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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rivalen
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Zeitungen. Schlagzeilen meldeten, »Sohn eines Earls fährt alkoholisiert: Sechs Monate Führerscheinentzug« oder »AscotGelage eines Parlamentmitgliedes endet mit saftiger Geldstrafe«. Sogar The Times kommentierte den Fall unter Inlandsnachrichten.
    Um die Mittagszeit desselben Tages hatte jede Zeitung versucht, mit Charles Kontakt aufzunehmen – und ebenso der Fraktionsvorsitzende. Als er Charles endlich erreichte, war sein Rat kurz und unmißverständlich. Ein junger Minister des Schattenkabinetts kann diese Art von Publizität einmal überstehen. Ein zweites Mal nicht.
    »Lenken Sie im nächsten halben Jahr kein Auto und chauffieren Sie nie mehr, wenn Sie etwas getrunken haben.«
Charles versprach es und hoffte, nach einem ruhigen Wochenende nichts mehr von der Affäre zu hören. Da fiel sein Blick auf die Schlagzeile der Sussex Gazette: »Abgeordneten erwartet Mißtrauensantrag«: Mrs. Blenkinsop, Vorsitzende des Ladys Luncheon Club brachte den Antrag ein – nicht wegen Fahrens im alkoholisierten Zustand, sondern weil er den wahren Grund verheimlicht hatte, warum er bei dem jährlichen Luncheon nicht als Redner erschienen war.
    Raymond war in seiner Funktion als Unterstaatssekretär so daran gewöhnt, Briefe und Akten mit der Aufschrift »vertraulich«, »Rein persönlich« oder »streng vertraulich«, zu erhalten, daß ihm ein Brief »vertraulich und persönlich« gar nicht auffiel, obwohl die Worte in ungelenker Handschrift geschrieben waren. Er öffnete das Schreiben, während Joyce die Frühstückseier kochte.
    »Vier Minuten und fünfundvierzig Sekunden, wie du sie gern hast«, sagte sie, als sie aus der Küche kam und zwei Eier vor ihn hinstellte. »Ist dir nicht gut, Lieber? Du bist weiß wie ein Laken.«
    Raymond erholte sich rasch und steckte den Brief ein, bevor er auf die Uhr sah. »Hab’ keine Zeit für das zweite Ei«, sagte er. »Bin schon spät für die Kabinettssitzung, ich muß laufen.«
    Merkwürdig, dachte Joyce, als er zur Tür stürzte. Kabinettssitzungen fanden für gewöhnlich nicht vor zehn statt, und er hatte nicht einmal das eine Ei angerührt. Sie setzte sich und aß langsam das Frühstück ihres Mannes. Warum hatte er die ganze Post ungeöffnet liegengelassen?
    Kaum saß Raymond im Fonds seines Dienstautos, als er den Brief ein zweitesmal las. Er war nicht lang:
    »Lieber«Malcolm», Unsere kleine Zusammenkunft war sehr nett letzthin, und fünfhundert pfund würden mir helfen, sie ein für ale Mal zu vergessen ales Liebe, Mandy.
    P. S. werde mich bald melden.«
    Er las den Brief ein drittesmal und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Der Brief hatte keinen Absender, der Text war voller Fehler, und es war nicht ersichtlich, wo er aufgegeben worden war. Vor dem Ministerium angekommen, blieb Raymond eine ganze Weile im Fonds sitzen.
    »Geht es Ihnen nicht gut?« fragte der Chauffeur.
»Doch, doch«, erwiderte Raymond, sprang aus dem Auto und lief in sein Büro. Als er beim Schreibtisch seiner Sekretärin vorbeikam, bellte er: »Niemanden vorlassen!«
»Bitte vergessen Sie nicht die Kabinettssitzung um zehn Uhr.«
»Nein«, sagte Raymond scharf und schlug die Tür zu seinem Büro zu.
An seinem Schreibtisch sitzend versuchte er sich zu beruhigen. Was hätte er in einem solchen Fall empfohlen? »Setzen Sie sich mit einem guten Rechtsberater in Verbindung.« Raymond hielt Arnold Goddman und Sir Roger Pelham für die zwei tüchtigsten Anwälte von England. Goddman war zwar für seinen Geschmack zu berühmt, Pelham war ebenso fähig, aber in der Allgemeinheit fast unbekannt. Er rief Pelhams Kanzlei an, um einen Termin für den Nachmittag zu vereinbaren.
Während der Kabinettssitzung sprach Raymond kaum ein Wort, aber es fiel niemandem auf, da die meisten seiner Kollegen ihre eigenen Ansichten äußern wollten. Sofort nach der Sitzung nahm er ein Taxi nach High Holborn.
Roger Pelham stand von seinem großen viktorianischen Schreibtisch auf, um den jungen Politiker zu begrüßen.
»Ich weiß, wie beschäftigt Sie sind, Gould«, sagt er und ließ sich in seinen Ledersessel zurückfallen, »also will ich Ihre Zeit nicht vergeuden. Was führt Sie zu mir?«
»Es war sehr freundlich, mich sofort zu empfangen«, begann Raymond und überreichte dem Anwalt kommentarlos den Brief.
»Danke«, sagte Pelham höflich, schob seine Halbbrille etwas höher und las, bevor er sich äußerte, den Brief dreimal.
»Erpressung ist etwas, das wir alle verabscheuen«, begann er. »Sie müssen mir die volle

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