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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verbrechen lohnt sich
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»Es liegt schlicht daran, dass die meisten kleinen Gauner so wertvolle Stücke nicht an den Mann bringen können – es sei denn, sie wurden mit dem Diebstahl beauftragt.«
»Mit dem Diebstahl beauftragt?«, erkundigte sich die scheinbar etwas unbedarfte Amerikanerin wie erwartet. »Ja, Madam.« Der Kurator freute sich, es erklären zu dürfen. »Wissen Sie, es gibt Diebesbanden, die überall auf der Welt Meisterwerke für schwerreiche Auftraggeber stehlen, die nicht wollen, dass andere die wertvollen Beutestücke bewundern, solange sie selbst sich heimlich daran erfreuen können.«
»Das muss aber ziemlich teuer sein«, meinte die Amerikanerin.
»Soviel ich weiß, bezahlen sie derzeit ein Fünftel des eigentlichen Wertes«, bestätigte der Kurator. Das ließ die Frau verstummen, jedenfalls für den Augenblick.
»Aber das erklärt nicht, warum so viele Kunstgegenstände so schnell zurückgebracht werden«, warf eine Stimme mitten aus der Gruppe ein.
»Darauf wollte ich gerade zu sprechen kommen«, entgegnete der Kurator ein wenig bissig. »Wenn ein Kunstwerk nicht im Auftrag gestohlen wurde, lässt selbst der unerfahrenste Hehler die Hände davon.«
Ehe die Amerikanerin »Warum?« fragen konnte, fügte er rasch hinzu: »Weil alle führenden Auktionshäuser, Händler und Kunstgalerien schon wenige Stunden nach dem Diebstahl eine detaillierte Aufstellung der verschwundenen Gegenstände vorliegen haben. Deshalb hat der Dieb etwas in seinem Besitz, mit dem niemand zu tun haben will, da die Polizei binnen kürzester Frist, nachdem das Objekt auf den Markt gekommen ist, zuschlagen würde. Viele der gestohlenen Meisterwerke werden bereits nach wenigen Tagen zurückgebracht oder an einem Ort abgestellt, wo sie mit Sicherheit schnell gefunden werden. Die Dulwich-Kunstgalerie hat das in den vergangenen zehn Jahren dreimal erlebt, und erstaunlicherweise kehrt kaum eines der Kunstschätze beschädigt zurück.«
»Warum?«, fragten mehrere Stimmen aus der Gruppe.
»Es scheint, dass die Öffentlichkeit bereit ist, einem wagemutigen Dieb zu verzeihen, nicht jedoch, wenn ein Nationalheiligtum beschädigt wurde. Ich möchte hinzufügen, dass der Dieb eines Kunstwerks einen milderen Richter findet, wenn es nicht zu Schaden gekommen ist.«
»Doch um zu meiner kleinen Geschichte des dreizehnten Exemplars dieser Liegenden zurückzukommen: Am 6. September 1997, dem Tag der Beisetzung von Diana, der Prinzessin von Wales – im selben Moment, als der Sarg in die Westminster Abbey gebracht wurde –, hielt ein Transporter vor dem Eingang von Huxley Hall. Sechs Männer im Arbeitsanzug der Nationalen Organisation für Denkmalpflege und Naturschutz stiegen aus und erklärten den wachhabenden Sicherheitsleuten, sie hätten den Auftrag, die Liegende abzuholen und zu einer Henry-Moore-Ausstellung zu bringen, die im Hyde Park stattfinden würde. Der Chef des Sicherheitsdienstes war informiert worden, dass die Abholung aufgrund der Begräbnisfeierlichkeiten auf die folgende Woche verschoben werden musste. Da die Papiere jedoch alle in Ordnung zu sein schienen und er an den Fernseher zurückwollte, erteilte er den sechs Männern die Erlaubnis, die Bronze mitzunehmen.«
»Nach der Bestattung war Huxley Hall zwei Tage geschlossen; deshalb beschäftigte sich niemand mit dem Vorfall, bis am folgenden Dienstag wieder ein Transporter mit den gleichen Anweisungen vorfuhr, die Liegende zur MooreAusstellung in den Hyde Park zu bringen. Auch diesmal waren die Papiere einwandfrei, und eine Zeit lang nahmen die Sicherheitsleute an, dass es sich um einen Verwaltungsfehler handelte. Doch ein Anruf bei den Organisatoren der Ausstellung im Hyde Park klärte diesen Irrtum. Es wurde offenkundig, dass eine Bande Profis das Meisterwerk gestohlen hatte. Sofort informierte man Scotland Yard.«
»Der Yard«, fuhr der Kurator fort, »hat eine eigene Abteilung für den Diebstahl von Kunstwerken. Auf ihrem Computer finden sich die Einzelheiten Tausender solcher Objekte. Sobald Scotland Yard von einem Verbrechen unterrichtet wird, werden alle führenden Auktionatoren und Kunsthändler im Land informiert.«
Erneut legte der Kurator eine Pause ein und stützte die Hand nun auf das bronzene Gesäß der Liegenden. »Ein beachtliches Stück, das da befördert und abgeliefert werden musste, werden Sie jetzt sicher denken, auch wenn die Straßen am Tag des Diebstahls ungewohnt leer waren und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf etwas anderes gerichtet war.«
»Wochenlang

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