Archer Jeffrey
jetzt verschwende keine Zeit mehr. Ich weiß, du musst nach Washington zu deinem Treffen mit Al Brubaker. Ich will nur wissen, wann du zurückkommst.«
»Gleich morgen früh«, sagte Fletcher. »Wir bleiben nur eine Nacht.«
»Dann schau auf dem Rückweg vom Flughafen vorbei. Ich will Wort für Wort hören, warum Al dich zu sich bestellt hat. Grüß ihn von mir – er ist der beste Vorsitzende, den die Partei seit Jahren hat. Und frag ihn, ob er meinen Brief bekommen hat.«
»Deinen Brief?«, wiederholte Fletcher.
»Frag ihn einfach«, sagte Harry.
»Ich finde, er sieht schon viel besser aus«, verkündete Fletcher, als er und Annie zum Flughafen fuhren.
»Finde ich auch«, erwiderte Annie. »Man hat Martha gesagt, dass sie ihn nächste Woche vielleicht schon nach Hause lassen, wenn – und nur wenn – er verspricht, es locker anzugehen.«
»Versprechen wird er das bestimmt«, sagte Fletcher, »aber sei dankbar, dass die nächste Wahl erst in zehn Monaten ist.«
Der Flug in die Hauptstadt hatte fünfzehn Minuten Verspätung, aber Fletcher hatte das einkalkuliert, darum war er bei der Landung zuversichtlich, dass ihnen genug Zeit blieb, um im Willard Hotel einzuchecken, zu duschen und um 20 Uhr in Georgetown zu sein.
Das Taxi fuhr zehn Minuten nach sieben vor dem Hotel vor. Als Erstes fragte Fletcher den Portier, wie lange man mit dem Wagen nach Georgetown brauche.
»Zehn, vielleicht fünfzehn Minuten«, erwiderte der Empfangschef.
»Dann bestellen Sie bitte für 19 Uhr 45 ein Taxi für mich.«
Annie duschte und schlüpfte in ein Cocktailkleid, während Fletcher im Zimmer auf und ab tigerte und alle paar Sekunden auf die Uhr sah. Er öffnete um 19 Uhr 51 die Taxitür für seine Frau.
»Ich muss in« – er sah auf seine Armbanduhr – »neun Minuten in der N Street 3038 sein.«
Der Taxifahrer fädelte sich durch den abendlichen Verkehr und brachte es fertig, zwei Minuten nach acht vor dem Haus des Parteivorsitzenden vorzufahren. Schließlich wusste er, wer ihn bezahlen würde.
»Wie schön, Sie wiederzusehen, Fletcher«, sagte Al Brubaker, als er die Haustür öffnete. »Und Sie sind Annie, nicht wahr? Ich glaube, wir sind uns noch nie begegnet, aber natürlich weiß ich von Ihrer Arbeit für die Partei.«
»Die Partei?«, meinte Annie.
»Sitzen Sie in Hartford nicht im Elternbeirat und im Krankenhauskomitee?«
»Ja, schon«, wehrte Annie ab. »Aber das habe ich immer nur als Arbeit für das Gemeinwohl betrachtet.«
»Genau wie Ihr Vater«, lächelte Al. »Wie geht es dem alten Heißsporn?«
»Wir waren eben noch bei ihm«, erzählte Fletcher. »Er sieht schon viel besser aus und lässt Sie herzlich grüßen. Er wollte wissen, ob Sie seinen Brief erhalten haben.«
»Ja, das habe ich. Er gibt wirklich nie auf, oder?«, erwiderte Brubaker grinsend. »Jetzt gehen wir am besten in die Bibliothek und ich mixe Ihnen einen Drink. Jenny sollte auch gleich nach unten kommen.«
*
»Wie geht es Ihrem Jungen?«
»Danke, gut, Mr Goldblatz. Seine Abwesenheit erwies sich als
eine Herzensangelegenheit.«
»Wie alt ist er?«
»Sechzehn.«
»Das richtige Alter, um sich zu verlieben. Und nun, mein
Sohn, haben Sie etwas zu beichten?«
»Ja, Vater, nächste Woche um diese Zeit werde ich der Vorsitzende der größten Bank des Bundesstaates sein.«
»Nächste Woche um diese Zeit sind Sie möglicherweise nicht einmal mehr Geschäftsführer einer der kleineren Banken im Bundesstaat.«
»Wie kommen Sie auf diese Idee?«, wollte Nat wissen. »Das, was Sie für einen brillanten Coup halten, könnte nach
hinten losgehen, weil Sie sich nämlich finanziell übernommen haben.«
»Es wird knapp werden«, meinte Nat, »aber ich glaube immer noch, dass wir es schaffen können.«
»Gott sei Dank ist keiner von uns beiden katholisch, Mr Cartwright, sonst würden Sie jetzt erröten und ich würde Ihnen eine Buße von drei Ave Marias auferlegen. Aber fürchten Sie sich nicht, ich suche Erlösung für uns beide.«
»Muss ich denn erlöst werden, Vater?«
»Wir brauchen beide Erlösung, darum ha … ha … habe ich Sie um dieses Treffen gebeten. Diese Schlacht ist für keinen von uns gut und wenn sie über den Sonntag hinausreicht, werden
unsere beide Finanzinstitute leiden und Ihres wird womöglich sogar geschlossen.«
»Ich warte auf Ihre Anweisungen, Vater.«
»Ich habe Ihre Karriere in den letzten Jahren mit Interesse verfolgt, mein Sohn. Sie sind sehr klug, überaus gewissenhaft
und von großer Entschlossenheit, doch am meisten bewundere
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