Arche
klanglos zu verstecken, war nicht nach Dilaras Geschmack. Als sie die Explosion und dann die Schüsse hörte, sagte sie sich, dass sie nicht darauf warten konnte, bis man sie abknallte. Sie musste etwas tun. Sie zog ihre Pistole, auch wenn es in der Dunkelheit nicht viel Sinn ergab.
Sie hatte sich in die Waffenkammer zurückgezogen, die
sie entdeckt hatte, bevor sie von Tyler in die Schatzkammer gerufen worden war. Die uralten Messer, Schwerter und Speere an den Wänden hatten es ihr angetan. Ihr fiel wieder ein, dass auf einer Seite Bogen an der Wand lehnten und daneben eine Urne mit einem violetten Symbol stand, das sie an eine betende Gestalt erinnerte. Die Spitzen der Pfeile in der Urne waren nach unten gerichtet. Das Symbol war ihr irgendwie bekannt vorgekommen, aber sie wusste nicht, warum.
Keine der alten Waffen schien besser als eine Pistole zu sein, deshalb ließ sie sie hängen. Mit ihrer freien Hand tastete sie sich zur offenen Seite der Kammer. Sie hoffte, von dort aus Licht zu sehen, mit dessen Hilfe sie sich orientieren konnte.
Es herrschte jedoch absolute Finsternis. Dann ging ein Leuchtfeuer an. Zumindest kam es ihr so vor, bis sie sah, dass es nur Grants Helm war. Er kam keine fünf Meter von ihr entfernt aus einem Raum gerollt.
In diesem Moment sah sie Svetlana. Dilara hätte sie berühren können, so nahe war sie, als sie auf den Helm schoss. Als sie einen Satz zurück machte, stieß sie der darauf völlig unvorbereiteten Dilara die Pistole aus der Hand. Ihr fiel nichts anderes ein, als auf Svetlana loszugehen und sie zu Boden zu werfen.
Durch den Aufprall hatte diese ihre Maschinenpistole verloren. Sie versetzte Dilara einen Stoß mit dem Ellbogen, und Dilara reagierte mit einem Faustschlag. Aber sie wusste, auf Dauer hatte sie gegen diese Frau keine Chance.
Sie drehte sich um. Grant kam auf sie zugerannt, machte aber jäh kehrt und ging wie ein Stier auf Dan Cutter los, der am Rand der Galerie stand und auf sie und Svetlana zielte. Die beiden Männer verschwanden über die Seite und fielen krachend auf die untere Galerie.
Dilara sah auf das wutverzerrte Gesicht ihrer Gegnerin hinunter. Sie ahnte, dass es um Leben und Tod ging. Niemand
würde ihr helfen. Wenn sie leben wollte, musste sie den Kampf aus eigenen Kräften für sich entscheiden.
69. KAPITEL
Tyler wusste, es wäre zu schön, um wahr zu sein, wenn Ulric in der Explosion umgekommen wäre.
Leise richtete er sich auf. Um nicht zu verraten, wo er war, unterdrückte er den Hustenreiz, der ihn quälte. Er tastete seine Umgebung nach dem Helm ab, der ihm vom Kopf gefallen war. Er setzte ihn auf und stellte erleichtert fest, dass das 3-D-System noch funktionierte. Er konnte die Aufnahmen der Arche sehen, allerdings war der Infrarotsensor beschädigt. Ulric würde er nur finden, wenn er die Lampe anschaltete. Aber dann konnte dieser ihn als Zielscheibe benutzen.
Er hörte, wie das Magazin einer Pistole neu gefüllt wurde. Es folgte das Knarren eines Maschinenpistolenverschlusses. Ulric war schwer bewaffnet.
»Tyler, du Vollidiot!«, schrie er. »Ist dir klar, was du getan hast? Der Eingang ist zu! Blockiert durch tausend Tonnen Fels!«
Ulric klang hysterisch. Gut! Das bedeutete nämlich, er wusste nicht, dass die versperrte Tür in der Eingangshöhle von Innen geöffnet werden konnte. Tyler stand auf. Die Schusswunde in seinem Bein meldete sich mit einem stechenden Schmerz. Laufen konnte er, aber jeder Schritt fühlte sich an, als würde ihm jemand einen Eispickel in den Oberschenkel stoßen.
»Bist du nun zufrieden, Tyler? Du hast die Menschheit zum Untergang verurteilt! Ich wollte die menschliche Rasse retten. Hast du das kapiert? Wir sind dabei, uns selbst zu vernichten.
Mein Plan war der einzige Ausweg. Die Menschen brauchen einen Neubeginn. Und du hast alles zerstört!«
Ulric wollte Tyler offenbar zu einer Antwort verleiten, um zu erfahren, wo er war. Tyler biss nicht an.
Er hörte Ulric rufen: »Cutter! Svetlana! Melden!« Er wiederholte die Namen mehrmals – doch keine Antwort.
Tyler ging, so gut er konnte, auf Zehenspitzen. Beinahe wäre er hingefallen, als er über etwas stolperte, das nicht auf seinem 3-D-Scanner abgebildet war. Er beugte sich vor – es war sein Marschgepäck. Tyler ertastete den Inhalt. Das ferngesteuerte Fahrzeug, die Fernbedienung und der Laptop waren noch vorhanden. Nur die Waffen fehlten.
Irgendwo in der Arche wurde geschossen, aber sonst konnte er nichts hören. Seine Ohren waren noch von der
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