Archer Jeffrey
aufmerksam zu machen, dass Sie nur noch sechzig Sekunden Redezeit haben. Nach sechs Minuten klingele ich erneut und Sie müssen Ihren Schlusssatz abgeben. Im Anschluss an die Eröffnungsreden werden beide Kandidaten vierzig Minuten lang die Fragen einiger ausgewählter Fragesteller beantworten. Schließlich werden Mrs Hunter und danach Mr Davenport drei Minuten lang ihre Schlusserklärung abgeben. Ich bitte nun Mrs Hunter, den Abend zu eröffnen.«
Barbara Hunter erhob sich und ging zu ihrem Pult auf der rechten Seite der Bühne. Sie hatte sich ausgerechnet, dass neunzig Prozent des Publikums die Debatte im Fernsehen mitverfolgten und sie die größte Zahl an potenziellen Wählern erreichen würde, wenn sie als Erste sprach, vor allem, da um 20 Uhr 30 ein Spiel der World Series übertragen wurde und die Mehrheit der Zuschauer automatisch den Sender wechseln würde. Da sie beide ihre Eröffnungsrede bis zu diesem Zeitpunkt bereits gehalten haben würden, fand Fletcher, dass es darauf nicht ankam. Aber er wollte auch deswegen als Zweiter sprechen, damit er einige der Punkte herausgreifen konnte, die Mrs Hunter während ihrer Eröffnungsrede ansprach, und wenn er am Ende des Abends das letzte Wort hatte, war seine Rede womöglich das Einzige, an das sich das Publikum später noch erinnerte.
Fletcher hörte aufmerksam der vorhersehbaren und gut geprobten Eröffnung von Mrs Hunter zu. Sie hielt sich beim Reden am Pult fest.
»Ich bin in Hartford geboren und habe einen Mann aus Hartford geheiratet. Meine Kinder kamen im St Patrick Hospital zur Welt und alle leben immer noch in der Hauptstadt unseres Bundesstaates, darum halte ich mich für qualifiziert, die Menschen dieser großartigen Stadt zu vertreten.« Der erste Applaus brauste aus dem Zuschauerraum auf. Fletcher betrachtete die vollen Ränge sorgsam. Ihm fiel auf, dass die Hälfte applaudierte, die andere blieb stumm.
Zu Jimmys Verantwortungsbereich an diesem Abend hatte die Zuweisung der Sitze gehört. Man war sich einig geworden, dass beide Parteien je dreihundert Karten erhalten würden, es blieben vierhundert für die allgemeine Öffentlichkeit. Jimmy und eine kleine Gruppe an Helfern hatten Stunden damit verbracht, ihre Anhänger zu drängen, sich um die verbleibenden vierhundert Karten zu bemühen, aber Jimmy war klar, dass die Republikaner ebenso emsig vorgehen würden, darum würde es am Ende so oder so fünfzig zu fünfzig stehen. Fletcher fragte sich, wie viele wirklich neutrale Personen im Publikum saßen.
»Mach dir keine Gedanken um den Saal«, hatte Harry ihm geraten.
»Das wahre Publikum sieht dich im Fernsehen und sie sind diejenigen, die du beeinflussen musst. Schau mitten in die Kameralinse und blicke ernsthaft«, fügte er mit einem Grinsen hinzu.
Fletcher machte sich Notizen, während Mrs Hunter ihr Programm umriss und obwohl die Inhalte vernünftig und ehrenwert waren, hatte sie eine Art des Vortragens an sich, die die Gedanken auf Wanderschaft schickte. Als der Moderator nach fünf Minuten die Glocke betätigte, hatte Mrs Hunter erst die Hälfte ihrer Rede geschafft. Sogar beim Umblättern hatte sie Pausen eingelegt. Fletcher war überrascht, dass eine so erfahrene Wahlkämpferin nicht den gelegentlichen Applaus einberechnet hatte, der ihre Redezeit kürzte. Fletchers Eröffnungsbemerkungen dauerten nur etwas über fünf Minuten. »Es ist besser, ein paar Sekunden zu früh fertig zu sein, als sich am Ende abhetzen zu müssen«, hatte ihn Harry immer wieder gewarnt. Mrs Hunters Zusammenfassung am Ende ihrer Rede schloss wenige Sekunden nach dem zweiten Glockenschlag und ließ es so aussehen, als ob sie mittendrin unterbrochen worden wäre. Trotzdem erhielt sie donnernden Applaus von der Hälfte des Publikums und höfliches Nicken vom Rest.
»Ich bitte nun Mr Davenport um seine Eröffnungsrede.«
Fletcher trat langsam auf das Pult zu. Er fühlte sich wie ein Mann auf dem Weg zum Galgen. Er legte seine fünf Seiten Manuskript, doppelter Zeilenabstand und großes Schriftbild, auf das Pult und betrachtete den Eröffnungssatz, obwohl er die Rede so oft durchgegangen war, dass er sie auswendig konnte. Dann sah er zum Publikum und lächelte, wohl wissend, dass der Moderator die Uhr erst einschalten würde, wenn er das erste Wort sprach.
»Ich denke, ich habe einen großen Fehler in meinem Leben begangen«, fing er an. »Ich wurde nicht in Hartford geboren.« Das Gelächter half ihm. »Aber ich habe ihn wieder gutgemacht. Ich habe mich in eine Frau aus
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