Archer Jeffrey
heben und Mr Cooke oder einer seiner Offiziellen würde sofort an den betreffenden Tisch eilen.
Sobald die Stimmzettel auf den Tischen lagen, wurden sie in drei Haufen geteilt – ein republikanischer Haufen, ein demokratischer Haufen und ein dritter, kleinerer Haufen mit strittigen Stimmzetteln. In den meisten Wahlkreisen des Landes wurde diese Prozedur mittlerweile von Maschinen erledigt, nicht so in Hartford, obwohl alle wussten, dass sich das ändern würde, sobald Mr Cooke in Rente ging.
Fletcher tigerte durch den Raum und sah zu, wie die drei Haufen anwuchsen. Jimmy tat es ihm gleich, wanderte aber in die entgegengesetzte Richtung. Harry stand reglos und verfolgte, wie die Siegel an den Urnen aufgebrochen wurden. Sein Blick wandte sich nur selten von dem ab, was innerhalb des Hufeisens geschah. Sobald alle Urnen geleert waren, bat Mr Cooke seine Offiziellen, die Stimmen auszuzählen und sie in Hunderterhaufen aufzuteilen.
»Jetzt tritt der Beobachter in Aktion«, erklärte Harry, als Fletcher neben ihm stehen blieb. »Er muss darauf achten, dass kein Stimmzettel zweimal gezählt wird und dass keine Stimmzettel aneinander kleben.« Fletcher nickte und setzte seine Wanderung fort. Gelegentlich hielt er inne und beobachtete eine bestimmte Auszählung, fühlte sich in einem Moment zuversichtlich, im nächsten deprimiert, bis Jimmy darauf hinwies, dass die Urnen aus unterschiedlichen Wahlkreisen stammten und er nie sicher sein könne, welcher Kasten aus einer republikanischen Hochburg stammte und welcher aus einer demokratischen.
»Was passiert jetzt?«, fragte Fletcher, der wusste, dass es bereits die vierte Auszählung war, an der Jimmy teilnahm.
»Arthur Cooke wird alle Stimmen zusammenzählen und verkünden, wie viele Leute an der Wahl teilgenommen haben. Dann rechnet er aus, wie viel Prozent der Wähler wofür gestimmt haben.« Fletcher sah zur Uhr hoch – es war kurz nach elf. Im Hintergrund entdeckte er Jimmy Carter auf einer Leinwand, der mit seinem Bruder Billy plauderte. Erste Wahlergebnisse ließen vermuten, dass die Demokraten zum ersten Mal seit acht Jahren wieder ins Weiße Haus einziehen würden. Würde er selbst das erste Mal in den Senat einziehen?
Fletcher richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Mr Cooke, der es mit seinen Pflichten nicht eilig zu haben schien. Sein Tempo entsprach in keiner Weise dem Puls der beiden Kandidaten. Sobald er alle Auswertungen eingesammelt hatte, steckten er und seine Offiziellen die Köpfe zusammen. Dann tippte Cooke die Ergebnisse in einen Taschenrechner, sein einziges Zugeständnis an die siebziger Jahre. Dem folgte das Drücken diverser Knöpfe, Nicken und Gemurmel, bevor zwei Zahlen sauber auf ein separates Stück Papier übertragen wurden. Anschließend schritt er in würdevollem Tempo quer durch den Saal auf die Bühne. Er klopfte gegen das Mikrofon, was laut genug war, um für Stille zu sorgen. Die Menge wartete schon ungeduldig auf seine Worte.
»Gottverdammt«, fluchte Harry. »Es dauert jetzt schon über eine Stunde. Warum kommt Arthur nicht endlich in die Gänge?«
»Beruhige dich«, sagte Martha. »Versuch dich bitte zu erinnern, dass du dieses Mal nicht der Kandidat bist.«
»Die Anzahl der Bürgerinnen und Bürger, die bei der Wahl zum Senat ihre Stimme abgegeben haben, beträgt 42 429, was einer Wahlbeteiligung von 52,9 Prozent entspricht.« Mr Cooke verließ ohne ein weiteres Wort die Bühne und kehrte in die Mitte des Hufeisens zurück. Sein Team überprüfte daraufhin die Hunderterhaufen, aber es dauerte erneut zweiundvierzig Minuten, bevor der oberste Stadtrat wieder die Bühne erklomm. Dieses Mal musste er nicht erst gegen das Mikrofon klopfen. »Ich muss Sie darüber informieren, dass es siebenundsiebzig strittige Stimmzettel gibt. Ich bitte nun die beiden Kandidaten zu mir in die Mitte des Saales, damit sie entscheiden können, welche Stimmzettel als gültig ausgewiesen werden sollen.«
Zum ersten Mal an diesem Tag rannte Harry eilig zu Fletcher und packte ihn am Arm, bevor er zu Mr Cooke in das Hufeisen gehen konnte. »Das bedeutet, wer immer von euch beiden in Führung liegt, hat weniger als siebenundsiebzig Stimmen Vorsprung, sonst würde sich Cooke nicht die Mühe machen, diesen ganzen Hokuspokus durchzuziehen.« Fletcher nickte zustimmend. »Du musst also jemand aussuchen, der diese entscheidenden Stimmzettel für dich überprüft.«
»Die Wahl fällt mir nicht schwer«, erwiderte Fletcher. »Ich nehme Sie.«
»Das halte ich nicht für
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