Archer Jeffrey
rammte. Raymond fuhr zum Marble Arch zurück und nochmals Park Lane entlang, diesmal langsamer und auf der inneren Fahrspur. Als er sich der Tankstelle näherte, winkte sie wieder.
Nochmals kehrte er zum Marble Arch zurück, nochmals fuhr er Park Lane entlang, und als er zum drittenmal am Grosvenor House vorbeikam, stand niemand mehr davor. Er stieg auf die Bremse und hielt vor der Tankstelle. Er wartete.
Das Mädchen sah sich mehrmals um, bevor sie zu seinem Auto schlenderte und sich neben ihn setzte.
»Machen wir ein Geschäft?«
»Was meinen Sie?« fragte er heiser.
»Sei nicht doof, Darling. Du glaubst doch nicht, daß ich hier herumstehe, um mich von der Sonne bräunen zu lassen.«
Raymond sah das Mädchen etwas genauer an, und trotz des billigen Parfüms verspürte er Lust, sie zu berühren. Drei Knöpfe der schwarzen Bluse waren geöffnet. Ein vierter hätte der Phantasie keinen Spielraum mehr gelassen.
»Bei mir kostet es zehn Pfund.«
»Wo wohnst du?«
»Ich gehe in ein Hotel in Paddington.«
»Wie kommen wir dorthin?« Nervös fuhr er mit der Hand durch sein rotes Haar.
»Fahr zum Marble Arch, dann lotse ich dich weiter.«
Raymond fuhr über Hyde Park Corner und wieder zum Marble Arch zurück.
»Ich heiße Mandy. Wie heißt du?«
Raymond zögerte. »Malcolm.«
»Und was machst du, Malcolm, in diesen schweren Zeiten?«
»Ich … ich verkaufe Gebrauchtwagen.«
»Für dich hast du dir nicht gerade den schönsten ausgesucht, was?« Sie lachte.
Raymond schwieg, aber das störte Mandy nicht.
»Was macht ein Gebrauchtwagenhändler als junger Geck verkleidet?«
»Ich war … ich war eben bei einem Treffen … im … im Hilton.«
»Wie nett«, sagte sie und zündete eine Zigarette an. »Ich bin die halbe Nacht vor Grosvenor House gestanden, in der Hoffnung, einen reichen Kerl für eine tolle Party aufzugabeln.«
Raymonds Wangen nahmen die Farbe seines Haars an. »Fahr langsamer und bieg in die zweite Straße links.«
Er folgte ihren Anweisungen, bis sie vor einem schäbigen kleinen Hotel anhielten. »Ich steig zuerst aus«, sagte sie. »Geh einfach bei der Rezeption vorbei und hinter mir die Treppe hinauf.« Als sie ausstieg, wäre er fast weggefahren, aber das Schwingen ihrer Hüften, als sie auf den Hoteleingang zusteuerte, hielt ihn zurück.
Er folgte ihr eine schmale Treppe hinauf bis ins letzte Stockwerk. Eine große vollbusige Blondine kam eben herunter. »Hallo, Mandy«, rief sie ihrer Freundin zu.
»Hi, Sylv. Ist das Zimmer frei?«
»Eben frei geworden«, brummte die Blondine.
Mandy stieß die Tür auf, und Raymond betrat ein kleines enges Zimmer. In einer Ecke stand ein schmales Bett, auf dem Boden lag ein abgewetzter Teppich. Die blaßgelbe Tapete löste sich an verschiedenen Stellen. An der Wand war ein Waschbecken, ein tropfender Hahn hatte braune Flecken hinterlassen.
Mandy streckte die Hand aus und wartete.
»Ach, natürlich.« Raymond zog die Brieftasche hervor und stellte fest, daß er nur neun Pfund besaß.
Sie knurrte. »Heute abend werde ich schäbig bezahlt, nicht wahr, Liebling?« Sorgfältig steckte sie die Noten in die Handtasche, bevor sie mit größter Selbstverständlichkeit sämtliche Kleidungsstücke ablegte. Obwohl das völlig unerotisch vor sich ging, bewunderte er die Schönheit ihres Körpers und vermeinte, den Boden der Realität zu verlassen. Er beobachtete sie, begierig, ihre Haut zu berühren, bewegte sich jedoch nicht. Sie legte sich aufs Bett.
»Fangen wir an, Darling. Ich muß schließlich Geld verdienen.«
Rasch zog sich Raymond aus und drehte ihr den Rücken zu. Seine Kleider legte er, da es keinen Stuhl gab, ordentlich gefaltet auf den Boden. Dann legte er sich auf sie. In ein paar Minuten war alles vorbei.
»Du kommst rasch, was Liebling?« Mandy grinste.
Raymond wandte sich ab, wusch sich, so gut er konnte, in dem kleinen Becken, und zog sich rasch an; er wollte so schnell wie möglich von hier wegkommen.
»Kannst du mich wieder zur Tankstelle bringen?« fragte Mandy.
»Sie liegt genau in der entgegengesetzten Richtung«, antwortete er und eilte zur Tür. Sylv kam mit einem Mann die Treppe herauf. Ein paar Sekunden später saß Raymond wieder im Auto. Er fuhr rasch nach Hause, vergaß aber nicht, die Fenster zu öffnen, um den Geruch nach kaltem Tabak und billigem Parfüm loszuwerden.
Zu Hause duschte er ausführlich, bevor er sich zu Joyce ins Bett legte. Sie bewegte sich kaum.
7
Um den Verkehrsstau zu vermeiden, der sich im Lauf des Tages immer entwickelte, fuhren
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