Archer Jeffrey
gut«, entgegnete Harry, »denn das wird Mrs Hunter misstrauisch machen. Für diese Sache brauchst du jemanden, durch den sie sich nicht bedroht fühlt.«
»Wie wäre es dann mit Jimmy?«
»Gute Idee. Sie wird bestimmt davon ausgehen, dass sie ihn in die Tasche stecken kann.«
»Aussichtslos«, sagte Jimmy, der an Fletchers Seite auftauchte.
»Ich brauche dich möglicherweise«, meinte Harry geheimnisvoll.
»Warum?«, wollte Jimmy wissen.
»Ich habe so eine Ahnung«, entgegnete Harry. »Mehr ist es nicht. Aber sobald es darum geht, welche dieser kostbaren Stimmen gültig ist, müssen wir Mr Cooke im Auge behalten, nicht Barbara Hunter.«
»Er wird nicht am Ergebnis drehen, solange wir zu viert um ihn herumstehen«, meinte Jimmy. »Ganz zu schweigen von all den Leuten, die von der Galerie heruntersehen.«
»Er würde nicht im Traum daran denken, am Ergebnis zu drehen«, erklärte Harry. »Arthur Cooke ist einer der penibelsten Beamten, mit denen ich es je zu tun hatte. Aber er verabscheut Mrs Hunter.«
»Aus einem bestimmten Grund?«, fragte Fletcher.
»Seit Beginn des Wahlkampfs ruft sie ihn jeden Tag an und verlangt alle möglichen Statistiken in Bezug auf Sozialwohnungen oder Krankenhäuser, sogar juristische Aussagen zu Bebauungsplänen. Ich wette, die Vorstellung, dass sie in den Senat kommt, gefällt ihm gar nicht. Er hat genug am Hals, auch ohne Leute wie Barbara Hunter, die ihm ständig im Nacken sitzen.«
»Aber wie Sie schon sagten, er kann nichts tun.«
»Nichts, was illegal wäre«, räumte Harry ein. »Aber sollte bei einem Stimmzettel Unstimmigkeit herrschen, wird man ihn um einen Schiedsspruch bitten, und was immer er empfiehlt, sag einfach ›Ja, Mr Cooke‹, auch wenn du in dem Moment denkst, es könnte Mrs Hunter zum Vorteil gereichen.«
»Ich glaube, ich verstehe«, sagte Fletcher. »Ich verstehe gar nichts«, sagte Jimmy.
*
Su Ling warf einen prüfenden Blick auf den Esszimmertisch. Als es an der Haustür klingelte, rief sie gar nicht erst nach Nat, denn sie wusste, dass er wieder aus Der Kater mit Hut vorlas. »Lies es noch mal, Dad«, verlangte Luke stets, wenn sie zur letzten Seite gelangt waren. Als Su Ling die Tür öffnete, stand Tom mit einem bunten Strauß Tulpen vor ihr. Sie umarmte ihn, als ob seit ihrer letzten Begegnung nichts weiter geschehen sei.
»Willst du mich heiraten?«, fragte Tom.
»Wenn du gleichzeitig kochen, Der Kater mit Hut lesen, die
Haustür öffnen und den Tisch decken kannst, werde ich über deine Frage ernsthaft nachdenken.« Su Ling nahm die Blumen entgegen. »Danke, Tom.« Sie küsste ihn auf die Wange. »Die Tulpen werden auf dem Esszimmertisch einfach wundervoll aussehen.« Su Ling lächelte. »Es tut mir Leid wegen Julia Kirkbridge oder wie immer sie in Wirklichkeit heißt.«
»Erwähne diese Frau nie wieder in meiner Gegenwart«, bat
Tom.
»In Zukunft werden wir nur zu dritt zu Abend speisen. Eine
Ménage à trois. Traurigerweise ohne die Ménage.«
»Nicht heute Abend«, erwiderte Su Ling. »Hat Nat es dir nicht gesagt? Er hat irgendeinen Geschäftskollegen eingeladen. Ich nahm an, dass du Bescheid weißt und ich wie immer die Einzige bin, die er erst in letzter Sekunde davon in Kenntnis setzt.«
»Er hat mir gegenüber nichts erwähnt«, sagte Tom. In diesem Augenblick klingelte es an der Tür.
»Ich mache auf«, rief Nat, der die Treppe heruntergelaufen kam.
»Versprich mir, dass du nicht den ganzen Abend über Geschäftliches reden wirst«, verlangte Su Ling von Tom. »Ich will alles über deine Reise nach London hören …«
»Wie schön, Sie wiederzusehen«, hörte man Nat sagen.
»Es war doch nur ein kurzer Abstecher«, meinte Tom.
»Ich nehme Ihren Mantel«, sagte Nat.
»Ja, aber warst du auch im Theater?«
»… ja, ich habe Judi …«, fing Tom an, als Nat seinen Gast ins Wohnzimmer führte.
»Darf ich Ihnen zuerst meine Frau Su Ling vorstellen? Liebling, das ist Julia Kirkbridge, unsere Partnerin im CedarWood-Projekt, wie du sicher weißt.«
»Wie schön, Sie kennen zu lernen, Mrs Cartwright.«
Su Ling erholte sich schneller als Tom. »Nennen Sie mich doch bitte Su Ling.«
»Danke. Dann müssen Sie mich Julia nennen.«
»Julia, das ist mein Vorstandsvorsitzender, Tom Russell. Ich weiß, wie sehr er sich freut, Sie kennen zu lernen.«
»Guten Abend, Mr Russell. Nach dem, was Nat mir erzählt hat, habe ich mich auch schon darauf gefreut, Sie kennen zu lernen.« Tom schüttelte ihre Hand, wusste aber nicht, was er sagen sollte.
»Ich denke,
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