Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Kandidaten
Vom Netzwerk:
erwachsener wirken.
»Möchtest du frühstücken?«, fragte seine Mutter, während ein Schaffner Andrews Koffer im Gepäcknetz verstaute.
»Ja, bitte«, erwiderte Andrew und wurde zum ersten Mal an diesem Morgen etwas fröhlicher.
Ein weiterer Uniformierter führte sie zu einem Tisch im Speisewagen. Andrew studierte die Speisekarte und fragte sich, ob ihm seine Mutter ein großes Frühstück genehmigen würde.
»Du darfst dir aussuchen, was du möchtest«, erklärte sie, als könne sie seine Gedanken lesen.
Andrew lächelte, als der Kellner erschien. »Eine doppelte Portion Würstchen, zwei Spiegeleier mit Schinken und Toast.« Die Pilze ließ er weg, weil der Kellner nicht denken sollte, seine Mutter würde ihn zu Hause hungern lassen.
»Und Sie, Madam?«, erkundigte sich der Kellner und wandte seine Aufmerksamkeit der anderen Tischseite zu.
»Nur Kaffee und Toast, vielen Dank.«
»Der erste Tag für den Jungen?«, erkundigte sich der Kellner.
Mrs Davenport lächelte und nickte.
Woher weiß der das?, fragte sich Andrew.
Nervös schlang Andrew sein Frühstück hinunter. Er war sich nicht sicher, ob er an diesem Tag noch einmal etwas zu essen bekommen würde. In dem Handbuch wurden Mahlzeiten nicht erwähnt, und sein Opa hatte ihm erzählt, zu seiner Zeit in Hotchkiss habe es nur einmal am Tag etwas zu essen gegeben. Seine Mutter bat ihn mehrmals, Messer und Gabel beim Essen abzulegen. »Messer und Gabeln sind keine Flugzeuge und sollten nie länger als notwendig in der Luft bleiben«, mahnte sie ihn. Er hatte keine Ahnung, dass sie fast genauso nervös wie er war.
Wann immer ein anderer Junge in derselben feschen Uniform an ihrem Tisch vorbeikam, sah Andrew aus dem Fenster und hoffte, der Junge würde ihn nicht bemerken, denn keine dieser Uniformen war so neu wie seine. Seine Mutter trank bereits die dritte Tasse Kaffee, als der Zug im Bahnhof hielt.
»Wir sind da«, verkündete sie unnötigerweise.
Andrew blieb sitzen und starrte das Bahnhofsschild von Lakeville an, während mehrere Jungen aus dem Zug sprangen und einander begrüßten. »Hallo, wie waren deine Ferien? Freut mich, dich wiederzusehen«, gefolgt von reichlich Händeschütteln. Andrew sah zu seiner Mutter hinüber und wünschte, sie würde in einer Rauchwolke verschwinden. Mütter waren einfach nur ein weiteres Indiz dafür, dass man seinen ersten Tag hier verbrachte.
Zwei große Jungen mit zweireihigen blauen Blazern und grauen Hosen trieben die Neuankömmlinge zu einem bereitstehenden Bus. Andrew betete, dass Eltern im Bus tabu waren, sonst würden alle merken, dass er ein Neuer war.
»Name?«, fragte einer der jungen Männer in blauem Blazer, als Andrew aus dem Zug stieg.
»Davenport, Sir.« Andrew starrte zu ihm auf. Ob er jemals so groß werden würde?
Der junge Mann lächelte, fast war es ein Grinsen. »Du musst mich nicht Sir nennen, ich bin kein Lehrer, nur einer der älteren Schüler, die die Aufsicht haben.« Andrew senkte den Kopf. Seine allerersten Worte und schon hatte er sich zum Narren gemacht. »Ist dein Gepäck schon im Bus, Fletcher?«
Fletcher?, dachte Andrew. Aber natürlich, Fletcher Andrew Davenport. Er korrigierte den riesigen, jungen Mann nicht, weil er fürchtete, noch einen Fehler zu begehen.
»Ja«, erwiderte Andrew.
Der Gott wandte seine Aufmerksamkeit Andrews Mutter zu.
»Danke, Mrs Davenport«, sagte er und sah auf seine Liste. »Ich hoffe, Sie haben eine angenehme Heimreise nach Farmington. Fletcher wird es hier gut gehen«, fügte er freundlich hinzu.
Andrew streckte die Hand aus, fest entschlossen, sich von seiner Mutter nicht umarmen zu lassen. Wenn Mütter nur im entscheidenden Moment Gedanken lesen könnten. Er schauderte, als sie ihn in ihre Arme schloss. Aber er konnte nicht annähernd verstehen, was sie durchmachte. Als ihn seine Mutter endlich losließ, schloss er sich rasch dem Strom von Jungen an, die in den wartenden Bus sprangen. Er entdeckte einen Jungen, der noch kleiner war als er selbst und allein am Fenster saß. Rasch setzte er sich neben ihn.
»Ich bin Fletcher«, sagte er und verwendete den Namen, den der Gott ihm verliehen hatte. »Wie heißt du?«
»James«, erwiderte der andere, »aber meine Freunde nennen mich Jimmy.«
»Bist du neu hier?«, fragte Fletcher.
»Ja«, erwiderte Jimmy leise, drehte sich aber immer noch nicht um.
»Ich auch«, meinte Fletcher.
Jimmy zog ein Taschentuch heraus und tat so, als würde er sich die Nase schnäuzen, bevor er sich schließlich seinem neuen Kameraden

Weitere Kostenlose Bücher