Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rivalen
Vom Netzwerk:
Karriere, aber ich glaube, wie Margaret Thatcher, daß eine Frau Anspruch auf eine gute Ausbildung hat und die Verpflichtung, ihr Wissen bestmöglich zu nutzen.«
Da und dort wurde applaudiert, und Simon lächelte ihr zu.
Die nächste Frage betraf Europa, und Simon erklärte unmißverständlich, warum er den Premier in seinem Wunsch, Großbritannien zu einem Mitglied der EWG zu machen, voll unterstütze.
Simon beantwortete Fragen, die von der Gewerkschaftsreform bis zur Gewalttätigkeit im Fernsehen reichten. Endlich sagte der Vorsitzende: »Noch Fragen?«
Lange Stille. Als er Simon eben danken wollte, stand die finstere Dame in der ersten Reihe wieder auf und fragte, wie Mr. Kerslake über die Abtreibung denke.
»Moralisch bin ich dagegen«, sagte Simon. »Als das Gesetz über Abtreibung beschlossen wurde, dachten viele von uns, es würde die Scheidungen eindämmen. Wir irrten: Die Scheidungsrate hat sich vervierfacht. Aber in Fällen von Vergewaltigung oder bei Gefahr von physischen oder psychischen Schädigungen würde ich immer den ärztlichen Rat befolgen. Elizabeth und ich haben zwei Kinder, und die Aufgabe meiner Frau ist es, Babys gesund zur Welt zu bringen.« Der verbissene Mund der Frau wurde zu einem Strich.
»Danke«, sagte der Vorsitzende, »daß Sie uns so viel Zeit gewidmet haben. Vielleicht würden Sie und Ihre Frau so freundlich sein, draußen zu warten.«
Simon und Elizabeth gesellten sich zu den anderen Kandidaten, die mit ihren Frauen und dem Sekretär in einem kleinen schäbigen Hinterzimmer warteten. Als sie den halbleeren Klapptisch sahen, fiel ihnen ein, daß sie nichts gegessen hatten, und sie verschlangen die restlichen Gurkensandwiches und kalte Wurstrollen.
»Was geschieht jetzt?« fragte Simon den Sekretär zwischen zwei Bissen.
»Nichts Besonderes. Jetzt wird diskutiert, jeder kann seine Meinung sagen, und dann wird abgestimmt. Länger als zwanzig Minuten sollte das nicht dauern.«
Elizabeth sah auf die Uhr: es war sieben, und der letzte Zug ging um Viertel nach neun.
»Wir müßten den Zug bequem erreichen können«, sagte Simon.
Als nach einer Stunde noch keine Entscheidung gefallen war, schlug der Sekretär jenen Kandidaten, die eine lange Rückreise hatten, vor, ein Zimmer im gegenüberliegenden Bell Inn zu nehmen. Simon stellte fest, daß die anderen dies bereits getan hatten.
»Du bleibst besser hier, falls man dich wieder ruft«, sagte Elizabeth. »Ich werde ein Zimmer mieten und zu Hause anrufen, wie es den Kindern geht.«
»Haben wahrscheinlich schon den armen Babysitter verschlungen«, sagte Simon.
Elizabeth lächelte und ging über die Straße in das kleine Hotel.
Simon öffnete das rote Portefeuille und versuchte zu arbeiten. Der Mann, der wie ein Farmer aussah, trat auf ihn zu und stellte sich vor.
»Ich bin Bill Travers, Vorsitzender des neuen Wahlkreises«, begann er. »Ich wollte Ihnen nur sagen, daß Sie meine volle Unterstützung haben, falls der Ausschuß Sie wählt.«
»Danke«, sagte Simon.
»Ich hatte gehofft, wie mein Großvater, dieses Gebiet zu vertreten. Aber ich verstehe, wenn Redcorn mir, der ich zufrieden wäre, mein Leben auf den Hinterbänken zu verbringen, einen Mann vorzieht, der für das Kabinett bestimmt ist.«
Simon war von der Gutmütigkeit seines Rivalen beeindruckt und hätte gern im gleichen Sinn geantwortet, hätte Travers nicht rasch hinzugefügt: »Entschuldigen Sie, ich will Ihre Zeit nicht weiter in Anspruch nehmen.« Er sah auf das rote Portefeuille. »Sie haben zu arbeiten.«
Simon fühlte sich schuldbewußt. Ein paar Minuten später kam Elizabeth zurück und versuchte zu lächeln. »Das einzige freie Zimmer ist kleiner als das Kinderzimmer und liegt zur Hauptstraße zu, daher wird es auch genauso laut sein.«
»Wenigstens gibt es keine Kinder, die ›Ich habe Hunger‹ sagen.« Er streichelte ihre Hand.
Kurz nach neun erschien ein erschöpfter Vorsitzender und bat alle Kandidaten um ihre Aufmerksamkeit. »Mein Ausschuß möchte Ihnen danken, daß Sie diese unangenehme Prozedur über sich ergehen ließen. Es ist uns schwergefallen, über etwas zu entscheiden, das wir nun hoffentlich zwanzig Jahre lang nicht mehr besprechen müssen.« Er machte eine Pause. Dann: »Der Ausschuß fordert Mr. Bill Travers auf, bei der nächsten Wahl den Sitz für Redcorn zu verteidigen.«
Mit einem Satz war alles vorbei. Simons Hals wurde trocken.
Weder er noch Elizabeth fanden in dem kleinen Zimmer im Bell Inn viel Schlaf, und die Mitteilung des Sekretärs, die

Weitere Kostenlose Bücher