Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Kandidaten
Vom Netzwerk:
Publikum hinab und jeder einzelne Blick ruhte auf ihm.
»Ich wurde in Farmington geboren, nur wenige Meilen von diesem Saal entfernt. Meine Eltern sind schon lange aktive Mitglieder der Gemeinde Hartford, durch ihren Beruf und durch ihr ehrenamtliches Engagement, insbesondere für das St Patrick Hospital.« Er sah auf seine Eltern hinab, die in der fünften Reihe saßen. »Meine Mutter ist im Vorstand so vieler wohltätiger Organisationen, dass ich schon glaubte, ich müsse eine Waise sein, aber sie sind beide hier, um mich heute Abend zu unterstützen. Ja, ich habe Hotchkiss besucht und Mrs Hunter hat Recht: Es war ein Privileg. Ja, ich habe in Yale studiert, eine großartige Universität von Connecticut. Ja, ich wurde Präsident des Studentenausschusses und ja, ich war Herausgeber des Law Review, und aus diesem Grund konnte ich mich auch einer der angesehensten Kanzleien in New York anschließen. Ich entschuldige mich nicht dafür, dass ich nie mit dem zweiten Platz zufrieden war. Aber ich war gleichermaßen begeistert, all das aufzugeben, damit ich nach Hartford zurückkehren und etwas in der Gemeinde bewegen konnte, in der ich aufgewachsen bin. Übrigens werde ich mir von dem Gehalt, das der Staat mir bietet, keine Silberlöffel leisten können, und bislang hat mir noch niemand etwas auf einem Tablett serviert.« Das Publikum applaudierte spontan. Er wartete, bis sich der Lärm legte, dann senkte er seine Stimme fast zu einem Flüstern. »Lassen Sie uns doch darüber reden, was die Fragestellende wirklich wissen will. Werde ich regelmäßig meinen Schwiegervater, Senator Harry Gates, anrufen? Vermutlich ja, ich bin nämlich mit seiner einzigen Tochter verheiratet.« Mehr Gelächter folgte. »Aber lassen Sie mich Ihnen auch etwas ins Gedächtnis rufen, das Sie über Harry Gates bereits wissen. Er hat diesem Wahlkreis achtundzwanzig Jahre ehrenvoll und integer gedient, zu einer Zeit, als diese Begriffe ihre Bedeutung schon verloren zu haben schienen, und offen gesagt« – Fletcher drehte sich zu seiner republikanischen Rivalin um –, »keiner von uns verdient es, seinen Platz einzunehmen. Wenn ich gewählt werde, können Sie darauf wetten, dass ich mir seine Weisheit, seine Erfahrung und seine Weitsicht zunutze machen werde. Nur ein Egoist mit Scheuklappen würde das nicht tun. Aber lassen Sie mich auch eines klarstellen« – er sah wieder das Publikum an –, » ich werde der Mann sein, der Sie im Senat repräsentiert.«
Fletcher kehrte zu seinem Platz zurück, während über die Hälfte des Publikums jubelnd auf die Beine sprang. Mrs Hunter hatte den Fehler begangen, ihn auf einem Terrain anzugreifen, auf dem er keine Vorbereitung brauchte. Sie versuchte zwar, diesen Schnitzer in ihrer Schlussbemerkung auszubügeln, aber der Treffer hatte bereits gesessen.
Als der Moderator sagte, »Ich möchte beiden Kandidaten danken«, tat Fletcher etwas, was Harry ihm beim Mittagessen am vorherigen Sonntag empfohlen hatte. Er ging sofort zu seiner Gegnerin, schüttelte ihr die Hand und wartete, bis der Fotograf des Courant diesen Augenblick festgehalten hatte.
Am nächsten Tag dominierte das Foto von ihnen beiden die Titelseite und erreichte genau das, was Harry erhofft hatte – das Bild eines 183 Zentimeter großen Mannes, der eine 168 Zentimeter große Frau überragt. »Und lächele nicht, schau ernsthaft«, hatte Harry geraten. »Wir müssen die Leute vergessen lassen, wie jung du bist.«
Fletcher las den Bildtext unter dem Foto – Sie nehmen sich nichts. Im Leitartikel stand, er habe sich in dem Rededuell gut gehalten, Barbara Hunter liege jedoch in den Meinungsumfragen immer noch mit zwei Prozent vorn und es seien nur noch neun Tage bis zur Wahl.

32
    »STÖRT ES DICH, wenn ich rauche?«
»Nein. Nur Su Ling hat etwas dagegen.«
»Ich glaube, sie mag mich insgesamt nicht.« Julia Kirkbridge
    betätigte ihr Feuerzeug.
»Du darfst nicht vergessen, dass sie von einer sehr
konservativen Mutter erzogen wurde«, entgegnete Tom.
    »Anfangs war sie sogar gegen Nat voreingenommen, aber sie wird ihre Meinung schon ändern, vor allem, wenn ich ihr sage …«
    »Pst«, unterbrach ihn Julia. »Das soll bis auf weiteres unser kleines Geheimnis bleiben.« Sie inhalierte tief und fügte dann hinzu: »Ich mag Nat. Ihr beide gebt ganz offensichtlich ein gutes Team ab.«
    »Das tun wir, aber ich würde diesen Deal gern unter Dach und Fach bringen, solange er in Urlaub ist. Vor allem nach seinem Triumph bei der Übernahme unseres

Weitere Kostenlose Bücher