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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verbrechen lohnt sich
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die Ausstellungen am Ende eines jeden Studienjahres anzuschauen.
Nach ihrem ersten Jahr durften die Studenten je zwei Bilder ausstellen. Wieder einmal musste John sich eingestehen, dass ihm keines der beiden Werke seines Bruders gefiel. Aber er verstand ja auch nichts von Kunst. Doch als die Kritiker Johns Einschätzung teilten, tat seine Mutter es damit ab, dass Robin seiner Zeit voraus sei und versicherte ihm, dass bald auch der Rest der Welt zu dieser Erkenntnis gelangen würde. Außerdem wies sie darauf hin, dass beide Bilder gleich am ersten Tag verkauft worden waren und machte Andeutungen, dass ein sehr bekannter Sammler sie vom Fleck weg erworben hatte, da er ein viel versprechendes Talent auf Anhieb erkannte.
John bekam keine Gelegenheit, sich länger mit seinem Bruder zu unterhalten; dazu war Robin viel zu sehr mit seiner Dique beschäftigt. Allerdings kehrte John an diesem Abend mit zwei Pfund weniger in seiner Geldscheintasche nach Birmingham zurück, als er ursprünglich dabeigehabt hatte.
Am Ende seines zweiten Jahres stellte Robin zwei neue Gemälde vor: Messer und Gabel im All und Todesschmerzen. John betrachtete sie aus einigen Schritten Entfernung und war erleichtert, als er die Mienen der anderen sah, die stehen geblieben waren, um sich die Arbeiten seines Bruders anzuschauen. Die Leute waren offenbar genauso verwirrt wie er – nicht zuletzt über die zwei roten Punkte, die bereits seit der Eröffnung neben den Kunstwerken prangten.
John entdeckte seine Mutter in einer Ecke des Saals. Sie erklärte Miriam soeben, warum Robin den Preis in diesem Jahr nicht errungen hatte. Zwar war ihre Begeisterung für Robins Werk ungebrochen, doch sie sah ein wenig schlechter aus als bei ihrer letzten Begegnung.
»Wie kommst du voran, John?«, fragte Miriam, als sie aufblickte und ihren Neffen dastehen sah.
»Man hat mich zum Assistenten der Geschäftsleitung befördert, Tante Miriam«, antwortete er in dem Moment, als Robin sich näherte.
»Gehen wir doch alle zusammen zum Dinner«, schlug er vor. »Dann kannst du ein paar meiner Freunde kennen lernen.« John war gerührt über diese Einladung – bis der Ober ihm die Rechnung für alle sieben Personen vorlegte.
»Es wird nicht mehr lange dauern, dann kann ich es mir leisten, dich ins Ritz einzuladen«, erklärte Robin, nachdem die sechste Flasche Wein geleert war.
Auf der Heimfahrt nach Birmingham New Street, in einem Dritte-Klasse-Abteil, war John froh, dass er wenigstens noch eine Rückfahrkarte besaß, denn nachdem er seinem Bruder nach dem Essen auch noch fünf Pfund geliehen hatte, war seine Geldscheintasche leer.
John kehrte erst zu Robins Abschluss nach London zurück, und das auch nur, weil seine Mutter darauf bestanden hatte und meinte, dass Robin ganz sicher unter den drei Besten wäre und einen Preis gewinnen würde.
Als John in der Ausstellungshalle eintraf, herrschte dort bereits beträchtliches Gedränge. Er schlenderte im Saal herum und blieb des Öfteren stehen, um das eine oder andere Bild zu bewundern. Robins neueste Werke studierte er eingehend. Kein Schild wies darauf hin, dass er einen der ersten Preise gewonnen hatte; ja nicht einmal eine der »besonderen Empfehlungen« gab es für seine Werke. Doch was vielleicht am bedeutungsvollsten war: Diesmal fehlten sogar die roten Punkte. Das erinnerte John daran, dass die Rente seiner Mutter nicht mehr mit der Inflation Schritt hielt.
»Diese Preisrichter haben ihre Günstlinge!«, schimpfte seine Mutter, während sie allein in einer Ecke saß und noch verhärmter wirkte als bei ihrem letzten Wiedersehen. John nickte. Er fand, dass es nicht der richtige Augenblick war, ihr von seiner neuerlichen Beförderung zu erzählen.
»Als Student hat Turner auch nie einen Preis gewonnen«. war die einzige weitere Bemerkung seiner Mutter zu diesem Thema.
»Was hat Robin denn jetzt vor?«, fragte John.
»Er zieht in eine Atelierwohnung in Pimlieo. damit er mit seinen Freunden zusammenbleiben kann – das ist sehr wichtig, wenn man noch dabei ist, sich einen Namen zu machen.« John brauchte nicht zu fragen, wer die Miete bezahlte, solange Robin »noch dabei war, sich einen Namen zu machen«.
Als Robin danach wieder mit allen Freunden zum Dinner gehen wollte, redete John sich mit der Entschuldigung heraus, dass er nach Birmingham zurückmüsse. Robins so genannte Freunde blickten enttäuscht drein, bis John eine Zehnpfundnote aus seiner Geldscheintasche zog.
Nachdem Robin die Kunstakademie verlassen hatte, trafen

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