Archer Jeffrey
melden, Herr Hochkommissar.«
»Hochkommissar?«
»Ja, es ist bereits durch. Ich dachte, dass Sie deshalb anrufen. Wegen Ihrer Berufung. Herzlichen Glückwunsch.«
»Danke«, sagte Henry gleichmütig, ohne zu fragen, wohin er berufen worden war. »Gibt es sonst noch etwas Neues?«
»Nein, hier hat sich nicht viel getan. Es ist ein normaler, ruhiger Freitagnachmittag. Deshalb wollte ich Sie auch fragen, ob ich ein bisschen früher nach Hause gehen darf. Wissen Sie, ich habe Sue Paterson versprochen, ihr bei den Vorbereitungen zum fünfzigsten Geburtstag Ihres Mannes zu helfen.«
»Sicher, warum nicht.« Henry bemühte sich, ruhig zu bleiben. »Und richten Sie Mrs. Davidson aus, dass ich vorbeikomme. Zweihundert Kora sind eine beachtliche Summe.«
»Ach, übrigens, wie geht es dem Präsidenten?«, erkundigte Shirley sich höflichkeitshalber.
»Er nimmt gerade an einer erdbewegenden Zeremonie teil«, antwortete Henry rasch, »deshalb muss ich mich beeilen.« Henry rief sofort eine andere Nummer an.
»Bill Paterson«, meldete sich der Teilnehmer.
»Bill, hier Henry. Hast du schon unseren vierteljährlichen Scheck eingelöst?«
»Ja, vor ungefähr einer Stunde. Ich habe den bestmöglichen Wechselkurs bekommen, aber ich fürchte, der Kora steigt jedes Mal, wenn der Präsident seine traditionelle Fahrt zu seinem Geburtsort macht.«
Henry verkniff sich die Erwiderung: »Geburts- und Sterbeort.« Er forderte Bill lediglich auf, die gesamte Summe in englische Pfund zurückzuwechseln.
»Davon muss ich dir abraten«, entgegnete der Bankdirektor. »Der Kora ist in der letzten Stunde sogar noch gestiegen. Außerdem müsste diese Transaktion vom Hochkommissar genehmigt werden.«
»Der Hochkommissar ist auf Urlaub in Dorset. In seiner Abwesenheit bin ich der verantwortliche Diplomat.«
»Das mag ja sein«, erwiderte Bill. »Trotzdem muss ich dem Hochkommissar nach der Rückkehr einen Bericht zu seiner Prüfung vorlegen.«
»Das ist deine Pflicht, Bill«, sagte Henry.
»Weißt du wirklich, was du tust, Henry?«
»Das weiß ich ganz genau«, kam die sofortige Antwort. »Und wenn du schon dabei bist, dann wechsle auch die Kora auf unserem Konto für unvorhergesehene Ausgaben in Pfund.«
»Ich bin mir nicht sicher …«, begann Bill zweifelnd.
»Lieber Freund, ich muss dich doch nicht darauf hinweisen, dass es in St. George noch mehrere andere Banken gibt, die seit Jahren nur zu gern die Gelder des Hochkommissariats verwalten möchten.«
»Gut, ich werde deine Anweisungen buchstabengetreu befolgen«, brummte der Bankdirektor. »Aber ich bestehe darauf, schriftlich niederzulegen, dass ich davon abgeraten habe.«
»Von mir aus. Hauptsache, die Transaktion wird heute noch vor Geschäftsschluss vorgenommen«, beharrte Henry. »Ist das klar?«
»Ja«, bestätigte Bill nur.
Henry brauchte noch vier Stunden, bis er die Hauptstadt erreichte. Da alle Straßen in St. George menschenleer waren, schloss er, dass die Neuigkeit vom Tod des Präsidenten verkündet und eine Ausgangssperre verhängt worden war. Er war froh, dass der Union Jack an seinem Auto flatterte, denn er wurde an mehreren Kontrollstellen angehalten und aufgefordert, sich sofort nach Hause zu begeben. Aber das hatte auch sein Gutes, denn so brauchte er nicht zu Mrs. Davidsons Kirchenbasar fahren und den Scheck über zweihundert Kora abzuholen.
Zu Hause angekommen, schaltete er sofort den Fernseher ein. Präsident Narango in Paradeuniform hielt eine Ansprache an seine Untertanen.
»Seien Sie versichert, meine Freunde«, tönte er, »Sie haben nichts zu befürchten. Ich werde die Ausgangssperre so bald wie möglich aufheben. Doch ehe es so weit ist, muss ich Sie bitten, sich nicht auf die Straße zu begeben, da die Armee den Befehl hat, sofort zu schießen.«
Henry öffnete eine Dose weiße Bohnen in Tomatensoße und blieb das ganze Wochenende im Haus. Er bedauerte, dass er Hills Feier zum fünfzigsten Geburtstag verpasste, aber wenn er es recht bedachte, war es wahrscheinlich besser so.
Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Anne eröffnete das St. Georges-Schwimmbad auf dem Rückflug von den Commonwealth-Spielen in Kuala Lumpur. In ihrer Rede am Schwimmbecken sagte sie, wie beeindruckt sie vom hohen Sprungbrett und den modernen Umkleidekabinen sei.
Sie fuhr fort, die Arbeit des Rotary Clubs in den höchsten Tönen zu loben und den Mitgliedern für ihren Einsatz während dieser Kampagne zu danken, vor allem dem Vorsitzenden. Mr. Bill Paterson, dem der Orden des Britischen Empires für
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