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Arcanum – Das Geheimnis

Arcanum – Das Geheimnis

Titel: Arcanum – Das Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Geist
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ohne Kinderlärm auch etwas für sich hatte.
    Er räkelte sich, schaute in die Stadt hinunter, über die schon wieder dunkle Wolken von Westen her zogen, und ließ die Dinge Revue passieren, die seit dem Besuch von Herrn Wallinger in einem atemberaubenden Stakkato über ihn und Herbert hereingebrochen waren. Der Alkohol machte ihn schläfrig und schließlich konnte er seine Augen nicht mehr offen halten. Er verfiel in einen unruhigen Schlaf, in dem ihn ein Albtraum heimsuchte. Er sah Menschen in Schutzanzügen aus silberner Folie herumlaufen. Zudem trugen sie silberne Helme mit verspiegelten Visieren, so als müssten sie sich vor zu starker Sonneneinstrahlung schützen. Es war wie aus einer Werbung zum Schutz der Ozonschicht, die sich ihm unangenehm eingeprägt hatte, und in der die Menschen nur so aus dem Haus gingen, weil die UV-Belastung sonst unweigerlich zu bösartigen Hauttumoren führen sollte. Was ihn erschütterte, war die Panik, in der alle durcheinanderliefen und die vielen Toten, die überall herumlagen, weil sie vermutlich nicht über Schutzanzüge verfügten. Es war alles so realistisch.
    Der Ort war Calw und alles schien in ein sonderbar rotes Licht getaucht zu sein. Er sah die Nagoldbrücke, die Straßen auf denen Autofahrer wild hupten und brennende Autowracks, die jedes Weiterkommen unmöglich machten.
    Er erwachte schweißgebadet.
    Seine Armbanduhr zeigte, dass er nur fünfzehn Minuten geschlafen hatte, doch es war ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen. Er rappelte sich auf und spürte das Blut in seinem Schädel hämmern. Die Kopfschmerzen, die ihn in den vergangenen Jahren nur noch selten gepeinigt hatten, waren massiv zurückgekehrt. Er schluckte zwei Aspirin und erkannte, dass die Packung, die er im vergangenen Jahr zur Hälfte geleert hatte, in den letzten zwei Wochen fast zur Neige gegangen war. Er wusste inzwischen, dass dieser stark erhöhte Verbrauch meist mit einem seelischen Ungleichgewicht einherging. Doch diesmal war es anders. Er empfing etwas auf einer Frequenz seines Verstandes, deren Existenz ihm bislang verborgen gewesen war. War es nicht eher eine zunehmende Paranoia, mit der er im Grunde sein ganzes Leben lang gerechnet, und die durch Carolin und das normale Leben, das er mit ihr führte, nur einen Aufschub erhalten hatte?
    Er hatte ihr in dieser Hinsicht viel zu verdanken. Vor ihrer gemeinsamen Zeit war er über seine migräneartigen Anfälle hinweggegangen und hatte jeden Zusammenhang mit seinem Seelenleben geleugnet oder ignoriert. Es passte schon gar nicht in sein Bild herber Männlichkeit, das er bei seinem Vater abgeschaut hatte. Was war geschehen? Natürlich war der Fund im Wald aufregend, doch seine Kopfschmerzen hatten früher begonnen, so als wären sie bereits Vorboten gewesen, für das eigentliche Ereignis, das ihn jetzt aus der Bahn warf.
    Wahrscheinlich trank er nur zu viel und vertrug den Alkohol nicht mehr. Er schüttelte den Traum und die unangenehmen Gedanken ab. Inzwischen war es vier Uhr geworden und zu der langsam herabsinkenden Dunkelheit, die in nördlichen Breiten die bevorstehende Wintersonnenwende ankündigte, gesellten sich schwarze Wolken, aus denen bereits wieder ergiebiger Regen fiel, sodass es fast Nacht wurde. Durch die für ihn ungewohnte Stille im Haus läutete das Telefon mit der Lautstärke einer Alarmglocke.
    Christopher zuckte zusammen, als hätte ihm jemand einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf geleert, dann erhob er sich schwerfällig und nahm ab.
    „Herbert hier, ich muss Dir noch eine aufregende Neuigkeit mitteilen. Ich habe Silvia in unsere Recherchen eingeweiht. Du musst wissen, dass sie in der Unibibliothek im Bereich Archäologie und Altertum arbeitet, wo ich sie auch kennengelernt habe“, begann Herbert atemlos, „sie ist zudem sehr belesen und geradezu besessen von alten Büchern. Ihr neuer Freund ist so eine komische Type, die bei mir mal einen Kurs in Ausgrabungstechnik besucht hat. Hat keine Ahnung und zwei linke Hände, sodass ich froh war, ihn nie auf irgendeiner Expedition zu treffen. Der hätte mit seinem Geschick an einem Tag ruiniert, wofür man sonst tausend Jahre Sandstürme braucht.“
    „Komm zur Sache, Herbert“, unterbrach ihn Christopher ungeduldig.
    „Okay, der Typ ist in einer sehr seltsamen, sehr geheimen Verbindung, die ein Haus am Fuß des Österbergs hat. Die nennen sich Fraternitas Rosae .“
    Christopher schluckte hörbar.
    „Und jetzt kommt es. Er hat Silvia erzählt, dass sie ein Buch hätten, das

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