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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kain und Abel
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Florentyna fuhren, die entsprechenden Visa im Paß, mit einem Mietauto nach Polen.
    An der Grenze wurden sie stundenlang aufgehalten, und nur die Tatsache, daß Abel fließend polnisch sprach, verhalf ihm zu einer Einreiseerlaubnis. Abel wechselte fünfhundert Dollar in Zloty - das schien den Polen zu gefallen -, und sie fuhren weiter. Je näher sie Slonim kamen, desto klarer erkannte Florentyna, wieviel die Reise ihrem Vater bedeutete.
    »Daddy, ich kann mich nicht erinnern, daß du jemals so aufgeregt warst.«
    »Hier wurde ich geboren«, versuchte Abel zu erklären. »Nach so langer Zeit in Amerika, wo sich die Dinge täglich ändern, ist es fast surreal, hierher zurückzukehren, wo alles so aussieht, als hätte sich in all den Jahren nichts verändert.«
    Sie fuhren weiter in Richtung Slonim. Abel war hin- und hergerissen zwischen Vorfreude und Wut über die Zerstörung der Landschaft und der hübschen kleinen Landhäuser. Über eine Zeitspanne von fast vierzig Jahren hinweg hörte er eine kindliche Stimme den Baron fragen, ob die Stunde der unterdrückten Völker Europas gekommen sei, und ob er einen Teil zu ihrer Befreiung beitragen könne. Tränen traten ihm in die Augen, als er daran dachte, wie kurz diese Stunde gewesen und wie klein die Rolle, die er gespielt hatte.
    Als sie um die letzte Kurve fuhren und die großen Eisengitter des Parks vor sich sahen, lachte Abel laut vor Aufregung und hielt an.
»Es ist alles wie in meiner Erinnerung. Nichts hat sich verändert. Komm, gehen wir zuerst zu dem kleinen Haus, in dem ich die ersten fünf Jahre meines Lebens verbracht habe - vermutlich ist es heute unbewohnt -, und dann werden wir mein Schloß anschauen.«
Florentyna folgte ihrem Vater, der zuversichtlich einen kleinen Pfad zwischen moosbedeckten Birken und Eichen entlangging, der sich vermutlich auch in hundert Jahren nicht ändern würde. Nach etwa zwanzig Minuten kamen sie zu einer kleinen Lichtung, und vor ihnen lag das Haus des Wildhüters. Abel stand da und starrte es an. Er hatte vergessen, wie klein die Hütte war; hatten tatsächlich neun Menschen darin gelebt? Das Strohdach war nicht ausgebessert, und das kleine Haus mit den zerbrochenen Fensterscheiben machte einen unbewohnten Eindruck. Der einst so ordentliche Gemüsegarten war verwildert und nicht mehr zu erkennen.
War das Haus verlassen? Florentyna nahm den Arm ihres Vaters und führte ihn langsam zur Tür. Abel stand bewegungslos davor; Florentyna klopfte leise. Schweigend warteten sie. Florentyna klopfte nochmals und etwas lauter. Im Haus bewegte sich etwas.
»Schon gut, schon gut«, sagte eine heisere Stimme auf polnisch, und eine Sekunde später öffnete sich ein Türspalt. Ein alte, ganz in Schwarz gekleidete Frau, gebückt und abgemagert, musterte die Besucher. Schneeweiße Haarsträhnen lugten unter dem Kopftuch hervor, graue Augen schauten mit leerem Blick auf Abel und Florentyna.
»Das ist nicht möglich«, sagte Abel leise auf englisch.
»Was wollen Sie?« fragte die alte Frau mißtrauisch.
Sie hatte keine Zähne, Nase, Mund und Kinn bildeten einen konkaven Bogen.
Abel antwortete auf polnisch. »Dürfen wir hereinkommen und mit Ihnen sprechen?«
Ängstlich wanderte ihr Blick von einem zum anderen. »Die alte Helena hat nichts Böses getan«, sagte sie weinerlich.
»Ich weiß«, sagte Abel, »ich bringe Ihnen gute Nachrichten.«
Widerwillig erlaubte sie ihnen, den kahlen, kalten Raum zu betreten, ohne ihnen einen Stuhl anzubieten. Das Zimmer hatte sich nicht verändert: zwei Stühle, ein Tisch und die Erinnerung, daß er bis zum Verlassen das Hauses nicht gewußt hatte, was ein Teppich ist. Florentyna schauderte.
»Ich kann das Feuer nicht anmachen«, jammerte die Alte und stocherte mit einem Stock im Kamin. Das schwach glimmende Holzscheit wollte nicht brennen, und sie suchte vergeblich in ihrer Tasche. »Ich brauche Papier.«
Zum erstenmal schaute sie Abel mit einem Funken Interesse an. »Haben Sie etwas Papier?«
Abel sah sie unverwandt an. »Erinnerst du dich an mich?«
»Nein, ich kenne Sie nicht.«
»Doch, Helena. Ich heiße… Wladek.«
»Sie kannten meinen kleinen Wladek?«
»Ich bin Wladek.«
»O nein«, sagte sie mit trauriger Bestimmtheit. »Er war zu gut für mich, er trug das Zeichen Gottes. Der Baron nahm ihn fort, er sollte ein Engel werden. Ja, er nahm Matkas Kleinsten…«
Die alte Stimme brach und verstummte. Sie setzte sich, die abgearbeiteten müden Hände bewegten sich in ihrem Schoß.
»Ich bin zurückgekehrt«,

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