Archer Jeffrey
an seiner Beerdigung teilnehmen.«
»Ja, natürlich«, meinte Ruth. »Und Heather möchte mich sicher begleiten. Schließlich hat sie einmal für ihn gearbeitet.« »Aber natürlich«, sagte Miss Nichol und hoffte nur, dass sie angemessen betroffen aussah.
*
Susan las den Brief ein zweites Mal. Die Nachricht bedrückte sie. Sie würde sich immer daran erinnern, wie nahe Peters Tod Dr. Greenwood gegangen war, beinahe, als fühle er sich persönlich dafür verantwortlich. Vielleicht sollte sie an seiner Beerdigung teilnehmen. Sie wollte die Nachricht von seinem Tod gerade Michael mitteilen, als ihr Mann plötzlich aufsprang und rief: »Sehr gut, Nat!«
»Was ist denn?«, wollte Susan wissen. Dieser untypische Überschwang überraschte sie.
»Nat hat ein Stipendium für Taft bekommen.« Ihr Ehemann wedelte mit dem Brief in der Luft.
Susan teilte die Begeisterung ihres Mannes nicht. Nat würde in sehr frühem Alter in ein Internat mit Kindern geschickt, deren Eltern aus einer ganz anderen Welt stammten. Wie sollte ein Junge von vierzehn Jahren begreifen, dass sie sich viele der Dinge, die seine Schulfreunde für selbstverständlich hielten, nicht leisten konnten? Susan war schon lange der Ansicht, dass Nathaniel in Michaels Fußstapfen treten und an die Jefferson High School gehen sollte. Wenn die Schule gut genug war, dass sie dort unterrichtete, warum war sie dann nicht gut genug, dass ihr Kind dort unterrichtet wurde?
Nat saß auf seinem Bett und las in seinem Lieblingsbuch, als er den Ausbruch seines Vaters hörte. Er war gerade bei dem Kapitel, wo der Wal neuerlich entfloh. Widerwillig sprang er vom Bett und streckte den Kopf aus der Tür, um die Ursache für den Aufruhr in Erfahrung zu bringen. Seine Eltern stritten sich heftig – dabei stritten sie sich sonst nie, trotz des häufig kolportierten Eiscremevorfalls. Es ging darum, an welche Schule er sollte. Sein Vater sagte gerade:
»… Chance seines Lebens. Nat wird mit Kindern zusammenkommen, die zu Führern in allen Bereichen werden und daher den Rest seines Lebens beeinflussen.«
»Anstatt an die Jefferson High zu gehen und auf Kinder zu treffen, die er führen und für den Rest ihres Lebens beeinflussen kann?«
»Aber er hat ein Stipendium bekommen. Wir werden keinen Penny dafür bezahlen müssen.«
»Wir müssen auch keinen Penny bezahlen, wenn er an die Jefferson High geht.«
»Aber wir müssen an Nats Zukunft denken. Wenn er Taft besucht, könnte er eines Tages in Harvard oder Yale studieren …«
»Jefferson hat mehrere Schüler hervorgebracht, die später Harvard oder Yale besuchten.«
»Wenn ich eine Versicherung darüber abschließen müsste, auf welcher der beiden Schulen es wahrscheinlicher ist …«
»Das ist ein Risiko, das ich gern eingehe.«
»Tja, aber ich nicht«, erklärte Michael. »Und ich habe jeden einzelnen Tag meines Lebens damit verbracht, Risiken wie diese abzuschätzen.« Nat hörte aufmerksam zu, während seine Mutter und sein Vater ihren Streit fortsetzten, ohne dabei ihre Stimmen zu heben oder die Geduld zu verlieren.
»Mir ist es lieber, mein Sohn macht seinen Abschluss als Vertreter des Egalitarismus, als dass er zum Patrizier wird«, erwiderte Susan voller Leidenschaft.
»Warum sollte das unvereinbar sein?«, erkundigte sich Michael.
Nat zog sich in sein Zimmer zurück, ohne die Antwort seiner Mutter abzuwarten. Sie hatte ihm beigebracht, sofort jedes Wort nachzuschlagen, das er noch nie gehört hatte. Schließlich war es ein Mann aus Connecticut gewesen, der die größte Lexikographie der Welt zusammengetragen hatte. Nachdem er alle Begriffe in Websters Wörterbuch nachgeschlagen hatte, beschloss Nat, dass seine Mutter egalitärer war als sein Vater, aber dass keiner von beiden ein Patrizier war. Er war sich nicht sicher, ob er Patrizier werden wollte.
Als Nat das Kapitel in seinem Buch zu Ende gelesen hatte, trat er ein zweites Mal aus seinem Zimmer. Die Atmosphäre schien jetzt etwas ruhiger, darum beschloss er, nach unten zu seinen Eltern zu gehen.
»Vielleicht sollten wir Nat die Entscheidung überlassen«, meinte seine Mutter.
»Ich habe mich schon entschieden.« Nat setzte sich zwischen die beiden. »Schließlich hast du mir immer beigebracht, auf beide Seiten zu hören, bevor ich eine Schlussfolgerung ziehe.«
Seine Eltern waren sprachlos, während Nat lässig die Abendzeitung aufschlug. Plötzlich wurde ihnen bewusst, dass er ihre Unterhaltung gehört haben musste.
»Und zu welchem Entschluss bist du
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