Archer Jeffrey
kämpfen.«
»Wir werden Sie verständigen, Mr. Koskiewicz«, sagte der Feldwebel. »Bitte halten Sie sich bereit. Niemand weiß, wann wir Sie brauchen werden.«
Abel ging wütend hinaus und sah, wie jüngere, schlankere Amerikaner zum Aktivdienst eingeteilt wurden. Als er, unentschlossen, was er als nächstes tun sollte, durch die Tür stürzte, stieß er mit einem großen, schlaksigen Mann zusammen, dessen Uniform an den Epauletten verschiedene Sterne aufwies.
»Entschuldigen Sie, Sir«, sagte Abel, schaute auf und wich zurück.
»Junger Mann«, sagte der General.
Abel ging weiter und kam nicht auf den Gedanken, daß der General zu ihm gesprochen haben könnte. Obwohl er erst fünfunddreißig war, hatte ihn niemand junger Mann genannt, seit… er wollte nicht wissen, seit wann.
Der General versuchte es nochmals. »Junger Mann«, sagte er etwas lauter.
Diesmal drehte sich Abel um. »Meinen Sie mich, Sir?« fragte er.
»Ja, Sie, Sir.«
Abel ging zu dem General zurück.
»Würden Sie in mein Büro kommen, Mr. Rosnovski?«
Verdammt, dachte Abel, dieser Mann kennt mich, und jetzt wird mich niemand am Krieg teilnehmen lassen. Das provisorische Büro des Generals war im hinteren Gebäudeteil; ein kleines Zimmer mit einem Schreibtisch, zwei Holzstühlen, abblätterndem grünem Anstrich und einer offenen Tür. Abel hätte dem jüngsten seiner Angestellten nicht zugemutet, in einer solchen Umgebung zu arbeiten.
»Mr. Rosnovski«, begann der General und strahlte Energie aus, »mein Name ist Mark Clark, und ich bin Kommandant der 5. Armee. Ich bin für einen Tag von Governors Island zu einer Inspektionstour gekommen. Buchstäblich in Sie hineinzulaufen, ist eine nette Überraschung. Ich bewundere Sie seit langem; Ihre Lebensgeschichte läßt das Herz jedes Amerikaners höher schlagen. Bitte, sagen Sie mir, was Sie hier in diesem Rekrutierungsbüro tun.«
»Ja, was glauben Sie?« sagte Abel, ohne nachzudenken. »Entschuldigen Sie, Sir«, korrigierte er sich rasch. »Ich wollte nicht unhöflich sein, aber niemand läßt mich an diesem verdammten Krieg teilnehmen.«
»Was wollen Sie in diesem verdammten Krieg tun?«
»Einrücken und gegen die Deutschen kämpfen.«
»Als Infanterist?« fragte der General ungläubig.
»Ja«, sagte Abel. »Brauchen Sie nicht jeden Mann, den Sie bekommen können?«
»Natürlich, aber ich könnte Ihre Talente wesentlich besser einsetzen als bei der Infanterie.«
»Ich tue alles, was man von mir will«, sagte Abel, »alles.«
»Tatsächlich?« fragte der General. »Und wenn ich Sie bitte, mir Ihr New Yorker Hotel als Armeehauptquartier zur Verfügung zu stellen, wie würden Sie darauf reagieren? Denn, ehrlich gestanden, Mr. Rosnovski, das wäre wesentlich wichtiger, als wenn es Ihnen gelänge, ein paar Deutsche umzulegen.«
»Verfügen Sie über das Hotel«, sagte Abel. »Lassen Sie mich jetzt in den Krieg?«
»Sie wissen, daß Sie verrückt sind, nicht?« fragte General Clark.
»Ich bin Pole«, sagte Abel. Beide lachten. »Sie müssen wissen, daß ich in der Nähe von Slonim geboren wurde. Ich mußte zusehen, wie mein Heim von den Deutschen besetzt und meine Schwester von den Russen vergewaltigt wurde. Später konnte ich aus einem russischen Arbeitslager flüchten und hatte das Glück, nach Amerika zu kommen. Ich bin nicht verrückt. Das hier ist das einzige Land auf der Welt, wo man mit nichts ankommen und, ganz gleich, woher man stammt, Millionär werden kann, wenn man nur hart genug arbeitet. Jetzt wollen diese selben Banditen wieder einen Krieg. Ich bin nicht verrückt, General, ich bin ein Mensch.
»Nun, wenn Sie tatsächlich unbedingt einrücken wollen, dann kann ich Sie brauchen; aber nicht so, wie Sie es sich vorstellen. General Denvers braucht jemanden als Generalquartiermeister, während die Fünfte Armee an der Front kämpft. Napoleon sagte, eine Armee marschiere mit ihrem Magen; wenn Sie glauben, daß er recht hatte, könnten Sie lebenswichtige Arbeit leisten. Sie bekämen den Rang eines Majors. Das ist eine Möglichkeit, wie Sie Amerika helfen könnten, den Krieg zu gewinnen. Nehmen Sie an?«
»Ja, General.«
»Danke, Mr. Rosnovski.«
Der General drückte auf einen Knopf auf seinem Schreibtisch, ein sehr junger Leutnant kam herein und salutierte zackig.
»Leutnant, begleiten Sie Major Rosnovski zum Personalbüro und dann wieder hierher zurück.«
»Jawohl, Herr General.«
Der Leutnant wandte sich an Abel. »Wollen Sie mir bitte folgen, Major?«
Abel folgte ihm. An der Tür drehte er sich
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