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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Kandidaten
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…«
Nat beschloss, sich in den hinteren Teil der Kathedrale zu setzen. Er sah wieder auf die Uhr. Es war eine Minute nach drei. Im Gehen wurde er sich bewusst, wie seine Schritte auf dem Marmorboden hallten. In diesem Moment hörte er eine Stimme sagen: »Möchtest du beichten, mein Sohn?«
Nat wirbelte nach links und sah einen Beichtstuhl, dessen Vorhang aufgezogen war. Ein katholischer Priester mit jüdischem Akzent? Nat lächelte, setzte sich auf die schmale Holzbank und zog den Vorhang zu.
    *
    »Sie sehen verdammt schick aus«, sagte der Fraktionsführer, als Fletcher sich zu seiner Rechten setzte. »Bei jedem anderen würde ich auf eine Geliebte tippen.«
    »Ich habe ja auch eine Geliebte«, erwiderte Fletcher. »Sie heißt Annie. Übrigens werde ich gegen 14 Uhr gehen müssen.«
Ken Stratton sah auf die Tagesordnung. »Von mir aus gern. Abgesehen vom Bildungsgesetz scheint es nicht viel zu geben, wo Sie dabei sein müssten, außer vielleicht bei der Entscheidung über die Kandidaten für die nächste Wahl. Wir gehen alle davon aus, dass Sie erneut für Hartford kandidieren wollen, falls Harry keine Pläne für ein Comeback geschmiedet hat. Wie geht es dem alten Haudegen?«
»Ein wenig besser«, meinte Fletcher. »Er ist rastlos, mischt sich in alles ein, ist reizbar und verhält sich starrsinnig.«
»Also hat er sich nicht geändert«, scherzte Ken.
Fletcher begutachtete die Tagesordnung. Er würde nur das Thema Sponsoring verpassen und dieser Punkt stand schon seit seinem allerersten Tag als Senator auf jeder Tagesordnung und würde dort auch noch lange nach seinem Ausscheiden aus dem Amt aufzufinden sein.
Um 12 Uhr mittags rief der Fraktionsführer zur Ordnung und bat Fletcher, seinen Zeitplan für das Bildungsgesetz vorzulegen. In den nächsten dreißig Minuten umriss Fletcher seine Eingabe und ging in beträchtlicher Genauigkeit auf jene Klauseln ein, bei denen er einen Einspruch der Republikaner erwartete. Nach fünf oder sechs Fragen von seinen Kollegen wurde Fletcher klar, dass seine gesamten juristischen und rhetorischen Fähigkeiten gefordert sein würden, wenn er dieses Gesetz durch den Senat bringen wollte. Die letzte Frage kam erwartungsgemäß von Jack Swales, dem dienstältesten Mitglied des Senats. Er stellte immer die letzte Frage und das war dann das Zeichen, dass man mit dem nächsten Punkt der Tagesordnung fortfahren musste.
»Wie viel wird das den Steuerzahler kosten, Herr Senator?«
Einige Senatsmitglieder grinsten, während Fletcher das übliche Ritual abspulte: »Das wird vom Budget abgedeckt, Jack, da es bei der letzten Wahl Teil unseres Wahlprogramms war.«
Jack lächelte und der Fraktionsführer erklärte: »Zweiter Punkt der Tagesordnung: die Kandidaten für die nächste Wahl.«
Fletcher hatte eigentlich geplant, sich leise aus dem Saal zu schleichen, sobald die Diskussion in Gang gekommen war, aber Ken überraschte ihn mit der Ankündigung: »Mit großem Bedauern möchte ich meine Kollegen davon in Kenntnis setzen, dass ich für die nächste Wahl nicht mehr zur Verfügung stehen werde.«
Fletcher wurden die unmittelbaren Folgen von Kens Entscheidung klar: Nun war er der Favorit für das Amt des Fraktionsführers. Als sein Name aufgerufen wurde, stellte Fletcher klar, dass er für eine Wiederwahl zur Verfügung stand. Er glitt aus dem Saal, als Jack Swales gerade zu seiner Rede ansetzte, warum er es seiner Meinung nach als seine Pflicht erachtete, sich im Alter von 82 Jahren zur Wiederwahl zu stellen.
Fletcher fuhr die halbe Meile zum Krankenhaus und stieg die Stufen in den zweiten Stock zu Fuß hoch, anstatt auf den Aufzug zu warten. Er trat in das Zimmer und fand Harry, wie er einem aufmerksamen Publikum, das aus zwei Personen bestand, das Gesetz Amtsanklagen auseinander setzte. Martha und Annie drehten den Kopf, als Fletcher eintrat.
»Ist bei der Parteisitzung etwas vorgefallen, worüber ich Bescheid wissen sollte?«, fragte Harry.
»Ken Stratton wird zur nächsten Wahl nicht mehr antreten.«
»Das überrascht mich nicht. Ellie ist schon geraume Zeit krank und sie ist das Einzige, was er mehr liebt als die Partei. Das könnte aber bedeuten, dass du zum Fraktionsführer gewählt wirst, wenn wir es erneut in den Senat schaffen.«
»Was ist mit Jack Swales? Wird er nicht davon ausgehen, dass er ein Anrecht auf dieses Amt hat?«
»In der Politik hat man auf gar nichts ein Anrecht«, erklärte Harry.
»Jedenfalls wette ich, dass kein anderes Senatsmitglied ihn unterstützen wird. Und

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