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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Kandidaten
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Leid, das zu hören.« Der Tonfall von Mr Goldblatz änderte sich sofort. »Falls es Ihnen ein Trost ist: Ich bin auch einmal von Taft weggelaufen, aber nachdem ich mein gesamtes Taschengeld auf den Kopf gehauen hatte, habe ich schon am folgenden Tag beschlossen, umzukehren.«
Nat lachte. »Danke für Ihr Verständnis.«
»Gern geschehen. Rufen Sie mich doch an, sobald Sie wissen, wann Sie für ein Treffen abkömmlich sind.«
»Ja, natürlich, Mr Goldblatz. Ich frage mich, ob ich Sie um einen Gefallen bitten dürfte.«
»Gern.«
»Bitte erzählen Sie Ralph Elliot nichts von diesem Gespräch.«
»Darauf gebe ich Ihnen mein Wort, Mr Cartwright. Er hat ohnehin keine Ahnung, dass ich mich mit Ihnen treffen möchte.«
Als Nat den Hörer auflegte, fragte Su Ling: »War das nicht ein wenig riskant?«
»Nein, das glaube ich nicht«, erwiderte Nat. »Ich habe vielmehr das Gefühl, Mr Goldblatz und ich haben eine Gemeinsamkeit entdeckt.«
Als Su Ling durch die Tore von Taft fuhr, stiegen Erinnerungen in Nat hoch: Wie sich seine Mutter verspätet hatte, wie er mit schlotternden Knien durch den Mittelgang der vollen Aula schritt und sich neben Tom setzte, wie er fünfundzwanzig Jahre später seinen Sohn an seinem ersten Schultag begleitete. Jetzt konnte er nur hoffen, dass es seinem Jungen gut ging und er in Sicherheit war.
Su Ling parkte vor dem Haus des Direktors und noch bevor sie den Motor ausgeschaltet hatte, entdeckte Nat schon Mrs Henderson, die Frau des Direktors, die die Stufen herunterschritt. Er spürte, wie sich ihm der Magen drehte, bis er das Lächeln in ihrem Gesicht entdeckte. Su Ling sprang aus dem Wagen.
»Man hat ihn gefunden«, sagte Mrs Henderson. »Er war bei seiner Großmutter und hat ihr mit der Wäsche geholfen.«
    *
    »Wir fahren jetzt direkt ins Krankenhaus und sehen nach deinem Vater. Dann können wir entscheiden, ob einer von uns nach Lakeville fährt und Lucy besucht.«
    »Lucy wäre traurig, wenn sie es wüsste«, meinte Annie. »Vielleicht ist es besser, ihr noch nicht zu sagen, was geschehen ist. Zumal sie ihn gar nicht besuchen könnte.«
    »Womöglich hast du Recht. Jedenfalls hat er sie letzte Woche noch besucht.«
»Das wusste ich gar nicht«, sagte Fletcher.
»Doch, hat er. Die beiden planen irgendetwas«, erzählte Annie, als sie auf den Parkplatz des Krankenhauses bog.
Als sich die Aufzugstüren öffneten, schritten sie rasch den Flur hinunter zu Harrys Zimmer. Martha stand auf, als sie eintraten, ihr Gesicht totenbleich. Annie nahm ihre Mutter in den Arm, während Fletcher seine Hand auf Jimmys Schulter legte. Er sah zu Harry hinunter, dessen Haut über dem Gesicht spannte, die Wangen eingefallen, Nase und Mund mit einer Sauerstoffmaske bedeckt. Neben ihm piepste ein Monitor, das einzige Anzeichen, dass er noch am Leben war.
Die vier setzen sich schweigend um das Bett. Martha hielt die Hand ihres Mannes. Nach einigen Augenblicken sagte sie: »Denkt ihr nicht, dass einer von euch beiden zu Lucy fahren und nach ihr sehen sollte? Hier könnt ihr ohnehin nicht viel tun.«
»Ich rühre mich nicht von der Stelle«, erklärte Annie. »Aber ich denke, dass Fletcher fahren sollte.«
Fletcher nickte zustimmend. Er küsste Martha auf die Wange, sah Annie an und sagte: »Ich komme sofort zurück, sobald ich mich versichert habe, dass es Lucy gut geht.«
Während der Fahrt nach Lakeville wanderten Fletchers Gedanken von Harry zu Lucy und einen Augenblick lang auch zu Al Brubaker, aber er stellte fest, dass es ihn nicht länger interessierte, was der Parteivorsitzende von ihm wollte.
»Bitte, Gott, lass Harry am Leben«, betete Fletcher laut, als er auf das Gelände seiner alten Schule bog und den Wagen vor dem Eingang zum Krankenrevier parkte. Eine Krankenschwester begleitete den Senator ans Bett seiner Tochter. Als er den Gang mit den leeren Betten entlangging, sah er in der Ferne ein Gipsbein, das hoch in die Luft ragte. Es erinnerte ihn daran, wie er sich um die Schülerpräsidentschaft beworben hatte und sein Rivale die Wähler am Wahltag sein Gipsbein hatte signieren lassen.
»Du bist eine Schwindlerin«, rief Fletcher, noch bevor er das breite Lächeln auf Lucys Gesicht sah und die Limonadenflaschen und Chipstüten, die um sie verstreut waren.
»Ich weiß, Dad, und ich habe es sogar geschafft, eine MatheArbeit zu verpassen, aber am Montag muss ich zurück in den Unterricht, wenn ich noch Jahrgangssprecherin werden will.«
»Deswegen hat Grandpa dich also besucht, dieser verschlagene, alte

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