Archer Jeffrey
wieviel besitzen und unter welchen Bedingungen jemand bereit ist, zu verkaufen. Das muß alles ohne Wissen des Präsidenten, Mr. William Kane, vor sich gehen und ohne Erwähnung meines Namens.«
Curtis Fenton hielt den Atem an und sagte nichts. Er war froh, daß Abel Rosnovski nicht sein erstauntes Gesicht sehen konnte. Warum wollte Rosnovski sein Geld in etwas investieren, das mit William Kane zu tun hatte? Auch Fenton hatte im Wall Street Journal von der Fusion der beiden bekannten Privatbanken gelesen. Aber Pearl Harbor und eine Grippe seiner Frau hatten bewirkt, daß er die Angelegenheit vergaß. Rosnovskis Auftrag erinnerte ihn, daß er William Kane ein Glückwunschtelegramm schicken mußte. Er machte eine Notiz auf die Mappe der Baron-Gruppe, während er Abels Instruktionen zuhörte.
»Wenn Sie alle Informationen haben, möchte ich persönlich benachrichtigt werden. Nichts Geschriebenes.«
»Gut, Mr. Rosnovski.«
Vermutlich weiß jemand, was zwischen den beiden los ist, aber ich habe jedenfalls keine Ahnung, fügte Fenton insgeheim hinzu.
»Ihre vierteljährlichen Berichte sollen alle offiziellen Verlautbarungen der Lester Bank enthalten sowie die Namen der Gesellschaften, mit denen die Bank zu tun hat.«
»Natürlich, Mr. Rosnovski.«
»Vielen Dank, Mr. Fenton. Übrigens rät mir mein Marktforschungsteam, ein neues Baron-Hotel in Montreal zu eröffnen.«
»Macht Ihnen der Krieg keine Sorgen, Mr. Rosnovski?«
»O nein. Wenn die Deutschen bis Montreal kommen, können wir alle zusperren, einschließlich der Continental Trust. Jedenfalls haben wir die Kerle letztesmal geschlagen, und wir werden es wieder tun. Der einzige Unterschied ist, daß ich mich diesmal beteiligen kann. Guten Tag, Mr. Fenton.«
Ob ich jemals verstehen werde, was in Abel Rosnovski vorgeht? fragte sich Curtis Fenton, als er den Hörer auflegte. Seine Gedanken kehrten zu Abels Interesse an den Lester-Aktien zurück. Das machte ihm noch mehr Sorgen. Obwohl William Kane mit Rosnovski keinerlei Verbindung mehr hatte, wußte Gott allein, wo es hinführen würde, wenn sein Kunde substantielle Anteile an Lester’s erwerben sollte. Er beschloß, Rosnovski im Augenblick nicht seine Meinung mitzuteilen, und hoffte auf den Tag, an dem einer von ihnen verlauten lassen würde, was das Ganze bedeutete.
Auch Abel fragte sich, ob er Curtis Fenton sagen sollte, warum er Anteile von Lester’s haben wollte, kam jedoch zu dem Schluß, daß es besser sei, wenn möglichst wenig Leute von seinem Plan wußten.
Er hörte vorübergehend auf, sich mit William Kane zu beschäftigen, und bat seine Sekretärin, George zu suchen, der jetzt Vizepräsident der Baron-Gruppe und sein engster Vertrauter war. Abel saß in seinem Büro im 42. Stockwerk des Chikago-Baron und schaute auf die sogenannte Gold Coast des Lake Michigan hinunter, aber seine Gedanken kehrten nach Polen zurück. Er fragte sich, ob er sein Schloß jemals wiedersehen würde, das sich jetzt weit hinter der russischen Grenze unter der Herrschaft Stalins befand. Abel wußte, daß er sich nie mehr in Polen niederlassen wollte, aber sein Schloß, das wollte er zurückhaben. Bei dem Gedanken, daß Deutsche oder Russen sein herrliches Heim besetzt hielten, wünschte er… Seine Gedanken wurden von George unterbrochen.
»Du wolltest mich sprechen, Abel?«
George war der einzige der Gruppe, der den Chikago-Baron immer noch beim Vornamen nannte.
»Ja, George, glaubst du, daß du die Hotels ein paar Monate allein führen kannst, wenn ich für eine Weile verschwinde?«
»Natürlich. Wirst du endlich den Urlaub machen, den du dir so lang versprochen hast?«
»Nein«, erwiderte Abel. »Ich rücke ein.«
»Was?« fragte George. »Was?« wiederholte er.
»Ich fahre morgen nach New York, um mich freiwillig zu melden.«
»Du bist verrückt. Du wirst umgebracht werden.«
»Das ist nicht meine Absicht. Ich habe vor, ein paar Deutsche zu erledigen. Die Hunde haben mich beim erstenmal nicht erwischt, und sie werden es auch jetzt nicht.«
George fuhr fort zu behaupten, daß Amerika den Krieg auch ohne Abel gewinnen könne. Auch Zaphia protestierte. Sie haßte allein den Gedanken an Krieg, und die achtjährige Florentyna brach in Tränen aus. Sie wußte zwar nicht recht, was Krieg bedeutete, aber sie verstand, daß Daddy für lange Zeit fort sein würde.
Trotz aller Proteste nahm Abel am nächsten Tag das erste Flugzeug nach New York. Ganz Amerika schien in verschiedene Richtungen zu reisen, und die Stadt war voll junger Männer
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