Archer Jeffrey
knöpfelte sein Hemd auf, und Abel versuchte es auszuziehen, während er sie küßte, aber seine Manschettenknöpfe waren im Weg. Also half er ihr aus dem Kleid. Ihre Gestalt war so schön, wie er sie im Gedächtnis gehabt hatte, und daß sie etwas voller geworden war, machte sie noch verführerischer. Die festen Brüste, die langen schlanken Beine. Er gab den Kampf mit den Manschettenknöpfen auf, ließ Melanie los, um sich auszuziehen, und wußte, was für einen Kontrast sein Körper zu ihrer Schönheit bildete.
Er konnte nur hoffen, daß alles, was er über die Faszination von kräftigen Männern auf Frauen gelesen hatte, wahr war. Jedenfalls schnitt sie keine Grimasse, wie sie es früher einmal bei seinem Anblick getan hatte. Zärtlich streichelte er ihre Brüste und schob ihre Beine auseinander. Jetzt war sie an der Reihe, sich auszuziehen, während sie sich küßten. Auch ihr gelang es nicht, aber schließlich hatte sie alles abgestreift, außer - auf Abels Bitte - den Schlüpfer und die Nylonstrümpfe.
Als er ihr Stöhnen hörte, fiel ihm ein, wie lange er eine solche Ekstase nicht mehr erlebt hatte, und dann, wie schnell sie vorüberging. Beide atmeten schwer und schwiegen eine Weile.
Dann lachte Abel.
»Warum lachst du?«
»Ach, nichts«, sagte Abel und dachte an Dr. Johnsons Bemerkung, daß die Stellung lächerlich und das Vergnügen sehr kurz sei.
Abel rollte auf den Rücken und Melanie legte den Kopf auf seine Schulter. Abel war erstaunt, als er feststellte, daß er genug von Melanie hatte. Als er eben überlegte, wie er sie loswerden könne, ohne unhöflich zu sein, sagte sie: »Es tut mir leid, aber ich kann nicht die ganze Nacht bleiben, Abel. Ich habe morgen früh eine Verabredung und ich sollte ein wenig schlafen. Ich möchte nicht so aussehen, als hätte ich die ganze Nacht auf deinem Perserteppich verbracht.«
»Mußt du wirklich gehen?«
Abels Stimme klang betrübt, aber nicht allzu betrübt.
»Ja, Liebling, es tut mir leid.«
Sie stand auf und ging ins Badezimmer.
Abel schaute zu, wie sie sich anzog, und half ihr, den Reißverschluß des Kleides zu schließen. Um wieviel einfacher war es, sich in Ruhe anzuziehen, als sich - wie vorhin - hastig auszuziehen. Als sie ging, küßte er ihr galant die Hand.
»Ich hoffe, daß wir uns bald wiedersehen«, log er.
»Das hoffe ich auch«, sagte sie und wußte, daß seine Worte nicht ehrlich waren.
Er schloß die Tür und ging zum Telefon neben dem Bett.
»Welches Zimmer hat Miss Melanie Leroy?« fragte er.
Kurze Pause; Abel hörte das Umblättern der Anmeldekarten.
Abel klopfte ungeduldig auf den Tisch.
»Wir haben niemand unter diesem Namen, Sir«, kam endlich die Antwort. »Wir haben eine Mrs. Melanie Seaton aus Dallas, die heute abend ankam und morgen wieder abreist.«
»Ja, das ist die Dame«, sagte Abel, »buchen Sie die Zimmerrechnung auf mein Konto.«
»Ja, Sir.«
Abel legte auf und nahm eine lange kalte Dusche, bevor er sich schlafen legte. Er fühlte sich angenehm entspannt. Als er zum Kamin ging, um die Lampe zu löschen, die Licht gespendet hatte bei seinem ersten Ehebruch, stellte er fest, daß der Kaffeefleck auf dem Teppich getrocknet war.
»Dumme Gans«, sagte er laut und machte das Licht aus.
Nach dieser Nacht vermehrten sich die Kaffeeflecke auf Abels Teppich; einige stammten von Kellnerinnen, einige von anderen nächtlichen Besucherinnen. Abel und Zaphia entfremdeten sich immer mehr. Was er nicht vorausgesehen hatte, war, daß sie einen Detektiv anstellte und dann die Scheidung einreichte. In Abels polnischem Freundeskreis betrog man sich oder man trennte sich, aber eine Scheidung war praktisch unbekannt. Abel versuchte, Zaphia von ihrem Vorhaben abzubringen, weil er genau wußte, daß eine Scheidung seine Stellung in der polnischen Gemeinde nicht verbessern würde und ebensowenig seinen politischen und gesellschaftlichen Ambitionen zuträglich war. Zaphia war jedoch entschlossen, die Scheidung bis zum bitteren Ende durchzuziehen. Abel war überrascht, daß die Frau, die sich bisher so unbeholfen und naiv benommen hatte, in ihrer Rachsucht zu einem kleinen Teufel wurde, wie George es ausdrückte.
Als Abel seinen Anwalt konsultierte, stellte er zum zweitenmal fest, wie viele Kellnerinnen und nicht zahlende Gäste es im letzten Jahr gegeben hatte. Er gab nach; das einzige, worum er kämpfte, war Florentyna, jetzt dreizehnjährig und die erste große Liebe seines Lebens. Zaphia willigte ein, ihm das Sorgerecht zu überlassen, und erhielt
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