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Arcanum – Das Geheimnis

Arcanum – Das Geheimnis

Titel: Arcanum – Das Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Geist
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Atombombe unter dem Arm in eine Millionenstadt schlich, um der göttlichen Vorsehung auf die Sprünge zu helfen?
    Was ihm bisher als lächerlicher Aberglaube harmloser Blumenkinder erschienen war, konnte genau so gut selbst gewählte Deadline einer Terrorgruppe sein.
    Und mit Deadline meinte er ganz bewusst die Mehrdeutigkeit des Wortes. Profiler der Amerikaner nannten diese Leute Doomster . Sie waren nicht nur Weltuntergangspropheten, sondern dunkle Gestalten, die diesen Weltuntergang herbeisehnte und alles daran setzte, dass er auch stattfand. Doomster waren deshalb so gefährlich, weil sie nicht vorhatten, heil aus der Sache heraus zu kommen, und ihre Taten nicht wie übliche Verbrecher planten.
    Christopher schüttelte die düsteren Gedanken ab und wandte sich dem nächsten Link zu.
    Da war ein Naturwissenschaftler, der die Weltuntergangshysterie als Humbug abtat, im gleichen Atemzug aber zu bedenken gab, dass das Erdmagnetfeld extrem instabil würde, was immer damit begann, dass der magnetische Nordpol mit zunehmender Geschwindigkeit von seiner angestammten Position abwandere. Zudem sei das momentane Sonnenfleckenmaximum katastrophal für den weltweiten Datenverkehr. Es sei mit Ausfall von Satelliten zu rechnen, die der steifen Brise des Sonnenwindes nicht standhielten.
    Das klang auch nicht sehr positiv. Er klickte einen weiteren Link .
    Hier gab es eine Gesprächsrunde zwischen Menschen, die sich selbst als medial bezeichneten und behaupteten, in die Zukunft sehen zu können. In diesem Forum warf ein Teilnehmer die Erkenntnis in die Runde, dass der Grund, warum er keine Ereignisse nach 2012 vorhersehen könne schlicht der sei, dass es nach 2012 nichts mehr vorherzusehen gäbe.
    Langsam beschlich Christopher ein Unbehagen, obwohl er früher über diese Dinge immer herzlich lachen konnte. Der nächste Link führte ihn zum Planeten X, jenem dubiosen Gesteinsbrocken, der die Bahnen der anderen Planeten stören sollte, ohne dass man ihn je gesehen hatte. Er würde am einundzwanzigsten Dezember aus dem Nichts auftauchen, um die Welt in einer gigantischen Kollision zu atomisieren. Christopher schaltete den Rechner aus. Er hatte genug. Allein das ungute Gefühl blieb, dass an diesem Tag 4ahau , wie ihn die Maya genannt hätten, etwas geschehen konnte, das jetzt bei irgendwelchen Wirrköpfen in der Endphase der Planung steckte.
    Doch was konnte man schon tun?
    Der Tag würde wahrscheinlich so spurlos vorübergehen wie damals die Jahrtausendwende, zu der das gefürchtete Datenchaos ausblieb. Christopher fühlte sich erschöpft. Noch immer kreiste eine Mischung aus Restalkohol und inzwischen der vierten Aspirin in seinem Blut. Er beschloss, den Abbau der Gifte durch eine flotte Runde mit seinem Mountainbike zu beschleunigen. Er musste wieder einen klaren Kopf bekommen und sich mit Herbert auf die ungelösten Rätsel stürzen.
    Er ging nach Hause, zog sich um und holte sein Rad aus der Garage. Er schaltete seinen GPS-Tourentracker ein, der exakt die gefahrene Strecke und zurückgelegten Höhenmeter aufzeichnete. Dann radelte er in Richtung Fuchsklinge , der ehemaligen Haltestelle der Schwarzwaldbahn und über Ottenbronn steil nach Hirsau hinunter. Das kleine Städtchen lag verschlafen vor ihm im Tal. Es war kalt und trocken, doch er musste großen Pfützen ausweichen. Die Ruinen des alten Klosters tauchten vor ihm auf. Sie hatten ihre Faszination nie für ihn verloren, obwohl er diese Route schon oft gewählt hatte.
    Die Aureliuskirche, die in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts vergessen, und als Autowerkstatt missbraucht worden war, übte eine besondere Anziehungskraft auf ihn aus. Carolin ging es genau so, und deshalb hatten sie das uralte Gemäuer auch für ihre Trauung ausgewählt.
    Er hielt wie so oft auf dem Rückweg nach Calw an, um ein paar Minuten in der Stille der dunklen romanischen Gewölbe, deren Ursprünge in das achte Jahrhundert zurückreichten, inne zu halten und die Seele baumeln zu lassen. Er schloss sein Fahrrad nicht ab, da er aus einem unerfindlichen Grund der Meinung war, dass vor einer Kirche nichts gestohlen werden könne. Dennoch nahm er sein teures GPS-Gerät aus der Fahrradhalterung und steckte es in die Jackentasche.
    Die Ruhe des Ortes hatte etwas Vertrautes. Sie durchdrang ihn wie schon so oft und ließ alles Unangenehme abfallen. Er war streng katholisch erzogen worden. Sein Vater hatte darauf bestanden, so wie es für einen Kubaner geradezu heilige Pflicht war. Das Kindermädchen, das

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