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Arcanum – Das Geheimnis

Arcanum – Das Geheimnis

Titel: Arcanum – Das Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Geist
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oft zu tun habe. Ich würde ihn zu gerne einmal persönlich kennenlernen“.
    „Ich werde es ihm ausrichten.“ Was sollte sie sonst sagen. Sven zog das Buch aus der Stoffhülle und legte es Herrn Bellheim auf den Tisch. Er war nicht überrascht. Professor Bellheim musste das Buch bereits kennen. Er rückte seine Brille zurecht, setzte sich und fragte dann:
    „Welchen Teil soll ich übersetzen?“
    „Da wo das goldene Rad beschrieben wird? Wir vermuten, dass es sich um eine goldene Kalenderscheibe mit Mayasymbolen handelt, die vor kurzer Zeit im Wald bei Hirsau gefunden wurde“. Herr Bellheim schaute interessiert auf.
    „Und wo ist diese Scheibe jetzt?“
    „Sie wurde aus einem Tresor gestohlen, ich habe sie aber selbst gesehen“, erwiderte Sven. Herr Bellheim vertiefte sich in das Buch und fand nach kurzem Blättern die richtige Stelle. Er las ein Stück und erklärte auf die Bitte Svens hin so exakt wie möglich den Sinn des Textes:
    „Das goldene Rad stammte aus den Schatzkammern des Papstes und lies sich bis ins Jahr 1015 zu einem Kloster in Schottland zurückverfolgen, wo es ein Mönch am Tage Epiphanie am Strand auffand. Es gelangte schließlich nach Rom, wo man seine Bedeutung erkannte. Auf der Rückseite war eine Karte der Welt mit einem unbekannten Kontinent in Richtung der untergehenden Sonne. Die Vorderseite zierte ein Kruzifix mit einem ungewöhnlichen Korpus. Unter einem Edelstein war ein Holzsplitter, den Papst Leo nach einem Traum deutete als Splitter vom wahren Kreuz Jesu. Er träumte von der Schlange, die sich um den Baum der Erkenntnis wand und dieser Baum war der Stamm des Kreuzes, der in den Ruinen einer Kirche verborgen war in jenem Wald, den schon die Römer Silva nigra genannt hatten. Leo wurde von dieser Zeit an von Albträumen geplagt. Der Stamm war das mächtigste Zeichen des Antichristen, das Zeichen seines Sieges über den Sohn Gottes und wer diesen Stamm in Händen hielt, hatte Macht über Leben und Tod. Leo erkannte die Gefahr. Er würde erst Frieden finden, wenn er es unerreichbar für die Gier der Mächtigen in Sicherheit gebracht hätte“.
    Professor Bellheim unterbrach seinen Bericht und schaute auf.
    „In der Legenda Aurea des Jakobus von Voragine beginnt das Kreuzesholz als Baum der Erkenntnis und somit als Baum der Schlange, dessen Früchte Adam das Paradies kosten. Von diesem Baum holt sich Seth ein Stück, um es seinem Vater Adam zu bringen. Der ist bei seiner Rückkehr aber schon tot, und so pflanzt er es auf sein Grab. Daraus wächst ein mächtiger neuer Baum, an dem schließlich Christus gekreuzigt wird. Immerhin war die Legenda Aurea ein Bestseller des Mittelalters, trotz dieser ungewöhnlichen Interpretation des Kreuzes als Holz vom Baum der Schlange. Es wird nach der Auffindung durch Helena als heiligste aller Reliquien verehrt. Wenn man sich seine Geschichte allerdings anschaut, die mit dem Tod Jesu beginnt, mit der Folterung des Leviten Judas fortgesetzt wird, aus dem Helena den Ort herauspresst, an dem sie das Kreuz findet, mit der Folterung eines syrischen Christen weiter geht, dem die ersten Kreuzfahrer Holzsplitter unter die Nägel treiben, damit er ihnen den Stamm übergibt, den seine Familie seit Generationen in Jerusalem gehütet hat, wenn man die blutigen Schlachten sieht seit Konstantin, für die das Kreuz herhalten musste, bis es in Hattin von der Bildfläche der Geschichte verschwand, dann wundert man sich, weshalb nicht schon früher jemand auf die Idee kam, dass dieses Ding etwas ganz anderes ist als ein anbetungswürdiger Heilsbringer“, erklärte Professor Bellheim.
    „Wenn wir tatsächlich vom wahren Kreuz Christi sprechen, das sich 1049 bereits im Schwarzwald befand, dann kann es nicht das Kreuz gewesen sein, das 1187 in der Schlacht von Hattin von Saladin erbeutet wurde“, gab Sven zu bedenken.
    Carolin sah Sven bewundernd an.
    „Das stimmt natürlich“, räumte Herr Bellheim ein, „vielleicht gab es aber mehr als dieses eine Stück.“
    Er vertiefte sich wieder in das Buch.
    „1049 reiste Leo nach Calw in das Herrschaftsgebiet seines Neffen Graf Adalbert von Calw. Er besuchte die verfallene Aureliuskirche und bestand darauf, dass sie wieder aufgebaut würde. In den Ruinen der Kirche entdeckte er das Arcanum . Die Macht, die von ihm ausging, erschreckte Leo so sehr, dass er entschied, es an diesem unwirtlichen Ort, weit weg von den Zentren der weltlichen Macht zu belassen. Er kehrte nach Rom zurück, doch die Angst blieb sein Begleiter

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