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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kain und Abel
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noch übrig war - und drehte und drehte den Silberreif an seinem Arm.
»Hier hat dein Vater vier Jahre seines Lebens verbracht.«
»Das kann nicht sein«, sagte Florentyna, die sich nicht gesetzt hatte.
»Heute ist es besser als damals. Jetzt gibt es frische Luft, Vogelgezwitscher und das Gefühl der Freiheit. Damals gab es nichts, nur Dunkelheit und Tod und den Geruch des Todes und - das Schlimmste - die Hoffnung auf den Tod.«
»Komm, Daddy, gehen wir. Je länger wir hierbleiben, desto elender fühlst du dich.«
Florentyna führte ihren widerstrebenden Vater zum Auto und fuhr langsam den Weg hinunter. Als sie zum letztenmal durch das schmiedeeiserne Tor fuhren, drehte sich Abel nicht mehr um.
Auf dem Rückweg nach Warschau sprach er kaum ein Wort, und Florentyna gab es auf, ihn aufheitern zu wollen. Als ihr Vater sagte: »Jetzt bleibt mir nur mehr eines im Leben«, fragte sie sich, was er wohl meinte, drängte jedoch nicht auf eine Erklärung. Es gelang ihr, den Vater zu einem Wochenende in London zu überreden, das ihn bestimmt aufheitern und vielleicht sogar seine alte, verwirrte Ziehmutter und die Ruinen des Schlosses ein wenig vergessen lassen würde.
Am nächsten Tag flogen sie nach London. Abel war froh, wieder in einem Land zu sein, wo er rasch eine telefonische Verbindung mit Amerika bekam. Als sie ihre Zimmer im Claridge bezogen hatten, verschwand Florentyna, um alte Freunde aufzusuchen und neue zu finden, während Abel, in der Hoffnung, sich über alles informieren zu können, was sich in seiner Abwesenheit zugetragen hatte, sämtliche Zeitungen durchlas. Er mochte das Gefühl nicht, daß irgend etwas geschehen könnte, während er nicht da war; zu deutlich erinnerte es ihn daran, daß die Welt auch ohne ihn auskommen konnte.
Eine kleine Notiz in der Times vom letzten Samstag erregte seine Aufmerksamkeit. Es geschahen doch Dinge, während er nicht da war. Eine Vickers Viscount der Interstate Airways war gestern morgen kurz nach dem Start in Mexiko City abgestürzt. Siebzehn Passagiere und die Besatzung waren getötet worden. Die mexikanischen Behörden beeilten sich, die Schuld auf eine schlechte Wartung des Flugzeuges zurückzuführen. Abel nahm den Telefonhörer und verlangte eine Verbindung mit Übersee.
Samstag ist er wahrscheinlich wieder in Chikago, dachte Abel. Er blätterte in seinem kleinen Notizbuch nach der Privatnummer.
»Sie müssen mit einer Wartezeit von etwa einer halben Stunde rechnen«, sagte eine klare, angenehme englische Stimme.
»Danke«, erwiderte Abel, legte sich, das Telefon neben sich, aufs Bett und überlegte.
Zwanzig Minuten später klingelte es.
»Ihr Gespräch nach Übersee«, sagte dieselbe präzise Stimme.
»Abel, sind Sie es? Wo sind Sie?«
»Ich bin in London, Henry.«
»Sind Sie durchgekommen?« erkundigte sich das Mädchen.
»Ich habe noch nicht einmal angefangen«, sagte Abel.
»Entschuldigen Sie, Sir. Ich meine, sprechen Sie mit Amerika?«
»Oh, ja, natürlich. Mein Gott, Henry, hier spricht man eine andere Sprache.«
Henry Osborne lachte.
»Hören Sie zu. Haben Sie die Nachricht über den Absturz einer Vickers Viscount der Interstate Airways in Mexiko City gelesen?«
»Ja«, erwiderte Henry, »aber kein Anlaß, sich Sorgen zu machen.
Das Flugzeug war voll versichert, es entsteht also kein Verlust, und die Aktien haben sich nicht gerührt.«
»Die Versicherung interessiert mich nicht. Das ist eine gute Chance für uns, einmal auszuprobieren, wie gut Mr. Kane beisammen ist.«
»Ich glaube, ich verstehe Sie nicht, Abel. Was meinen Sie?«
»Hören Sie gut zu. Ich will Ihnen erklären, was Sie Montag morgen, wenn die Börse eröffnet, tun sollen. Dienstag bin ich wieder in New York, um beim Finale mitzuspielen.«
Henry Osborne hörte aufmerksam zu. Zwanzig Minuten später legte Abel ab.
Er war durchgekommen.

30
    William wußte, daß er von Abel Rosnovski weitere Schwierigkeiten zu erwarten hatte, als Curtis Fenton ihm mitteilte, der Chikago-Baron habe alle Konten der Hotel-Gruppe geschlossen und Fenton persönlich der Illoyalität und unethischen Verhaltens beschuldigt.
    »Ich dachte, das richtige zu tun, als ich Ihnen von Mr. Rosnovskis Käufen der Lester-Aktien Mitteilung machte«, sagte der Bankier unglücklich, »und es hat damit geendet, daß ich einen meiner besten Kunden verlor. Ich habe keine Ahnung, was mein Aufsichtsrat dazu sagen wird.«
    William versuchte eine unzulängliche Entschuldigung und beruhigte Fenton ein wenig mit dem Versprechen, daß er mit dessen

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