Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Kandidaten
Vom Netzwerk:
Hartford verliebt, als ich erst vierzehn Jahre alt war.« Es folgten Gelächter und Applaus. Fletcher entspannte sich zum ersten Mal und hielt den Rest seiner Eröffnungsrede mit einer Zuversicht, die seine Jugend hoffentlich vergessen ließ. Als die Glocke nach fünf Minuten läutete, fing er gerade mit seiner Zusammenfassung an. Er war zwanzig Sekunden zu früh fertig und machte die Schlussglocke überflüssig. Der Applaus, den er erhielt, war sehr viel größer als der, mit dem er bei seinem Gang zum Pult begrüßt worden war, aber die Eröffnungserklärung war nicht mehr als das Ende der ersten Runde.
Fletcher sah zu Harry und Jimmy hinunter, die in der zweiten Reihe saßen. Ihr Lächeln ließ vermuten, dass er das erste Gefecht überlebt hatte.
»Jetzt ist die Zeit für die Fragerunde gekommen«, erklärte der Moderator. »Sie wird vierzig Minuten dauern. Die Kandidaten sind gehalten, kurz zu antworten. Wir beginnen mit Charles Lockhart vom Hartford Courant. «
»Glaubt einer der beiden Kandidaten, dass das Stipendiumsverfahren in unserem Erziehungssystem reformiert werden sollte?«, fragte der Chefredakteur kurz angebunden.
Fletcher war auf diese Frage gut vorbereitet, da sie immer wieder bei örtlichen Wahlveranstaltungen aufgekommen war und regelmäßig in den Leitartikeln von Mr Lockharts Zeitung thematisiert wurde. Man bat ihn, als Erster zu antworten, da Mrs Hunter schon bei den Eröffnungsreden den Anfang gemacht hatte.
»Es sollte keine Diskriminierung geben, die es jemand aus armen Verhältnissen erschwert, ein College zu besuchen. Es reicht nicht aus, nur an Gleichheit zu glauben, wir müssen die Chancengleichheit auch möglich machen.« Das wurde mit einzelnem Applaus begrüßt und Fletcher lächelte ins Publikum.
»Nette Worte«, erwiderte Mrs Hunter in den Applaus hinein, »aber Sie da draußen werden auch nette Taten erwarten. Ich saß bereits im Vorstand einer Schule, darum müssen Sie mir keine Vorträge über Diskriminierung halten, Mr Davenport, und wenn ich das Glück haben sollte, zur Senatorin gewählt zu werden, werde ich eine Gesetzgebung unterstützen, die die Rechte aller Männer«, sie pausierte, »und Frauen auf Gleichbehandlung berücksichtigt.«
Sie trat vom Pult zurück, während ihre Anhänger jubelten. Dann sah sie zu Fletcher. »Vielleicht ist jemand, der das Privileg genoss, in Hotchkiss und Yale ausgebildet zu werden, nicht in der Lage, das wirklich zu begreifen.«
Verdammt, dachte Fletcher, ich habe vergessen, ihnen zu sagen, dass Annie auch einmal im Vorstand einer Schule saß und dass wir Lucy vor kurzem an der Hartford Elementary School, einer öffentlichen Schule, angemeldet haben. Solange nur zwölf Leute im Publikum gesessen hatten, hatte er immer daran gedacht.
Es folgten, wie nicht anders zu erwarten, Fragen zu den Steuergesetzen, zum Gesundheitswesen, zu den öffentlichen Verkehrsmitteln und zur Verbrechensbekämpfung. Fletcher erholte sich von den Eröffnungssalven und hatte allmählich das Gefühl, die Sitzung würde unentschieden enden, bis der Moderator zur letzten Frage aufrief.
»Halten sich die Kandidaten wirklich für unabhängig oder wird ihre Politik von der Parteimaschinerie diktiert und hängt ihre Stimme im Senat von den Ansichten pensionierter Politiker ab?« Die Fragestellerin war Jill Bernard, Wochenendmoderatorin einer lokalen Radiotalkshow, die Barbara Hunter jede zweite Woche zu sich einzuladen schien.
Mrs Hunter erwiderte sofort. »Alle in diesem Saal wissen, dass ich mir bei der Nominierung meiner Partei jeden Millimeter an Boden selbst erkämpfen musste. Anders als manch anderem wurde mir die Nominierung nicht auf einem Tablett gereicht. Genauer gesagt, musste ich für alles in meinem Leben kämpfen, da sich meine Eltern keine silbernen Löffel leisten konnten. Und darf ich Sie daran erinnern, dass ich nicht gezögert habe, fest zu meinen Überzeugungen zu stehen, wann immer ich glaubte, dass meine Partei sich irrte. Das hat mich nicht immer beliebt gemacht, aber niemand hat je meine Unabhängigkeit bezweifelt. Falls ich in den Senat gewählt werde, werde ich nicht jeden Tag am Telefon hängen, um mir Rat einzuholen, wie ich mich bei Abstimmungen verhalten soll. Ich werde selbst Entscheidungen treffen und zu ihnen stehen.« Sie endete unter donnerndem Applaus.
Der Knoten in seinem Magen, der Schweiß in seinen Handinnenflächen, die Schwäche in seinen Beinen kehrten zurück, während Fletcher versuchte, seine Gedanken zu sammeln. Er sah ins

Weitere Kostenlose Bücher