Archer Jeffrey
Knopf neben seinem
Schreibtisch.
»Ich möchte nicht gestört werden, während ich mit Mr. Fraser
spreche«, sagte er und führte seinen Kollegen zu einem bequemen Fauteuil in der Ecke.
»Elizabeth fragte mich heute morgen, wie es Robert geht?« »Nächsten Monat wird er zwei Jahre und für einen Mittelstürmer ist er übergewichtig«, erwiderte Andrew. »Und wie steht es mit Ihrer Suche nach einem neuen Sitz?«
»Nicht zum besten. Die letzten drei Wahlkreise haben mich nicht einmal eingeladen. Ich weiß nicht genau, warum, aber offenbar ziehen sie einen Mann aus ihrer Mitte vor.«
»Es ist noch lang bis zur nächsten Wahl. Bestimmt werden Sie bis dahin einen Sitz finden.«
»Wenn der Premier es auf eine Kraftprobe mit den Gewerkschaften ankommen läßt und Neuwahlen ausschreibt, kann es auch kürzer dauern.«
»Das wäre töricht«, erwiderte Andrew. »Er kann uns besiegen, aber bestimmt nicht die Gewerkschaften.«
Eine junge Frau brachte zwei Tassen Kaffee, stellte sie auf den Formicatisch und ließ die beiden Männer allein.
»Hatten Sie Zeit, die Akte durchzusehen?« fragte Andrew.
»Ja, ich habe Peters Hausaufgaben kontrolliert und Michael
geholfen, ein Segelboot zu bauen; dazwischen habe ich die Akte studiert.«
»Was ist bei alldem herausgekommen?«
»Nicht sehr viel. Ich kann mich mit der neuen Mathematik nicht befreunden, und als Elizabeth in der Badewanne das Boot von Stapel ließ, knickte der Mast.«
Andrew lachte.
»Ich glaube, Ihre Argumentation ist hieb- und stichfest«, sagte Simon, ernst werdend.
»Gut. Ich wollte Sie gern privat sprechen, weil ich glaube, daß weder Sie noch ich aus diesem Fall politisches Kapital schlagen
können. Ich will Ihr Ministerium nicht in Verlegenheit bringen und glaube, es liegt im Interesse meines Mandanten, mit Ihnen eng zusammenzuarbeiten.«
»Danke«, sagte Simon. »Wie soll es weitergehen?«
»Ich möchte, in der Hoffnung, daß Sie eine Untersuchung einleiten werden, eine Anfrage an Ihr Ministerium richten. Sollte diese Untersuchung zu den gleichen Schlüssen kommen wie ich, nehme ich an, daß Sie eine Wiederaufnahme des Verfahrens anordnen.«
Simon zögerte. »Sind Sie einverstanden, keine Repressalien anzuwenden, falls die Untersuchung anders ausfällt?«
»Sie haben mein Wort.«
»Soll ich jetzt die Beamten hereinbitten?«
»Ja, bitte.«
Simon ging zu seinem Schreibtisch, drückte einen Knopf und einen Moment später betraten drei Männer in fast identischen Anzügen – weiße Hemden, steife Kragen, dezent gemusterte Krawatten – das Zimmer. Bei einer Gegenüberstellung hätten sie die Polizei in Verlegenheit gebracht.
»Mr. Fraser«, begann Simon, »ersucht das Home Office … «
»Können Sie mir erklären, warum Simon Kerslake gestern einer
Abstimmung ferngeblieben ist?«
Charles sah den Chief Whip an.
»Nein. Er hat die Agenden für diese Woche bekommen wie
alle anderen auch.«
»Was steckt da dahinter?«
»Ich glaube, der arme Kerl fährt im Land herum, um einen
neuen Sitz für die nächste Wahl zu finden.«
»Das ist keine Entschuldigung. Die Pflichten im Unterhaus
gehen vor, das weiß jedes Mitglied. Letzten Donnerstag hat er
eine lebenswichtige Abstimmung über eine Klausel des EuropaGesetzes versäumt. Trotz unserer Mehrheit kommt es bei den Klauseln auf jede einzelne Stimme an. Soll ich vielleicht mit ihm sprechen?«
»Nein, nein, lieber nicht«, sagte Charles. Er fürchtete, daß es allzu abwehrend klang. »Das ist meine Aufgabe. Ich werde mit ihm sprechen und dafür sorgen, daß es nicht mehr vorkommt.«
»Gut, Charles, wenn Sie so wollen. Gott sei Dank dauert es nicht mehr lang, und diese verdammte Sache wird bald Gesetz werden; aber wir müssen bei jeder Klausel auf der Hut sein. Die Labour-Leute wissen genau, daß sie das ganze Gesetz schmeißen können, wenn sie bestimmte Schlüsselklauseln niederstimmen. Wenn ich bei einer Klausel mit einer Stimme verliere, bringe ich Kerslake um. Oder wer sonst dafür verantwortlich war.«
»Ich werde dazusehen, daß er begreift, worum es geht.«
»Wie erträgt Fiona diese vielen Abende allein?« erkundigte sich der Chief Whip wieder ruhig.
»Eigentlich recht gut. Jetzt, da Sie mich fragen, muß ich sagen, daß sie selten besser ausgesehen hat.«
»Ich kann nicht behaupten, daß meine Frau mit diesen ›Hausaufgaben‹, wie sie es nennt, zufrieden ist. Mußte versprechen, im Winter mit ihr in die Karibik zu fahren, um das wiedergutzumachen. Also ich überlasse Ihnen Kerslake. Seien Sie
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