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Arche Noah, Touristenklasse

Arche Noah, Touristenklasse

Titel: Arche Noah, Touristenklasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Dessen ungeachtet lege ich Wert auf die Feststellung, daß ich mich mit Arbeiten auf diesem Gebiet niemals beschäftigt habe, weil das eine Überschreitung der mir übertragenen, genau umschriebenen Zuständigkeit bedeutet hätte. Ich beantrage daher die Einvernahme des Zeugen Schulze, der zum fraglichen Zeitpunkt Gauleiter in Wuppertal war.
    STAATSANWALT: Wenn ich Sie richtig verstehe, sind Sie mit Schulze de facto einer Meinung darüber, daß zwei mal zwei vier ist?
    ADOLF: Ich habe bereits wiederholt ausgesagt, daß ich über diesen Punkt nicht aussagen kann, solange ich unter Eid stehe. Aber ich werde selbstverständlich alle aus meiner Aussage entstehenden Folgen auf mich nehmen, um nicht den Eindruck zu erwecken, daß ich mich meiner Verantwortung entziehen will.
    STAATSANWALT: Schön. Wieviel ist zwei mal zwei?
    ADOLF: Wenn ich nicht irre, habe ich darüber bereits ausgesagt.
    STAATSANWALT: Ich möchte es noch einmal hören.
    ADOLF: Ich habe darüber bereits ausgesagt, wenn ich nicht irre.
    STAATSANWALT: Wiederholen Sie Ihre Aussage.
    ADOLF: Bitte sehr. Ich kann nach bestem Wissen und Gewissen nur aussagen, daß das Ergebnis der hier wiederholt gestellten mathematischen Aufgabe annähernd dem entspricht, was Sie, Herr Staatsanwalt, vor einigen Minuten als Ergebnis festgestellt haben.
    STAATSANWALT: Also vier.
    ADOLF: Soweit ich das beurteilen kann.
    STAATSANWALT: Vier!
    ADOLF: Nach allgemeinem Dafürhalten.
    STAATSANWALT: Zwei mal zwei ist vier - ja oder nein?
    ADOLF: Das erstere.
    STAATSANWALT: Danke. Das ist alles, was ich wissen wollte.
     
     
     

Für das ethische Empfinden des Juden gibt es nichts Schmählicheres, als keinen Broterwerb zu haben. Besser eine Beschäftigung, die überhaupt nichts einbringt, als ein hochbezahlter Posten, der nur ein Posten ist. Dieses Paradox kann nur verstehen, wer hauptberuflich Jude ist.
     
IM SCHWEISSE DEINES ANGESICHTES
     
    Vor drei Jahren erschien der Hausierer zum erstenmal in unserem Haus. Er kletterte alle Stiegen hinauf, läutete an allen Wohnungstüren und hob, wenn eine Tür sich öffnete, seinen kleinen Handkoffer ein wenig vom Boden ab:
       »Seife? Rasierklingen?«
    »Nein, danke«, lautete die regelmäßige Antwort. »Zahnbürsten?«
       »Danke, nein.«
       »Kämme?«
       »Nein!«
    »Toilettepapier?«
    Wenn es so weit war, wurde die Türe gewöhnlich zugeschlagen.
    Seither kommt der Hausierer ungefähr alle drei Wochen in unser Haus, läutet an den Türen, sagt sein Sprüchlein auf, wartet, bis die Türe zugeschlagen wird, und geht ab. Einmal, von einer jähen menschlichen Regung überwältigt, wollte ich ihm ein paar Münzen zustecken. Er wies sie entrüstet zurück, belehrte mich, daß er kein Bettler sei, und schlug die Türe zu.
    Gestern läutete er wieder bei mir an:
    »Seife? Rasierklingen?«
    Mich packte die Abenteuerlust:
    »Ja. Geben Sie mir eine Rasierklinge.«
    »Zahnbürsten?« fragte er unbeirrt weiter.
    »Ich wollte eine Rasierklinge haben.«
    »Kämme?«
    »Verstehen Sie nicht? Sie sollen mir eine Rasierklinge geben!«
    »Was?«
    »Eine Rasierklinge!!«
    Grenzenlose Verblüffung malte sich auf seinem Gesicht:
    »Warum?«
    »Eine neue Rasierklinge! Ich - will - von Ihnen - eine Rasierklinge - kaufen! Jetzt!«
    »Toilette ...«, wimmerte der Hausierer. »Papier ...«
    Ich riß ihm den Koffer aus der Hand und öffnete ihn. Der Koffer war leer. Vollkommen leer.
    »Was - was heißt das?«
    Seine Adern schwollen zornig an:
    »Was heißt das: was heißt das? Noch nie hat jemand etwas von mir gekauft. Keine Seife, keine Zahnbürsten, keine Rasierklingen, nichts. Wozu soll ich das ganze Zeug mit mir herumschleppen?«
    »Ich verstehe«, lenkte ich mit besänftigender Stimme ein.
    »Aber warum steigen Sie denn dann die vielen Stiegen hinauf und läuten an jeder Türe?«
    »Weil man sich irgendwie sein Brot verdienen muß, Herr!« sagte der Hausierer. Dann drehte er sich um und läutete nebenan bei Selig.
     
     
     

 
     
    Man kann die Menschheit in zwei große Gruppen einteilen: armselige, mitleiderregende Nervenbündel - und fröhliche, beneidenswerte Lebensbejaher. Zum Wechsel von der einen Kategorie in die andere ist ein kleiner, wundersamer Passierschein erforderlich: ein sogenanntes »Hobby«. Wer hätte noch nie im Leben Briefmarken, Pfeifen, Münzen oder sonstiges Bargeld gesammelt? Wer hätte noch nie das Bedürfnis verspürt, die fünf Bücher Moses mit einer Stecknadel auf ein fingernagelgroßes Papier einzuritzen, oder den

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