und ihr Volk dachte, es wäre
ein angenommenes Kind, das sie in der letzten Zeit in ihren Armen hielt. Sie
war Alleinherrscherin, nachdem sie den Thron geerbt hatte. Da sie nie einen
Gemahl an ihrer Seite haben wollte, kam das Volk auch nicht auf den Gedanken,
dass ihre Königin ein Kind geboren haben könnte. Keiner stellte Fragen. Eines
Tages dann konnte der von mir beauftragte Mann seinen Plan in die Tat umsetzen.
Jedenfalls hat er es versucht. Er kam zurück und sagte, dass alles zu meiner
Zufriedenheit ausgeführt sei. Ich habe ihm geglaubt und ihn dafür fürstlich
belohnt. Der Dummkopf hat sich gleich darauf aus dem Staub gemacht und ward nie
wieder gesehen, obwohl ich überall habe nach ihm suchen lassen. Von Reginata
und ihrem Kind war in der Tat in der nächsten Zeit nichts mehr zu hören. Ihre
Wachen schwiegen sich aus und sagten den Leuten immer nur, sie wüssten auch
nicht, wo sie abgeblieben sei. Bald glaubte das Volk, Reginata hätte sich nur
in das Innere ihres Palastes zurückgezogen und wolle nicht gestört werden.
Viele munkelten, das Kind wäre verstorben und die Königin darüber so
verbittert, das sie es nicht ertragen konnte, das Glück ihres Volkes mit
anzusehen. Bis zum heutigen Tage weiß niemand, was aus ihr geworden ist."
Begona zeigte auf das Glas und griff danach, als Rincipea es ihr erneut
reichte. Sie schien noch einmal um Jahre gealtert, als sie ihren Bericht nach
einem tiefen Schluck fortsetzte:
"Erst vor einem Jahr etwa habe ich erfahren, dass das Kind am Leben
ist. Reginata hatte es in einem Korb im südlichen Barabesi ausgesetzt, nachdem
ihr die Gefahr durch den von mir beauftragten Mörder bewusst geworden sein
muss. Wie sie es angestellt hat, und ob sie nun noch lebt oder nicht, weiß ich
nicht. Der Korb wurde jedenfalls mit der Strömung nach Norden getragen, wo er
von einfachen Leuten aus dem Wasser gefischt wurde. Die Leute nahmen sich des
Kindes an, ein Mädchen, sie wäre jetzt neunzehn Jahre alt."
Nun war es an Aran und Rincipea, die Kinnladen fallen zu lassen. Beide
atmeten heftig und sämtliches Blut war aus ihren Gesichtern gewichen. War das
möglich? War Rincipea etwa das Kind von Reginata und Hiobes? Aran erinnerte
sich an das Amulett, welches ihre Eltern Rincipea zum achtzehnten Geburtstag
geschenkt hatten, und an die Worte ihrer Mutter, sie solle es gut verwahren, es
würde noch sehr wichtig werden.
"Was soll das heißen?", konnte er sich nun nicht mehr
beherrschen und unterbrach die Königin. "So redet doch weiter!"
Er ergriff Rincipeas Hand während sie weiterhin der Königin von
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