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Aratani

Aratani

Titel: Aratani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Preuss
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vom
gestrigen Abend hatte nicht lange angedauert und die Sonne schien nun kraftvoll
auf ihn hinab. Er war ausgeruht und froh, seinen Weg forschen Schrittes
fortsetzen zu können. Wenn er nicht bald den ersten Anhaltspunkt erhalten
würde, müsste er diese Reise noch jahrelang fortführen. Er hoffte nur, in Arant
mehr in Erfahrung bringen zu können, vor allem, ob er wenigstens auf dem
richtigen Weg wäre. Aber sein elfisches Gespür hatte ihm die Richtung gewiesen.
Nie hatte es ihn bisher getrogen.
    Eine längere Zeit seines Weges dachte Aran darüber nach, wem der Dolch
wohl gehören würde und was es mit den Gedanken auf sich hatte, die der Wirt und
auch der Barde äußerten. Auch ihm war klar, dass es sich dabei um das Eigentum
wenigstens eines Edelmannes handeln musste, wenn nicht sogar eines Fürsten oder
Königs.

4. Weg nach Arant

 
    Aratani, das Königreich von Hiobes und Begona, umfasste drei Länder. Im
Nordosten Arantoi, in welchem Aran und Kirana lebten. Der Fluss Karalan trennte
dieses Land von Forontan, dem Land im Süden. Im Nordwesten des Königreiches,
hinter der Wüste von Arabat, lag das dritte und schönste Land mit Namen Basabani
und dessen märchenhaft anmutende, orientalische Hauptstadt Basab, direkt an dem
vielmals bewunderten und sagenumwobenen Kristallsee.
    Ganz oben im Norden, genau in der Mitte über allen drei Ländern des
Königreiches, residierte die Königsfamilie in einem prachtvollen Palast.
    Begona, die Königin, und Hiobes hatten nur ein einziges Kind, einen Sohn
namens Heradin, der eines Tages den Thron besteigen würde.
    Soweit Aran bekannt war, wurde das 'Vierte Land' im Südwesten stetig
umkämpft. Auch der König von Aratani wollte dieses Land sein Eigen nennen, so
dass es immer wieder zu gefährlichen Kämpfen und Schlachten mit anderen
Königreichen kam, an denen sich auch Heradin als Thronfolger und junger Kriegsfürst
beteiligte. Heradin hatte seit seiner frühesten Kindheit eine erstklassige
Kampfausbildung erhalten, und das ihm unterstellte Heer respektierte und liebte
seinen Herrn. Trotzdem war es ihm in der Vergangenheit nicht gelungen, das Gebiet
zu erobern. Heradin haderte nicht erst seit der letzten Schlacht mit sich. Es hatten
bereits zu viele Kämpfer seiner Truppe ihr Leben lassen müssen. Dabei bedeutete
ihm dieses zusätzliche Land nichts. Er war zufrieden mit dem, was er hatte, und
wollte ein ganz normales Leben führen. Ein Leben ohne Blutvergießen und
abgetrennte Gliedmaßen auf dem mit Leichen übersäten Schlachtfeld. Ein Leben,
ohne dass die Hälfte der Bewohner durch seine Schuld zu Halbwaisen oder Witwen wurde.
Aber er hatte sich dem Willen seines Vaters beugen müssen. So wurden von ihm in
der Vergangenheit drei Schlachten befehligt und er war nach jedem Kampf mit
mehr Verlusten heimgekehrt. Sein Heer verringerte sich zusehends. Und auch,
wenn es den Gegnern nicht anders erging, verabscheute Heradin Gewalt und Krieg
mehr als alles andere. Er glaubte daran, dass höhere Mächte alle Entscheidungen
auf der Welt treffen würden und es das Schicksal der Menschen war, diese
hinzunehmen, wie sie waren. Alles war richtig so und vorherbestimmt. Mit seinem
friedfertigen Wesen betete er, genau wie die Menschen in seinem Land, zu Isuryon,
dem gütigen Gott des Friedens und der Liebe unter den Menschen. Ihm war
bewusst, dass seine Ansichten zu den Niederlagen im Kampf um das begehrte Land
beigetragen haben mussten, aber sein Glaube war stark - ganz im Gegensatz zu
seinen Eltern. Es waren seiner Ansicht nach zwar gutherzige Menschen, aber mit
Göttern, welchen auch immer, wollten sie nichts zu tun haben.
    Da es Isuryon offensichtlich mit allen drei Ländern des Königreiches gut
meinte, und der König sich, trotz seiner Gier um das 'Vierte Land' im Südwesten,
gut um sein Volk kümmerte - niemand musste Hunger leiden, die Steuern waren
erträglich, und jede Familie hatte genug Einkommen, um sich ein wohliges Heim
aufbauen zu können - wollte sich Aran beim besten Willen nicht vorstellen, dass
der Dolch hier zuzuordnen war. Aber er musste Geduld haben! Er würde
herausfinden, wer für das Verbrechen verantwortlich war.
    Aran sah am Wegesrand einen Flecken Moos und ließ sich stöhnend auf den
weichen Teppich fallen. Durch die ständige Grübelei tat ihm der Kopf weh, und das
Pochen in seinen Schläfen war inzwischen dermaßen angestiegen, dass er sich
kurzerhand rückwärts ins Gras warf und kurz die Augen schloss. Nach einer Weile
ließ das Pochen nach und er

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