Arcanum – Das Geheimnis
bis zu seinem Tod. Ein Zeichen am Himmel im April des Jahres 1054 veranlasste ihn sich dem Mann anzuvertrauen, den er bestärkte, seine Nachfolge in den Schuhen des Menschenfischers anzutreten: Hildebrand von Soana“.
„1054 explodierte eine Supernova im Sternbild Stier, die so hell war, dass man sie auch am Tage sehen konnte“, ergänzte Sven.
Professor Bellheim nickte zustimmend und erklärte:
„Eine Woche nachdem der neue Stern am Himmel erschienen war, starb Leo, am neunzehnten April des Jahres 1054. Hildebrand wurde aber nicht sein Nachfolger, da er dem deutschen König Heinrich zu klug und zu gefährlich war. Erst 1074 wurde er von den Römern per acclamationem gegen den Willen Heinrichs als Papst Gregor VII auf den Stuhl Petri gehoben“.
Er wandte sich an Carolin.
„Das war jener Gregor VII, der den erbitterten Investiturstreit mit Heinrich führte und ihn schließlich in Canossa demütigte“.
Herr Bellheim übersetzte weiter:
„Im Kampf gegen die Mächtigsten der Welt wollte er sich der Macht eines Gegenstandes bedienen, der nicht von dieser Welt war“.
„Das passt zu Gregor. Petrus Damiani, der berühmte Kirchenlehrer und Mitstreiter Gregors, nannte ihn einmal den heiligen Satan. Er war ganz anders als sein Freund Leo, fromm doch ein Machtmensch durch und durch“, ergänzte diesmal Sven.
Professor Bellheim nickte zustimmend, dann richtete er seine Augen wieder auf den Text.
„Gregor stellte das Kloster 1073 unter besonderen päpstlichen Schutz. Da seine Reise nach Hirsau zu viel Aufsehen erregt hätte, bediente er sich eines Mannes, der schon Leo begleitet hatte und das Arcanum in Händen gehalten hatte. Adeodatus war ein Greis von 43 Jahren, hatte aber das Aussehen eines jungen Mannes, da auf wundersame Weise in den Ruinen der Aureliuskirche die Zeit für ihn stehen geblieben war. Man begegnete ihm mit Misstrauen und vermutete dunkle Mächte, mit denen er sich verbündet habe, um der ewigen Jugend willen. Er wurde nur deshalb nicht der Hexerei bezichtigt, weil er im Papst einen mächtigen Fürsprecher und Herren fand. Er bot Gregor seine Hilfe an und machte sich im Winter des Jahres 1074 zum zweiten Mal auf die gefährliche Reise über die Alpen, um nach einem kurzen Aufenthalt in Konstanz in einer mondlosen Nacht im Wald bei Hirsau sein Lager aufzuschlagen. Bischof Gebhard, ein ehemaliger Hirsauer Mönch und treuer Anhänger des Papstes aus dem Geschlecht der Zähringer, erwartete ihn in Konstanz und versorgte ihn mit einem frischen Pferd und Proviant. Gebhard war ein Mitglied der Bruderschaft. Sie verbargen das Arcanum in Hirsau, dessen lange Irrfahrt dort ein Ende fand“.
Professor Bellheim nahm seine Brille ab und rieb sich die Nasenwurzel. Dann bearbeitete er die Gläser umständlich mit der gesunden Hand und einem riesigen Taschentuch, um sie schließlich wieder aufzusetzen. Er zwinkerte Carolin und Sven an und fragte: „Soll ich weitermachen?“
Sven hob die Hand. „Lassen sie uns erst ein paar Fragen klären. Wie konnte ein Fragment des Kreuzes nach Hirsau gelangen, denn darum handelt es sich offensichtlich bei diesem Arcanum . Hat Helena mehr gefunden als das eine Stück, das Saladin erbeutete, und einen Teil ins Weströmische Reich bringen lassen? Oder hat dieses Stück überhaupt nichts mit ihr zu tun?“
Nach kurzem Nachdenken erwiderte Herr Bellheim: „Ihr Lebensmittelpunkt lag nicht wie von vielen angenommen in Konstantinopel, sondern in Trier. Wäre es nicht logisch gewesen, die Reliquien, dazu gehörten auch die drei Kreuzesnägel, dorthin zu schaffen? Die Nägel sind heute in Wien, Bamberg und Rom ausgestellt und nicht etwa im Gebiet der Ostkirche. Die Legende sagt, sie fand auch die Kreuze der beiden Verbrecher und entschied, welches das Richtige war, indem sie einen Toten auf das wahre Kreuz legte, der daraufhin ins Leben zurückkehrte. Vielleicht wurde da etwas verwechselt, bewusst oder unbewusst, und das wahre Kreuz ist hier in Hirsau. Aber bitte, das ist reine Spekulation“.
Sven ergänzte: „Angenommen dieses Stück Holz besaß die gefährliche Macht über Leben und Tod, die ja Helena schon erkannte, und wurde deshalb von ihr persönlich in ein sicheres Versteck gebracht“.
„Damals gab es in Hirsau aber nur Bäume, keine Kirche und kein Kloster“, widersprach der Professor.
Sven grübelte schweigend vor sich hin. „Ich könnte mich ohrfeigen, dass ich Christopher nicht die Scheibe abgenommen, oder wenigstens Fotos gemacht habe“.
„Er hat
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