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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kain und Abel
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Dinners in Chikago, New York und anderen Zentren der polnischen Gemeinde, bis die polnische Sache mit dem Chikago-Baron identisch wurde.
    Dr. Teodor Szymanowski, ehemaliger Geschichtsprofessor an der Universität von Krakau, schrieb in der Zeitschrift Freedom einen glühenden Leitartikel über Abels »Kampf um Anerkennung«, worauf Abel mit ihm Kontakt aufnahm, um festzustellen, wo er sonst noch helfen könne. Der Professor war jetzt ein alter Mann, und als Abel in sein Arbeitszimmer geführt wurde, war er, der die Vehemenz von Szymanowskis Meinungen kannte, von dessen Gebrechlichkeit überrascht. Der Professor begrüßte ihn herzlich und bot ihm Wodka an. »Baron Rosnovski«, sagte er und reichte ihm ein Glas, »ich bewundere seit langem, wie unermüdlich Sie für unsere Sache arbeiten; obwohl wir kaum Erfolge zu verzeichnen haben, scheinen Sie nie den Glauben zu verlieren.«
    »Warum sollte ich? Ich war immer der Überzeugung, daß in
    Amerika nichts unmöglich ist.«
»Leider fürchte ich, Baron, daß eben die Männer, die Sie heute zu
beeinflussen suchen, dieselben sind, die diese Dinge geschehen ließen.
Sie werden nie aktiv etwas unternehmen, um unser Volk zu befreien.« »Ich verstehe nicht, was Sie meinen, Professor. Warum werden sie
uns nicht helfen?«
Der Professor lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Bestimmt sind
Sie darüber informiert, Baron, daß die amerikanischen Armeen Befehl
hatten, ihren Vormarsch im Osten zu verlangsamen, um den Russen
die Besetzung großer Gebiete Zentral- und Osteuropas zu erlauben.
Patton hätte lang vor den Russen in Berlin sein können, aber
Eisenhower befahl ihm, zuzuwarten. Es waren unsere Führer in
Washington - dieselben Leute, die Sie heute dazu bewegen wollen,
amerikanische Truppen und Waffen nach Europa zurückzuschicken -,
die Eisenhower diese Order gaben.«
»Aber damals konnten sie nicht wissen, was aus der Sowjetunion
werden würde. Die Russen waren unsere Verbündeten. Ich gebe zu,
daß wir 1945 zu schwach und zu versöhnlich waren, aber es sind nicht
die Amerikaner, die für den Verrat am polnischen Volk direkt
verantwortlich sind.«
Bevor Szymanowski weitersprach, lehnte er sich zurück und schloß
müde die Augen. »Ich wollte, Sie hätten meinen Bruder gekannt,
Baron Rosnovski. Ich erfuhr erst letzte Woche, daß er vor sechs
Monaten in einem russischen Lager, ähnlich jenem, aus dem Sie
fliehen konnten, gestorben ist.«
Abel beugte sich vor, um sein Beileid zu bezeugen, aber
Szymanowski winkte ab.
»Nein, sagen Sie nichts. Sie haben die Lager selbst kennengelernt.
Sie wissen am besten, daß Mitgefühl nicht mehr am Platz ist. Wir
müssen die Welt ändern, Baron, während die anderen schlafen.« Szymanowski machte eine Pause. »Mein Bruder wurde von den
Amerikanern nach Rußland geschickt.«
Abel schaute ihn fassungslos an.
»Von den Amerikanern? Wie ist das möglich? Wenn Ihr Bruder in
Polen von russischen Truppen gefangengenommen wurde…?« »Mein Bruder wurde nicht in Polen gefangengenommen. Er wurde
aus einem deutschen Kriegsgefangenenlager bei Frankfurt befreit. Die
Amerikaner schickten ihn für einen Monat in ein Auffanglager, dann
übergaben sie ihn den Russen.«
»Das kann nicht wahr sein. Warum sollten sie so etwas tun?« »Die Russen wünschten eine Repatriierung aller Slawen. Repatriierung, um sie zu versklaven oder zu vernichten. Jene, die Hitler nicht erledigte, erledigte Stalin. Und ich kann nachweisen, daß sich mein Bruder länger als einen Monat im amerikanischen Sektor
befand.«
»War er eine Ausnahme oder gab es viele wie ihn?«
»Er war keine Ausnahme; es gab viele andere«, sagte Szymanowski
ohne merkbare Erschütterung. »Hunderttausende, vielleicht sogar eine
Million. Wahrscheinlich werden wir nie die genauen Zahlen erfahren.
Ich glaube nicht, daß die Amerikaner über die Operation Kee Chanl
sehr genau Aufzeichnungen gemacht haben.«
»Operation Kee Chanl? Warum wird sie nie erwähnt? Wenn man
erführe, daß wir, die Amerikaner, befreite Gefangene nach Rußland
zurückschickten, die dann dort starben, wäre man bestimmt zutiefst
betroffen.«
»Es gibt keinen Beweis und keine Dokumentation über die
Operation Kee Chanl. Mark Clark, Gott segne ihn, führte seine
Befehle nicht aus; einige freudliche GI’s warnten manche Gefangene
vor dem, was ihnen bevorstand, und sie konnten flüchten, bevor die
Amerikaner sie in die Lager schickten. Jetzt halten sie sich im
Hintergrund und würden es niemals publik machen. Einer der

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