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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kain und Abel
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Man könnte die Kane and Cabot-Filiale in London schließen und Lesters Niederlassung weiterarbeiten lassen. Wenn sie harte Zeiten durchmacht, wäre das nicht so schlimm, denn wir wären konsolidiert und daher stärker.«
»Und wenn ich jetzt sage, daß eine Fusion wegen Roosevelts Restriktionen der Handelsbanken nur erfolgreich sein kann, wenn wir sämtliche Geschäfte von New York aus abwickeln und Boston nur als Büro betrachten?«
»Dann stimme ich dir zu«, sagte Tony und fügte hinzu: »Vielleicht überlegst du dir sogar, ins kommerzielle Bankgeschäft zu gehen und die Anlageberatung fallenzulassen.«
»Nein, Tony, Roosevelt hat es einem ehrlichen Mann unmöglich gemacht, beides gleichzeitig zu tun, und auch mein Vater war der Meinung, daß man nur entweder einer kleinen Gruppe reicher Leute oder einer großen Gruppe armer Leute dienen könne. Daher wird Lester, solange ich Präsident bin, eine Privatbank alten Stils bleiben. Aber siehst du nicht große Probleme, wenn wir uns tatsächlich entschließen sollten, die beiden Banken zu fusionieren?«
»Nur wenige, denen wir nicht mit gutem Willen auf beiden Seiten beikommen könnten. Auf jeden Fall mußt du die Folgen sehr sorgfältig überdenken, William; als Besitzer einer Aktienminorität würdest du ohne Zweifel die Gesamtkontrolle der neuen Bank verlieren, und damit könnte dich ein Übernahmeangebot natürlich gefährden.«
»Das würde ich riskieren, um Präsident einer der größten Finanzinstitutionen von Amerika zu werden.«
    Erfreut von diesem Gespräch kehrte William am selben Abend nach New York zurück und berief eine Aufsichtsratssitzung ein, um Tonys Vorschlag zu besprechen. Als er feststellte, daß der Aufsichtsrat im Prinzip eine Fusion billigte, bat er alle Direktoren der Lester Bank, den Plan in allen Einzelheiten durchzudenken.
    Die Abteilungsleiter brauchten drei Monate, bevor sie dem Aufsichtsrat ihren Bericht vorlegten, und sie kamen ausnahmslos zu demselben Schluß; da sich die beiden Banken in so vieler Hinsicht ergänzten, war eine Fusion absolut anzuraten. Mit verschiedenen Büros in ganz Amerika und Tochtergesellschaften in Europa hatten sie einander eine Menge zu bieten. Überdies besaß der Präsident von Lesters immer noch einundfünfzig Prozent von Kane and Cabot, so daß die Fusion beinahe eine Familienangelegenheit war. Manche Vorstandsdirektoren verstanden nicht, daß William nicht bereits früher auf die Idee gekommen war. Ted Leach war der Ansicht, daß Charles Lester, als er William als seinen Nachfolger einsetzte, bereits an eine Fusion gedacht haben müsse.
    Die Details der Fusion festzulegen, dauerte beinahe ein Jahr, und mehrere Anwälte waren Tag und Nacht damit beschäftigt, die notwendigen Vorarbeiten zu erledigen. Beim Austausch der Aktien wurde William mit acht Prozent der neuen Gesellschaft zum größten Aktienbesitzer; er war Präsident und Vorsitzender der neuen Bank. Tony Simmons blieb als Vizepräsident in Boston, Ted Leach in New York war der zweite. Die neue Handelsbank erhielt den Namen Lester, Kane and Company, wurde jedoch immer noch Lester genannt.
    William beschloß, am Montag, dem 8. Dezember 1941, in New York eine Pressekonferenz abzuhalten, um die Finanz- und Geschäftswelt über die erfolgreiche Fusion der beiden Banken zu informieren. Die Pressekonferenz mußte abgesagt werden, weil die Japaner am 7. Dezember 1941 Pearl Harbor angriffen.
    Die Presseaussendungen waren bereits einige Tage vorher abgegangen, aber am Dienstagmorgen widmeten die Zeitungen der Fusionsankündigung begreiflicherweise nur wenige Spalten. William war jedoch nicht mehr wirklich interessiert an den Presseberichten.
    Statt dessen zerbrach er sich den Kopf, wie und wann er Kate sagen sollte, daß er die Absicht hatte, sich freiwillig zu melden. Als er es Kate mitteilte, war sie entsetzt und versuchte sofort, ihm die Idee auszureden.
    »Was glaubst du tun zu können, das Millionen andere nicht tun können?« fragte sie.
»Das weiß ich nicht«, erwiderte William. »Ich weiß nur, daß ich das tun muß, was mein Vater oder mein Großvater in der gleichen Situation getan hätten.«
»Bestimmt hätten sie das getan, was im Interesse der Bank liegt.«
»Nein«, widersprach William, »sie hätten das getan, was im Interesse Amerikas liegt.«

Viertes Buch
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    Abel las in den Finanznachrichten der Chicago Tribüne über die Lester, Kane and Company. Inmitten all der Artikel, die den Folgen von Pearl Harbor gewidmet waren, hätte er die

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