Archer Jeffrey
Gesetzesantrag zu beschweren, der die Hetzjagd von Hasen verbieten sollte. Charles hörte sich eine Viertelstunde lang seinen Monolog an, bevor er ihm versicherte, daß diese Vorlage wegen Zeitmangels nie vor das Unterhaus kommen werde. Der Master of Hounds verabschiedete sich glückstrahlend, und Charles ging in sein Zimmer, um die Post durchzusehen. Fiona hatte ihn an die neunhundert Dankesbriefe an seine Mitarbeiter erinnert, die nach jeder Wahl ausgesandt werden mußten. Charles stöhnte.
»Mrs. Blenkinsop, die Vorsitzende des Sussex Ladies’ Luncheon Club, möchte, daß Sie dieses Jahr der Gastredner sind«, teilte ihm seine Sekretärin mit.
»Sagen Sie zu – wann findet das statt?« fragte Charles und griff nach seinem Terminkalender.
»Am 16. Juni.«
»Dumme Weiber, das ist der Ladies Day in Ascot. Sagen Sie ihr, daß ich auf einer Konferenz über Umweltfragen spreche, aber nächstes Jahr gern die Funktion eines Gastredners übernehme.«
Die Sekretärin schaute ängstlich auf.
»Machen Sie sich keine Sorgen, sie wird es nie erfahren.«
Die Sekretärin nahm den nächsten Brief. »Mr. Heath fragt, ob Sie Donnerstag um sechs Uhr einen Drink mit ihm nehmen wollen?«
Auch Simon Kerslake wußte, daß ihm ein langer dorniger Weg bevorstand. Die Konservativen würden ihren Vorsitzenden nicht austauschen, bevor Heath nicht eine zweite Chance bei den Wahlen erhalten hatte, und das konnte bei einer Regierung mit einer Majorität von siebenundneunzig Stimmen noch gute fünf Jahre dauern.
Er schrieb Artikel für den Spectator und für Sunday Express, um sich außerhalb des Parlaments einen Namen zu machen und gleichzeitig sein mageres Jahresgehalt von dreitausendvierhundert Pfund aufzubessern. Selbst mit Elizabeths Einkommen als Konsiliarärztin kamen sie nur schwer zurecht, und bald sollten ihre beiden Söhne eine Privatschule besuchen. Simon beneidete die Charles Seymours dieser Welt, die sich nie überlegen mußten, wie man die nächste Rechnung bezahlt. Ob dieser verdammte Kerl überhaupt je Probleme hatte? Betrübt betrachtete er seine Bankauszüge. Wie üblich war er mit ungefähr fünfhundert Pfund im Debet. Viele seiner Jahrgangskollegen aus Oxford hatten schon Anwaltskanzleien, und am Freitagabend fuhren sie hinaus in ihre großen Landhäuser. Wann immer Simon las, daß jemand in die Politik ging, um Geld zu verdienen, mußte er lachen.
Er fuhr fort, scharfe Fragen an den Premier zu richten, und versuchte seine Frustration zu verbergen, wenn er sich Dienstags und Donnerstags erhob und die erwartungsvollen Gesichter seiner Kollegen sah. Auch als es bereits zur Routine geworden war, bereitete er sich immer sorgsam vor und erntete einmal sogar Lob von seinem sonst eher schweigsamen Parteichef. Doch seine Gedanken kehrten wieder und wieder zu seinen finanziellen Nöten zurück.
So war es, bis er Ronnie Nethercote kennenlernte.
Andrew Fraser hatte oft gelesen, daß die Eifersucht oder der Zorn eines Mannes manchmal eine politische Karriere zerstören, war aber dennoch erstaunt, daß das auch ihn betreffen konnte. Noch mehr jedoch ärgerte ihn, daß Hugh McKenzie seine Finger offenbar in allen Ministerien stecken hatte.
Andrews Heirat mit Louise Forsyth ging durch alle Zeitungen. William Hickey vom Daily Express übersah auch nicht die Abwesenheit des Secretary of State. Die Zeitung brachte sogar ein uraltes Bild einer traurig aussehenden Alison McKenzie.
Sir Duncan sagte seinem Sohn, Politik sei etwas für Langstreckenläufer, nicht für Sprinter, und er habe noch einige Etappen vor sich. Ein unglücklicher Vergleich, fand Andrew, der an der Universität von Edinburgh zur Staffel über 4 x 100 Meter gehört hatte. Dessen ungeachtet bereitete er sich für den Marathon vor.
»Vergiß nicht, Harold Macmillan saß vierzehn Jahre auf den hinteren Bänken, bevor er Premierminister wurde«, fügte Sir Fergus hinzu.
Louise begleitete Andrew, wenn er quer durch das Land reiste, um Reden »von großer Wichtigkeit« zu halten – zumeist für ein Publikum von weniger als zwanzig Personen. Erst als sie schwanger wurde, fuhr sie nicht mehr jede Woche nach Schottland.
Zu ihrer Überraschung konnte es Andrew kaum erwarten, Vater zu werden. Er hatte beschlossen, daß sein Sohn in ihm nicht nur den Politiker sehen sollte. Ganz allein verwandelte er eines der Schlafzimmer in ein Kinderzimmer und malte es mit Louises Billigung in den verschiedensten Blautönen aus. Sie hoffte nur, daß Andrew für eine Tochter die gleichen
Weitere Kostenlose Bücher