Arcanum – Das Geheimnis
Tränen hinunter und erwiderte,
„Ja, bitte hilf mir. Ich kann es nicht erklären, aber es passiert etwas Schreckliches, das meine Familie zu zerstören droht“.
Erst jetzt wurde ihr bewusst, was sie von ihm verlangte. Er sollte ihr helfen ihre Ehe zu retten, die das Ende seiner großen Liebe zu ihr bedeutet hatte.
„Ich helfe Dir, wo bist Du?“, war seine Antwort, die ehrlich und ohne Zögern kam. Sie liebte diesen Mann. Es war keine erotische Liebe, mehr die zu einem Freund, einem Bruder, doch ganz sicher war sie nicht. Sie wischte die plötzlichen Bedenken beiseite und antwortete:
„Die Kinder und ich, wir sind zu meiner Mutter nach Bad Liebenzell gezogen. Kannst Du vorbeikommen?“
Sie hoffte, dass er zusagen würde, obwohl es schon spät war. „Die alte Adresse?“ Erst jetzt fiel ihr ein, dass sie beide vor einer Ewigkeit dort, wo jetzt ihre Kinder schliefen, ein erstes Schäferstündchen abgehalten hatten. Sie schmunzelte. Es war überhaupt ihre erste sexuelle Erfahrung gewesen, die unendlich spannend war, weil ihre Eltern nur wenige Meter entfernt annahmen, dass Sven mit ihr aufs Abitur lernte. Sie hatten auch angefangen, zusammen Matheaufgaben zu lösen, bis er begann, ihre Brüste zu streicheln. Sie gab dem ersten Impuls, ihm eine runterzuhauen, erstaunlicherweise nicht nach. Stattdessen geriet sie in eine Ekstase, die es wahrscheinlich nur beim berüchtigten ersten Mal gab. Sie verdrängte den Gedanken an das, was dann kam und antwortete schnell:
„Klar, die alte Adresse.“
Er hängte ein und fünfzehn Minuten später klopfte es an das Küchenfenster. Sie war froh, dass er nicht geläutet hatte, da ihre Mutter früh zu Bett gegangen war. Andrerseits erinnerte es sie erneut an ihre gemeinsame Jugendzeit. Auch damals hatte er sie auf diese Weise heimlich besucht, war die Nacht über bei ihr geblieben und vor der Morgendämmerung verschwunden, sodass sie ihre Beziehung erstaunlich lange geheim halten konnten.
Carolins Erziehung war liberal, dennoch sehr katholisch gewesen und Sven war Atheist. Ihre Eltern waren hellauf entsetzt, als sie es erfuhren. Christopher konnte die Gretchenfrage ganz klar für sich entscheiden und vielleicht war das einer der Gründe, weshalb auch sie sich für ihn entschieden hatte. Sie konnte ihn mit nach Hause bringen und der Geheimniskrämerei ein Ende setzen.
„Auch gut katholische Ehen scheitern“, dachte sie und lies Sven herein.
„Ist es so schlimm zwischen Euch, dass Du zu Deiner Mutter ziehen musstest?“, fragte Sven mit ehrlicher Anteilnahme.
Sie nickte.
„Es passiert etwas mit Christopher, das er nicht mehr kontrollieren kann“.
„Gibt es eine andere Frau?“
Die Frage traf sie wie ein Hieb in die Magengrube. Sie brach in Tränen aus, und er schloss sie in seine Arme. Sie wollte das nicht, löste sich von ihm und sagte trotzig, „es ist nicht so, wie Du denkst. Das ist nicht das eigentliche Problem“.
Sie wusste, wie lächerlich sich ihre Erklärung anhören musste, doch sie spürte auch, dass er ihr glaubte.
„Du meinst die Ermittlungen, die er und sein Freund Herbert um die goldene Scheibe anstellen, haben etwas damit zu tun?“
„Ja, diese Schatzsuche ist wie eine Droge für ihn und mit Drogen hat er schlechte Erfahrungen gemacht, wie Du ja weißt. Es klingt verrückt, aber kann jemand, der einmal rauschgiftsüchtig war auf diese Weise rückfällig werden, indem er wie ein Junkie die Lösung eines Rätsels herbeifiebert?“
Es klang auch in ihren Ohren verrückt, dennoch spürte sie, dass es im Kern der Wahrheit entsprach. Christopher war der Typ, der in jede Art von Rauschzustand verfallen konnte.
„Ich weiß nicht, wahrscheinlich nicht“, antwortete Sven. „Vielleicht wird er manipuliert. Ich habe einige Nachforschungen angestellt. Es scheinen Leute in die Sache verwickelt zu sein, die verschiedenen Geheimgesellschaften angehören und ebenfalls die goldene Scheibe in ihren Besitz bringen wollen. Wir beobachten alle diese Grüppchen mit großer Aufmerksamkeit. Du weißt ja, dass seit dem elften September mehr Personal und Geld in die Abwehr potenzieller, terroristischer Angriffe gesteckt werden, und davon profitieren auch wir in Calw. Was ich Dir jetzt erzähle, ist streng vertraulich. So lächerlich es klingen mag. Es gibt eine Sondereinsatzgruppe 2012.“
Carolin schaute ihn fragend an.
„Das Ende des Mayakalenders. Verrückt, aber es gibt erhebliche Aktivitäten von Wirrköpfen, die das Datum zum Anlass nehmen, ihre
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